Debatte um Baupläne in Düsseldorf Kö-Bogen II: Klare Stadträume schaffen

Düsseldorf · Der geschäftsführende Gesellschafter des Architekturbüros HPP, Joachim H. Faust, plädiert am Kö-Bogen für Sichtachsen mit Ausblick auf die Solitärbauten. Ein Gastbeitrag.

Joachim H. Faust, geschäftsführender Gesellschafter des Architekturbüros HPP.

Joachim H. Faust, geschäftsführender Gesellschafter des Architekturbüros HPP.

Foto: Endermann, Andreas

Nirgendwo sonst in Düsseldorf treffen unterschiedlichste urbane Komponenten in größerer Intensität aufeinander als im Mündungsbereich Schadowstrasse und Kö-Bogen. Parklandschaft, Architektur, Kommerz, Straßenräume, Plätze kämpfen um Dominanz. Dabei ist der Bedeutungsanspruch aller Komponenten angemessen zu lösen.

Stadtspitze und zuständige Verwaltung haben bislang die richtigen Antworten gefunden: Der Verkehr fließt künftig gefahr- und geräuschlos unterirdisch, Straßenräume erhalten höchste Aufenthaltsqualität für Fußgänger, die sich neue Stadträume und Blickachsen erschließen können.

Der Blick von Süden entlang der Berliner Allee zum Grün des Hofgartens und auf das Dreischeibenhaus darf jedoch nicht durch ein weiteres geplantes Hochhaus eingeschränkt, gar blockiert werden. Wo früher die autogerechte Stadt sich ihren eigenen Raum genommen hatte, muss jetzt ein selbstverständlicher Lückenschluss an der südlichen Kante der Schadowstrasse hergestellt werden. Dies kann eine allenfalls fünfgeschossige, 20 Meter hohe, straßenbegleitende Bebauung schaffen.

Unmittelbar südlich vor dem Dreischeibenhaus einen duftenden Rosengarten anstelle des bisher geplanten neuen Baufeldes anzulegen, begrüßen meine Partner und ich sehr. An diesem Ort kann sich der vom Überangebot des Kommerz geschwächte Mensch besinnen.

Bauboom rund um den Kö-Bogen in Düsseldorf
13 Bilder

Bauboom rund um den Kö-Bogen in Düsseldorf

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Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

In der selbstverständlichen Fortführung der Schadowstraße am nördlichen Rand ist ein großes Baufeld mit maximal fünfgeschossiger Bebauung und begrünten Dächern möglich. Diese Bebauung bildet einen klaren Abschluss des Gustaf-Gründgens-Platzes und führt die Einkaufsachse Schadowstraße angemessen weiter. In dem Gustaf-Gründgens-Platz zugewandten Teil kann Wohnnutzung festgelegt werden — Stadthäuser für Mehrfamiliennutzung mit nach Süden, zum ruhigen Innenhof orientierten Terrassen. Der südliche Teil des Blocks kann Flächen für Gastronomie und Geschäfte im Erdgeschoss ausweisen, in den Obergeschossen Büros und Praxen.

Die entstehenden Straßenräume haben klare Kanten und stärken Blickachsen. Der durchgehende Stadtraum fördert urbane Identität, Orientierung und soziales Miteinander. Ausgefranste Kanten und Resträume verunklaren nur den öffentlichen Raum und schwächen die Struktur.

Herrlich urban im besten Sinne ist der steinerne Schadowplatz heute, mit seinen vielfältigen Fassaden und Nutzungen von Hotel, Geschäften, Restaurants über Büros bis hin zum Haus der Universität. Angesichts der bedeutenden Entwicklung des Stadtbereichs Kö-Bogen muss ein Stück Stadterneuerung entwickelt werden, was gewebestärkend und nicht von weiteren Solitärbauten geprägt sein sollte.

(RP)
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