Interview mit Manfred Neuenhaus und Alexander Fils Kö-Bogen II: "Das muss ein Treffpunkt sein"

Düsseldorf · Der OB will das Baufeld am Dreischeibenhaus streichen. Die Planungsexperten von FDP und CDU wollen dort bauen.

 FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus (l.) und Alexander Fils (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses, sind sich einig darin, dass die Kante des Gustaf-Gründgens-Platzes vor dem Schauspielhaus bebaut werden soll. Fils schlägt einen niedrigen Pavillon aus Glas vor, Neuenhaus will ein richtiges Gebäude.

FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus (l.) und Alexander Fils (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses, sind sich einig darin, dass die Kante des Gustaf-Gründgens-Platzes vor dem Schauspielhaus bebaut werden soll. Fils schlägt einen niedrigen Pavillon aus Glas vor, Neuenhaus will ein richtiges Gebäude.

Foto: Andreas Bretz

Herr Fils, Herr Neuenhaus, nachdem der erste Bauabschnitt des Projekts Kö-Bogen nahezu abgeschlossen ist, ist nun die Diskussion um Kö-Bogen II mit der geplanten Randbebauung des Gustaf-Gründgens-Platzes wieder voll entbrannt. Wundert Sie das?

Neuenhaus Überhaupt nicht. Zum ersten Mal ist dieses Projekt nicht nur Theorie, sondern erlebbar. Die Leute pilgern jetzt zu den fertiggestellten Libeskind-Bauten, schauen sich das an und haben auch Vorstellungen zum zweiten Bauabschnitt. Das ist auch gut so.

Fils Das ist die Art von Reparatur der Innenstadt, die sich keine andere Stadt leisten kann.

Neuenhaus Was derzeit läuft, ist eine Diskussion, wie wir sie selten haben.

Warum haben wir sie so selten?

Neuenhaus In der Planungsphase fehlt vielen noch die Vorstellung. Jetzt ist etwas zu sehen. Der Düsseldorfer redet gerne darüber, gerne auch kontrovers. Das war auch beim Altstadtpflaster zu sehen.

Fils Es entwickeln sich auch andere Gedanken. Etwa durch den Abriss des Tausendfüßlers. Auf einmal hat man diese freie Sicht und Transparenz. Das war uns vor dem Abriss in dieser Dimension nicht bewusst.

Wenn es nach Ihnen geht: Wie wird der Bereich rund um den Gustaf-Gründgens-Platz 2017 aussehen?

Neuenhaus Wir schaffen vor allem Aufenthaltsqualität für Fußgänger. Von Norden kommend öffnet sich zu beiden Seiten der Hofgarten, die Straßenbahnen fahren nur noch auf der Nord-Süd-Achse, über den begrünten Boulevard gelangt man zum neuen Jan-Wellem-Platz.

Und die Umgebung des Gründgens-Platzes?

Neuenhaus Der Platz ist gefasst mit Gebäuden in hochwertiger Architektur ...

Fils ... und wird dadurch zum ersten Mal zu einem richtigen Platz. Nach meiner Ansicht braucht ein mitteleuropäischer Platz eine Fassung. Wir sind nicht in einem heißen Land, wo man sich freut, wenn mal ein frischer Wind hineinweht.

Sie wollen also beide den Platz komplett fassen. OB Dirk Elbers und Planungsdezernent Gregor Bonin haben jedoch verkündet, auf eines der neuen Baufelder, das direkt südlich des Dreischeibenhauses, komplett verzichten und die Fläche begrünen zu wollen. Sie sehen das anders?

Neuenhaus Wir sind eine Metropole und nicht der Kurpark von Bad Pyrmont. Dort ein Blumenbeet hineinzusetzen, wenn ich auch tolle Architektur haben kann, wäre falsch und provinziell.

Fils Mit dem Dreischeibenhaus ist doch Urbanität gegeben. Ich halte es für ein wichtiges Argument vom OB und den Düsseldorfer Jonges, den nun frei gewordenen Blick darauf auch weiterhin frei zu halten.

Also doch keine Bebauung an dieser Stelle?

Fils Doch, aber ich stelle mir eher einen gläsernen Pavillon vor, vielleicht für Ausstellungen und mit maximal zwei Etagen. Der Pavillon vom Kö-Center, durch Eickhoff gerade im Gespräch, wäre eine gute Größe. Damit wäre der Platz gefasst und der Blick aufs Dreischeibenhaus gewährleistet.

Neuenhaus Das wäre, als ob man eine Mini-Salami ins Olympia-Stadion wirft. Ohne Wirkung. Das Baufeld 4 bietet die historische Chance, an dieser Stelle etwas besonders Düsseldorferisches zu schaffen.

Was könnte das denn beispielsweise sein?

Neuenhaus Etwas Besonderes, was die Düsseldorfer annehmen. Einen gläsernen Pavillon mit Kunst gibt es tausendfach. Ich wünsche mir ein richtiges Gebäude, das kann vier- oder sechsstöckig sein. Vielleicht mit einem Restaurant mit Dachterrasse, es muss ein richtiger Treffpunkt werden. Etwas Großstädtisches. Grün habe ich rechts und links davon genug.

Wichtig ist auch die Nutzung. Welche könnte das sein?

Fils Ich bleibe bei meiner Idee eines Pavillons. Der könnte als Markthalle genutzt werden. In München bespielt BMW einen solchen Pavillon mitten in der Fußgängerzone.

Welche Vorschläge hat es gegeben?

Fils Viele, und die meisten sahen eine Bebauung dieses Baufelds vor. Der Rheinische Verein für Denkmalpflege ebenso wie Stadtplaner Edmund Spohr. Die Lokale Agenda 21 schlägt ein Gebäude auf Stelzen vor. Der Architekt Christoph Parade, zwei große geschwungene Baublöcke. Bei dem Wettbewerb, den wir für die Freiraumgestaltung ausgeschrieben hatten, gab es keine Vorgaben außer dem Abriss des Tausendfüßlers. Es kamen Vorschläge der unterschiedlichsten Art. Mit Hochhäusern an verschiedenen Stellen, mit und ohne Fassung des Gründgens-Platzes.

Sieger war der Entwurf von Juan Pablo Molestina und Thomas Fenner.

Neuenhaus Wir hatten die Entwürfe von vorneherein ausgeschlossen, die nicht unserer Grundidee entsprachen. Nämlich den Wechsel aus urbanem Raum, der bei Kö-Bogen I mit den Libeskind-Bauten entstanden ist, einer kurzen Pause in der Mitte mit dem begrünten Boulevard und dann mit Bebauung die Stadt wieder erreichbar zu machen. Der Siegerentwurf hatte dem am meisten entsprochen.

Fils Aber schon damals hatte die Jury das Baufeld 4 kritisiert. Es war zu nah ans Denkmal herangerückt, zu hoch und zu groß vom Volumen. Das Siegerteam sollte nachbessern.

Haben die Sieger diesen Auftrag nicht ernst genommen?

Neuenhaus Richtig. Die haben gedacht, wir reduzieren die Höhe um zwei Stockwerke und das war's. Das reicht aber nicht aus. Deshalb haben wir vor einem Jahr die Diskussion wieder aufgenommen. Die sollte man jetzt bitte nicht abbrechen, indem der Chef der Stadtverwaltung "Basta!" sagt.

Weshalb ist Ihnen dieses Baufeld so wichtig?

Neuenhaus Als wir den längeren Tunnel beschlossen haben, wurde das Projekt teurer. Und weil dies das einzige städtische Grundstück ist, ergab sich die technische Möglichkeit, damit einen Teil der Kosten zu kompensieren. Doch darum geht es heute nicht mehr, jetzt zählt nur noch hochwertige filigrane Architektur.

Und wenn es doch gestrichen wird?

Neuenhaus Dann will ich nicht Grün, sondern einen Brunnen, ein Wasserkunstwerk mit einer Fontäne wie bei der Expo von 1929 in Barcelona, das beleuchtet werden kann.

Fils Am besten nach einem Entwurf des in Berlin lebenden isländischen Künstlers Olafur Eliasson. Er hat in New York rings um Manhattan große Wasserfälle installiert, früher auch rückwärts fließende. Er schafft Gebäude mit viel Farbe und Licht.

Wie geht es jetzt weiter?

Neuenhaus Die Leute wollen, dass die Innenstadt auch mal fertig wird. Wir werden noch in dieser Ratsperiode eine Entscheidung fällen. Eine große öffentliche Planungskonferenz, bei der alle Ideen zu sehen sind, sollte Ende Januar, Anfang Februar stattfinden. Bis März gibt es einen Beschluss.

DENISA RICHTERS UND UWE-JENS RUHNAU FÜHRTEN DAS INTERVIEW.

(RP)
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