Rummel-Kolumne Die Rheinkirmes muss sich entwickeln

Düsseldorf · Kirmes hat wieder gezeigt, über welche Anziehungskraft sie verfügt. Aber die Zeichen mehren sich, dass das klassische Volksfest vor einer schweren Zukunft steht. Vier Vorschläge für die nächsten Jahre.

Größte Kirmes am Rhein wegen Unwetter für gesperrt
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Rheinkirmes wegen Unwetter für Besucher gesperrt

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Foto: Anne Orthen

Man könnte meinen, eine Kirmes müsse sich nicht verändern. Die romantische Vorstellung besagt, es habe immer Volksfeste gegeben und es werde sie auch immer geben. Das stimmt heute weniger als je zuvor. Die Schausteller-Branche steckt in einer schweren Krise. Wer die spektakulärsten Fahrgeschäfte sucht, geht inzwischen in Freizeitparks. So große reisende Achterbahnen wie sie in Düsseldorf zu erleben waren, werden gar nicht mehr gebaut. Und: Die Zahl der Großveranstaltungen ist gewachsen, die Konkurrenz wird immer größer. Die Folge: Selbst die Rheinkirmes ist nur noch das größte unter vielen Sommer-Events in der Stadt.

Das ist kein Grund zur Panik - die letzten Tage haben wieder gezeigt, wie groß die Anziehungskraft immer noch ist. Aber die Zeiten ändern sich, und auch die größte Kirmes am Rhein sollte darauf reagieren. Düsseldorf war immer der Ort, an dem die größten Neuheiten unter den Fahrgeschäften präsentiert wurden. Die Grenzen von Höher, Schneller, Weiter sind aber nahezu erreicht. Jetzt kann die Rheinkirmes der Vorreiter darin sein, ein Volksfest für das 21. Jahrhundert zu entwickeln. Vier Ideen:

Düsseldorf: Party im Füchschen-Zelt auf der Kirmes
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Düsseldorf: Party im Füchschen-Zelt auf der Kirmes

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Foto: tonight/Natali Krichevski

Mehr Düsseldorf Der Uerige hat in diesem Jahr etwas Besonderes gemacht. Er hat in seinen Biergarten das DJ-Duo Strandpiraten eingeladen, das man wirklich nicht auf der Kirmes erwartet hätte, einen mobilen Friseur und eine Rockabilly-Band. Das war sicher nichts für alle Besucher - aber es hat ein eigenes, anderes Publikum gefunden. Diesen Ansatz gilt es weiterzuverfolgen. Es gibt in dieser Stadt eine Menge Menschen, die etwas Besonderes können. Je mehr von ihnen auf der Kirmes dabei sind, desto besser. Kirmesarchitekt Thomas König hat angedacht, mal eine Kunstausstellung oder eine Modenschau auszurichten. Nicht für alles wird sich ein kirmestaugliches Format finden lassen. Aber es gilt: Die größten Fahrgeschäfte lassen sich überall aufstellen. Wenn die Kirmes noch stärker ein originär Düsseldorfer Sommerfest für möglichst breite Kreise von Besuchern wird, bleibt sie eine unverkennbare Marke.

Bessere Gastronomie Nichts liegt mehr im Trend als gutes Essen. Davon zeugt der Ansturm auf die Street-Food-Festivals, auf denen aus mobilen Buden verkauft wird. Wohlgemerkt: Ein Volksfest muss kein Platz für Schickimicki-Sushi werden. Aber für mehr handwerklich gut gemachte und attraktiv präsentierte Klassiker sollte ein Platz zu finden sein.

Mehr Nostalgie Im allgemeinen Lärm auf der Kirmes geht fast unter, welche alten Schätze dort zu finden sind. Klassiker wie die Tobbogan-Rutsche oder die Holz-Go-Kart-Bahn repräsentieren Geschichte und Kultur des Jahrmarkts - und haben einen Reiz, der zum Zeitgeist passt. Düsseldorf sollte darüber nachdenken, wie man die alten Schätzchen besser würdigen kann.

Besseres Marketing Die Kirmes ist ein Geschenk der St.-Sebastianus-Schützen an die Stadt. Mit viel ehrenamtlichem Engagement (und großer Unterstützung vieler Beteiligter von Rheinbahn über Verkehrskadetten bis zum DRK) stellen sie das Fest in jedem Jahr auf die Beine. Es liegt an der Stadt, den Verein zu unterstützen, das Marketing zu verbessern. Wie lassen sich die Wünsche der Besucher ermitteln und in Konzepte umsetzen? Bei DMT, Messe und DCSE sitzen Experten für solche Fragen, die dabei helfen sollten, der Kirmes neue Impulse zu geben.

(RP)
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