Gastbeitrag Christine Hager Kö-Bogen II: Nutzung bestimmt Architektur

Düsseldorf · Die Vorsitzende der "Frauen in der Immobilienwirtschaft" fordert klare Vorgaben für die Projektplanung.

 Unsere Gastautorin Christine Hager ist auch National Director der Jones Lang LaSalle GmbH.

Unsere Gastautorin Christine Hager ist auch National Director der Jones Lang LaSalle GmbH.

Foto: Andreas Bretz

Die aktuelle Diskussion um die Realisierung des Kö-Bogens II ist schon fast symptomatisch für den Anfang und Ausgang städtebaulicher Wettbewerbe. Diese beginnen stets hoffnungsvoll, werden anschließend durch Veränderungen der Rahmenbedingungen infrage gestellt und resultieren am Schluss in allgemeiner Betrübnis über das Ergebnis.

Um zu einer erneuten Entscheidungsfindung für die weitere Innenstadtentwicklung Düsseldorfs zu gelangen, bei der diese Regel durchbrochen wird, muss man bei der Wurzel anfangen. Die Frage lautet: Welche Nutzungen fehlen überhaupt in der Düsseldorfer Innenstadt und können eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden Angebotes darstellen — und wie lassen sich diese städtebaulich integrieren? Und direkt im Anschluss: Für welche dieser Nutzungen findet die Politik geeignete Investoren?

Sind diese Fragen nicht von Beginn an geklärt, entsteht die bekannte Unzufriedenheit mit dem späteren Ergebnis. Die Kernaufgabe der Politik besteht somit zunächst in der Definition der späteren Nutzungssegmente — nur daraus kann ein entsprechendes Anforderungsprofil entworfen werden, welches in architektonischen Entwürfen mündet.

Diese müssen zum einen die städtebaulichen Wegebeziehungen zwischen den bestehenden Plätzen und Gebäuden berücksichtigen. Zum anderen müssen die innere und äußere Gestaltung der Gebäude auch deren Kommunikation von innen nach außen ermöglichen.

Fehlen den Planern und Architekten diese Information, können auch sie nur mit einem (auf die Nutzungsbausteine bezogenen) beliebigen Entwurf reagieren. Bezogen auf die Kö-Bogen-Entwicklung sah der Siegerentwurf vier Baufelder vor. Bereits heute ist man sich weitgehend einig, dass es städtebaulich richtig ist, den Gustaf-Gründgens-Platz zu fassen, dabei jedoch Sichtachsen auf Architekturdenkmäler wie das Dreischeibenhaus und das Schauspielhaus zu erhalten.

Jetzt muss die städtebauliche Zielvorstellung hinsichtlich der Gestaltung darauf hin geschärft werden, welche Nutzungen dort anzusiedeln sind. Eines ist von Beginn an klar: Werden weitere großflächige Handelsflächen ausgeschrieben, verschiebt sich die 1A-Lage weiter Richtung Norden, und es entsteht endgültig und unumkehrbar eine "neue Mitte" Düsseldorfs. Die Folgen sind bereits heute durch die Realisierung des Kö-Bogen I erkennbar.

In Bezug auf den Kö Bogen II stellt sich deshalb die Frage: Wer soll dort einziehen? Denn dieser zukünftige Nutzermix hat zum einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Attraktivität und den Erfolg des Standortes. Zum anderen wird durch die konkrete Nutzung die Grundlage für funktionierende und wirtschaftliche Architekturkonzepte bestimmt.

Deshalb ist es wichtig, dieses Mal die wirtschaftliche Machbarkeit von vornherein in die Überlegungen einfließen zu lassen. Hieraus ergibt sich nahezu zwangsläufig die wirtschaftlich gerechtfertigte Anzahl, Größe und Platzierung der Gebäude. Bei der Realisierung des Kö-Bogens wurden die Lauflagen der Stadt hervorragend in die Kubatur aufgenommen, die Verbindung zum Hofgarten wieder hergestellt und die städtebauliche Zäsur durch die Konzentration auf die verkehrlichen Belange endlich aufgehoben: Stadtteile konnten zusammenwachsen, es entstand ein neuer, attraktiver Standort.

Im Inneren der Gebäudegestaltung ergeben sich hingegen Kritikpunkte, die auf die umgekehrte Herangehensweise an das Grundprinzip "form follows function" zurückzuführen sind. Was kann man demnach beim Kö-Bogen II besser machen?

Die Stadtentwicklung hat der Projektentwicklung klare Zielvorgaben hinsichtlich der Nutzungen und der Umweltbeziehungen des Projektes zu setzen und deren Einhaltung zu überwachen.

(RP)
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