Düsseldorf Klein, aber am Rhein in Kaiserswerth

Düsseldorf · Der Wochenmarkt am Kaiserswerther Markt besteht aus nur sechs Ständen. Doch genau wegen dieser ganz besonderen Atmosphäre schätzen ihn Händler und Kunden gleichermaßen.

 Fischhändler Willem Gerstenberg und Sohn Mauritz haben sich eine Stammkundschaft erarbeitet.

Fischhändler Willem Gerstenberg und Sohn Mauritz haben sich eine Stammkundschaft erarbeitet.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Mit Kopfstein gepflastert und von Backsteinhäusern gesäumt, öffnet sich das westliche Ende des Kaiserswerther Markts zum Rhein. Ein Mann und zwei Frauen, augenscheinlich Touristen, hantieren mit einem Selfiestick, um sich vor der historischen Fassade des Sternerestaurants "Im Schiffchen" zu fotografieren. Die Feuerwehr liefert mit einem stadtweiten Sirenentest den Soundtrack dazu.

Ansonsten ist nicht viel los. Die Verkäufer an den Ständen des Wochenmarkts sind gegenüber den Käufern in der Überzahl. Wilhelm Kerssenberg, Inhaber des Fischstands, macht sich deswegen aber keine Sorgen, er vertraut auf seine Stammkunden: "Die kommen immer. Spätestens zur Mittagszeit, um Backfisch zu kaufen." Natürlich sei in der wärmeren Jahreszeit mehr los: "Vor allem, wenn die Weiße Flotte anlegt, dann ist hier alles voll." Der Niederländer kommt aus Venlo und verkauft seit 34 Jahren Fisch, größtenteils in Düsseldorf: "Hier sind alle Märkte klein, außer der am Carlsplatz." Aber die sechs Stände am Kaiserswerther Markt seien selbst für Düsseldorfer Verhältnisse etwas zu bescheiden: "Mehr Stände wären schon gut. Es ist schade, dass es kein Geflügel und keinen Käse mehr gibt."

Ferdinand Beils stört das nicht weiter: "Wenn ich größere Auswahl will, gehe ich auf den Wochenmarkt im Klemensviertel." Er ist einer der Stammkunden von Kerssenberg und kommt fast jede Woche, meist, um Bismarckheringe oder Rollmöpse zu kaufen. An diesem Mittwoch sind es Bismarckheringe, vier Stück: "Die werden eingelegt, mit Äpfeln und Zwiebeln."

Auch Ralph Thiel kommt fast jede Woche zum Kaiserswerther Markt. Ihm gefällt die ruhige Atmosphäre: "Hier kann man mal einen Klönschnack halten, wird nicht so abgefertigt wie auf den größeren Märkten." Dafür nehme er auch die höheren Preise in Kauf: "Bei den kleinen Mengen, die ich kaufe, stört mich das nicht." Thiel steht am Obst- und Gemüsestand und bestellt "sechs Eier, Größe L, Farbe egal", außerdem Äpfel, Kartoffeln, Tomaten, Schnittlauch und Suppengrün. Juniorchef Alexander Nüchter packt Thiels Bestellungen zusammen und kassiert, zwischendurch tauschen die beiden scherzhafte Bemerkungen aus. Nachdem Thiel, in beiden Händen grüne Plastiktüten, gegangen ist, erklärt Nüchter, was ihm an diesem Wochenmarkt gefällt: "Der Umgang ist freundschaftlich-familiär, man kennt sich, man schätzt sich."

Diese Form des Miteinanders findet auch Olaf Lange, Verkäufer am Brot- und Kuchenstand, angenehm: "Die Leute hier sind sehr freundlich und offen. Es gibt gute Gespräche, keinen Stress. Es kommen auch viele Touristen, mit denen ich dann Englisch spreche." Der Umsatz allerdings könne etwas höher sein: "Wobei der für die Jahreszeit schon okay ist." Lange glaubt, dass der Wochenmarkt sich trotz seiner geringen Größe halten wird: "Schon deshalb, weil die Kaiserswerther das so wollen." Dorothee Marquardt ist Kaiserswertherin und sehr für den Erhalt des Wochenmarkts: "Ich finde den herrlich, ich komme immer auf dem Weg zur Arbeit vorbei." Sie hat gerade zehn Brötchen und ein Brot gekauft. Der Rosinenstuten, den sie eigentlich auch haben wollte, war schon vergriffen. Vor allem wegen der Backwaren schätzt sie den Wochenmarkt, nur ungern kauft sie die im Supermarkt: "Hier sind die frischer und besser."

(bjn)
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