Düsseldorf Köche vom Weinblütenfest bleiben auf Ware sitzen

Düsseldorf · Kaiserswerther Pfarrer will Absage nicht beweinen.

 Das Weinblütenfest hätte am Sonntag stattfinden sollen.

Das Weinblütenfest hätte am Sonntag stattfinden sollen.

Foto: Göttert

Die Düsseldorfer Tafel wäre vorbereitet gewesen, Lebensmittelspenden anzunehmen. Und auch die Soldaten, die zurzeit in der Mitsubishi Electric Halle campieren und tagsüber Düsseldorf von allen umgestürzten Bäumen befreien, hätten sich vielleicht auch gefreut. Aber: Die Köche, die beim nun abgesagten Weinblütenfest in Kaiserswerth mitmachen wollten und ihre Waren zum großen Teil bereits eingekauft hatten, wollen diese Lebensmittel nicht als Spenden abgeben. "Wir haben sowieso schon durch die Absage hohe Verluste", begründet Sternekoch Marcel Schiefer vom Restaurant Schorn seine Entscheidung.

Er wird jetzt die 600 Kalbsbäckchen einfrieren und nach und nach an den Gast bringen. Agata Reul vom Sterne-Restaurant Agata's: "Wir haben wirklich nichts zu verschenken. Das mag jetzt egoistisch klingen..." Pino Fusco, der vor allem Trüffel-Nudeln beim Fest servieren wollte, hat gestern aufgrund der RP-Berichterstattung zwar schon ein Kilo Trüffel verkauft, die anderen neun Kilo will er in den nächsten Tagen in seinen sechs Restaurants anbieten. "Gibt es eben überall Trüffel-Nudeln.

"Auch wenn er diese Delikatesse aus Alba nicht gerade den Soldaten spenden würde: "Wenn die wollen, koche ich ihnen natürlich gerne 20 Kilo Nudeln." Etwas irritiert äußerte sich gestern Hermann-Josef Schmitz, Pfarrer in Kaiserswerth. Dass sich die Gastronomen Sorgen um ihre Einnahme-Ausfälle machen, seien " Sorgen einer High Society, die seit nunmehr über 15 Jahren regelmäßig einen ganzen Stadtteil unbekümmert mit ihrem Weinblütenfest buchstäblich in Haft nehmen - ohne ein Entrinnen".

Schmitz fragt: "Höhere Gewalt hat ihnen diesmal einen dicken Strich durch ihre Rechnung beschert. Müssen wir das jetzt beweinen und beklagen? Gibt es unter uns noch so etwas wie eine natürliche Scham? Vielen geht das anscheinend inzwischen völlig ab. Notfalls aber gibt es da immer noch den Begriff des ,Fremdschämens', überall wo es einem selbst die Schamesröte für andere ins Gesicht treibt."

(RP)
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