Thorben Meier Kleinschreibung steht zur Diskussion

Düsseldorf · Der Leiter Markenkommunikation der Düsseldorf Marketing GmbH berichtet von den Reaktionen der Bürger auf die neue Dachmarke, dem Einfluss der Vergangenheit und den Punkten im Konzept, die sich noch ändern könnten.

In den Räumen des Stadtmuseums gibt es im Moment zwei Ausstellungen und einen Schreibtisch zu sehen. Durch die Schau zur Stadtgeschichte schlängelt sich eine Reihe Stelen, auf denen die Düsseldorf Marketing GmbH zeigt, wie sie das Konzept für die neue Dachmarke erarbeitet hat. An dem Schreibtisch im ersten Obergeschoss sitzen die Männer, die dafür verantwortlich sind und diskutieren ihre Ideen mit den Besuchern: Frank Schrader, Florian Bünning und Thorben Meier. Letzteren trafen wir dort zum Gespräch. Ausstellung und Dialog laufen noch bis zum 5. Februar.

Ihr Schreibtisch steht etwas versteckt. Wie viele der Besucher finden Sie hier denn überhaupt?

Thorben Meier Die interessierten Besucher gehen ja durch die ganze Ausstellung und landen dann bei uns. Sie diskutieren mit uns, wir gehen aber auch rum und machen kleine Touren.

Wie viele Gespräche haben Sie so schon geführt?

Meier Es wäre vermessen zu sagen, wir haben hier eine Blockbuster-Ausstellung. Aber am Ende der 15 Tage werden es gut 100 Gespräche gewesen sein. Viele dauern eine Stunde und länger. Das Feedback ist qualitativ sehr gut.

Was kritisieren die Besucher am häufigsten?

Meier Was die Düsseldorfer wirklich umtreibt, ist der kleingeschriebene Name der Stadt. Das lässt keinen kalt. Es gibt klare Befürworter, und es gibt klare Gegner. Für uns ist das hoch interessant, weil wir dem gar nicht so eine große Bedeutung beigemessen haben. Für uns ist das eine kleine Stellschraube im Konzept.

Wofür?

Meier Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass kleingeschriebene Namen von Unternehmen oder Institutionen sympathisch und nahbar wirken. Und darum geht es uns unter anderem ja auch: Düsseldorf sympathischer zu machen.

Wie hat sich Ihre Haltung durch die Kritik verändert?

Meier Wir überlegen, ob wir noch einmal eine kleine Marktforschung zur Kleinschreibung machen. Es hat ja keinen Sinn, eine Marke aufzubauen, wenn die Schreibweise den Düsseldorfern nicht gefällt.

Wenn die Marktforschung ergäbe, dass eine Mehrheit gegen die Kleinschreibung ist, würden Sie sich dann davon trennen?

Meier Aus meiner ganz persönlichen Sicht: Ja. Das ist möglich.

Was loben die Besucher?

Meier Wir haben offenbar das Lebensgefühl getroffen. Viele sagen: Ja, das ist meine Stadt. Die Leute merken, dass wir ganz tief reingekrochen sind in die Stadt, statt mit Klischees zu arbeiten. Da haben sich nicht ein paar Kreative im Labor etwas ausgedacht, sondern wir haben etwas freigelegt, dass schon da ist, dass jetzt in der Kommunikation stärker betont werden sollte.

Sie haben Ihren Prozess hier im Museum mit der Stadtgeschichte verknüpft. Wie funktioniert das in den Augen der Besucher?

Meier Es ist faszinierend, wie die Vergangenheit die Gegenwart bestimmt. Das erklärt zum Beispiel, warum die Düsseldorfer so weltoffen sind.

Wie das?

Meier Düsseldorf war bei einer Gründung klein, spielte in der Politik aber schon eine wichtige Rolle. Es musste also Bündnisse schließen und sich nach außen öffnen. Es entwickelte sich eine lange Tradition der Humanisten, es gab den Einfluss des Code civil und den Widerstand gegen die preußische Vormacht, für den sogar die Kölner einen Jubelmarsch als Unterstützung des Widerstands gestartet haben. Düsseldorf war schon immer eine Stadt der Freigeister, und so ist sie heute eben auch eine Stadt der Werber, Designer und Künstler.

Am Ende Ihrer Suche nach der Düsseldorfer Identität standen die Begriffe Nähe und Freiheit. Wie verhindern Sie, dass aus nah zu nah wird?

Meier Wir haben in der Marktforschung ein Konzept ausprobiert, das komplett auf Nähe setzt. Das war den Leuten in der Tat zu viel. Sie mögen Nähe, wollen aber auch Ihre Freiheit haben. Genau diese Balance macht die Düsseldorfer Nähe aus.

Aber warum betonen Sie den Begriff der Freiheit dann nicht stärker?

Meier Wenn man mit zwei gleichberechtigten Begriffen ins Rennen geht, wird eine Marke schon wieder schwerer greifbar. Die Nähe steht im Vordergrund, die Freiheit wollen wir über die Bilder transportieren.

Im Moment steht Düsseldorf an einer Position wie Stuttgart oder Frankfurt, als erfolgreiche, aber eher kalte Stadt. Sie wollen es wie Kopenhagen positionieren. Widerspricht das nicht der Natur einer Stadt?

Meier Nein, weil sich die Position nicht aus der DNA der Stadt ergibt, sondern aus der Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung bildet nur einen Teil der Wahrheit ab. Der Stereotyp ist nicht falsch, aber der Rest wird nicht wahrgenommen. München ist auch eine so erfolgreiche, schicke Stadt, hat in der Wahrnehmung aber den funktionierenden Gegenpol der Gemütlichkeit, die durch das Oktoberfest weltbekannt ist. So etwas müssen wir für Düsseldorf auch finden.

Was können Sie in diesem Zusammenhang von Kopenhagen lernen?

Meier Menschen fahren aus zwei Gründen in eine Stadt: wegen der Attraktionen und Events sowie wegen des Gefühls. Bei den Attraktionen sind wir von Natur aus nicht so gut aufgestellt, aber wir bieten ein tolles Gefühl und können von Kopenhagen lernen, wie man darauf vertraut und es erfolgreich in die Welt trägt.

Wie geht es nach der Ausstellung mit Ihrem Konzept weiter?

Meier Das Konzept geht durch einige Gremien, der Stadtrat wird voraussichtlich im April darüber entscheiden. Dann werden wir mit einer Agentur den kreativen Prozess beginnen, die Gestaltung und die Slogans. Bis jetzt haben wir eine inhaltliche Strategie, aber noch keine Kommunikation.

Wird es dann auch ein neues Logo für Düsseldorf geben?

Meier Ich glaube nicht. Nein, ich bin davon überzeugt, dass nicht. Düsseldorf braucht nicht noch ein Logo. Der Name ist die Marke und den wollen wir bekannter machen.

Beim Stadtmarken-Monitor von Brandmeyer landete Düsseldorf bei den beliebtesten Städten 2015 auf Platz 17. Wo sollte Sie dank der Dachmarke beim nächsten Monitor 2020 stehen?

Meier TopTen wäre schon cool.

(hdf)
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