Düsseldorf Kino mit Hinterhof-Charme startet bald

Düsseldorf · Filme gucken wie bei Freunden auf der Terrasse: Das ist ab 1. August bei den "Flingern-Lichtspielen" möglich. Dann kann man im Hinterhof der Filmwerkstatt auf einem Liegestuhl Platz nehmen und eine Auswahl besonderer Filme sehen.

 Die Leinwand muss noch an der Graffiti-Wand montiert werden, aber ab 1. August können Zuschauer dann - wie der künstlerische Leiter der Filmwerkstatt Jan Wagner - im Hinterhof auf Liegestühlen Platz nehmen und Filme schauen.

Die Leinwand muss noch an der Graffiti-Wand montiert werden, aber ab 1. August können Zuschauer dann - wie der künstlerische Leiter der Filmwerkstatt Jan Wagner - im Hinterhof auf Liegestühlen Platz nehmen und Filme schauen.

Foto: Bauer

Der Hinterhof der Filmwerkstatt hat einen eigentümlichen, aber auch liebenswerten Charme: Graffiti an den Fassaden, wild wuchernde Sträucher, stillgelegte und zugewachsene Gleise, und aus dem Hintergrund ist immer wieder das Knattern vorbeifahrender Züge zu hören.

In dieser besonderen Kulisse werden bald Filme gezeigt, die mit ihrer subtilen, teilweise sehr stillen Art wie gemacht sind für eine Vorführung in einem Hinterhof und dem durchschnittlichen Zuschauer in den vergangenen Jahren wohl eher verborgen geblieben sein dürften (bis auf den Ausnahme-Fall "All is Lost" mit Robert Redford). Ab 1. August präsentiert die Filmwerkstatt bei den "Flingern-Lichtspielen" an acht Abenden deutsche und ausländische Filme, die ohne dramatische Explosionen und andere Knalleffekte auskommen.

Darunter ist "Nebraska", eine filmische Odyssee in Schwarz-Weiß, bei der ein Sohn seinen von Alkoholismus und Demenz gekennzeichneten Vater Woody auf einer 150 Kilometer langen Reise durch die USA begleitet, weil dieser seinen Gewinn in Höhe von einer Million Euro abholen will - der war ihm in einer Spam-Postsendung versprochen worden (in den Hauptrollen: Bruce Dern, Will Forte und Stacy Keach). "Prince Avalanche" erzählt von zwei Kollegen, die den Sommer in einem von Bränden zerstörten und menschenleeren Waldgebiet mit dem monotonen Auftrag verbringen, die Fahrbahnmarkierungen der kilometerlangen Landstraße zu erneuern. Eine lakonische Komödie und ein philosophisches Road-Movie.

Bei der Auswahl der Filme achte man darauf, dass sie sich für eine Vorführung in dem kleinen Open-Air-Kino eignen, sagt Jan Wagner von der Filmwerkstatt. Wichtig sei es, dass die Atmosphäre der Filme zu der des Hinterhof-Kinos passe. Und die Auswahl der diesjährigen Filme zeigt, dass man mal wieder ein gutes Händchen bewies.

Die "Flingern-Lichtspiele", die jeden Sommer aufgeführt werden, sind immer auch eine wichtige Plattform für den Filmnachwuchs aus Düsseldorf und ganz Nordrhein-Westfalen: Denn vor jedem Hauptfilm wird ein Kurzfilm gezeigt. Einige Filme entstanden an der Kölner Kunsthochschule für Medien (etwa "Gradually" von Benjamin Ramirez Perez, der dafür 2013 den Preis der Deutschen Filmkritik als bester Experimentalfilm gewann). Andere Filme entstanden als Dokumentarfilmübung des Filmcoaching-Kurses, der von der Film- und Medienstiftung des Landes unterstützt wird, darunter "The Point is Poetry" von Dominic Bremer, Martino Bresan und weiteren Dokumentarfilmern.

Wenn am 1. August (Freitag) der erste Film der "Flingern-Lichtspiele" bei Einbruch der Dämmerung gezeigt wird, werden viele der 80 bis 100 Zuschauer in gemütlichen Liegestühlen (gegen eine kleine Gebühr) oder in einem der Klappstühle sitzen, die im Hinterhof dann auf zwei Ebenen aufgereiht sein werden. Dann werden auch die wild wuchernden Gewächse gestutzt worden sein. Für Getränke wird in der Bar der Filmwerkstatt gesorgt. Und sollte es wider Erwarten regnen, wird auch für den Fall alles vorbereitet sein: Dann werden die Filme eben im eigenen Werkstatt-Kino gezeigt.

Doch die meisten Zuschauer freuen sich natürlich auf das Kino mit Hinterhof-Charme, auf einen Filmabend wie bei Freunden auf der Terrasse.

(RP)
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