Strenge Sicherheitsvorschriften Auch Uerige sagt Kirmes-Zelt ab

Nach der Hausbrauerei Füchschen hat nun auch der Uerige erklärt, er werde dieses Jahr auf der Kirmes nicht vertreten sein. Damit verliert das Volksfest sein zweites, sehr beliebtes Party-Zelt. Wirte sind verunsichert, Kirmes-Macher reagieren mit Unverständnis.

 In diesem Jahr wird es auf der Kirmes kein Uerige-Zelt geben.

In diesem Jahr wird es auf der Kirmes kein Uerige-Zelt geben.

Foto: RP, Andreas Bretz

Eine weitere Attraktion der Größten Kirmes am Rhein ist gestern abgesagt worden: Die Hausbrauerei Uerige teilte mit, man werde dieses Jahr nicht mit einem Zelt auf der Kirmes vertreten sein. Damit hat nach der Absage des Füchschens vor zwei Wochen eine weitere Brauerei die Konsequenzen aus den neuerdings scharf kontrollierten Sicherheitsauflagen gezogen.

Für Uerige-Chef Michael Schnitzler sind die Hauptgründe "das hohe Maß an Planungsunsicherheit und die nicht mehr überschaubaren Risiken für den Betrieb eines Kirmeszelts." Schnitzler weiter: "Das war für uns die schwierigste Entscheidung seit Jahren, wir haben es uns nicht leicht gemacht und mit Sicherheitsexperten mehrere Modelle durchgespielt. Am Ende sahen wir keinen Weg, der die gewünschte umfassende Sicherheit garantiert und gleichzeitig das fröhliche Kirmeserleben zulässt." Man werde nun an einem neuen Konzept für 2012 arbeiten.

Dass die Kirmesveranstalter, also die Schützen, aus der Katastrophe der Love-Parade Konsequenzen ziehen, hält Schnitzler für richtig. Aber er meint ".Die Risikobewertung steckt nach den schrecklichen Ereignissen jedoch noch am Anfang." Die Konzerte im Uerige-Zelt seien Klassiker, deren besondere Atmosphäre bei der Vorgabe von zwei Besuchern pro Quadratmeter sich vermutlich nicht mehr einstellen werde. "Auf einem Volksfest müssen fraglos Mindeststandards gelten", so Schnitzler, "aber völlige Sicherheit kann niemand garantieren."

Schützen-Chef Lothar Inden will das so nicht stehen lassen. Er findet die Entscheidungen der Brauereien "bedauerlich" und hält sie für vorschnell gefällt.

Bruno Schmelter (Schausteller-Verband) drückt es noch deutlicher aus: Er hat kein Verständnis für die Wirte und meint, die hätten wohl in den vergangenen Jahren "ihre Hausarbeiten nicht gemacht". Seine Kollegen seien es seit langem gewohnt, hohe Sicherheitsstandards nicht nur zu kennen, sondern sie auch nachprüfbar umzusetzen.

Auch Kirmes-Architekt Thomas König hält die Reaktion der Gastronomen für "zu hoch gekocht". Die Sicherheitskonzepte gebe es schon seit Jahren, aber nun würden sie eben auch überprüft. König: "Bisher lief das alles ohne Titel und ohne Dokumentation, aber das ist jetzt vorbei!" Was er meint: Vor allem in den Zelten wurde von allen Seiten ein Auge zugedrückt, und das durchaus mit dem Willen der Gäste — denn die finden es erst dann richtig gut, wenn es sich knubbelt. Aber das will nun keiner mehr akzeptieren: Die Angst, bei einem Unfall die Verantwortung tragen zu müssen, ist groß.

Die Schützen selbst haben auf jeden Fall nachgebessert. Sie werden einen zusätzlichen Rettungsweg freihalten und haben dafür sogar in Kauf genommen, bereits zugesagten Schaustellern wieder absagen zu müssen. Zudem werde man den oberen Weg am Deich als obere Umfahrung freihalten und gegebenenfalls nutzen. Das verfeinerte Konzept wollen sie nächste Woche vorstellen. Sie haben es gemeinsam mit der Sicherheitsexpertin Sabine Funk erarbeitet, mit der man seit längerem die Abläufe und Vorgaben der Kirmes unter die Lupe genommen und daraus neue Regeln entwickelt hat.

(RP)
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