Düsseldorf Konkurrenz füllt Lücken der Air Berlin

Düsseldorf · Kurz nach der letzten Landung eines Air-Berlin-Fliegers in Düsseldorf werden etliche Destinationen von anderen Airlines belegt. Die Umstellung großer Teile des Air-Berlin-Verkehrs auf Eurowings laufe aktuell geordnet ab. Auch Condor, Lufthansa und andere springen ein.

Düsseldorf: Konkurrenz füllt Lücken der Air Berlin
Foto: Helmut Michelis

Es war ein Meer der Tränen, als am 27. Oktober um kurz nach 23.30 Uhr der letzte reguläre Flieger in den rot-weißen Farben der Air Berlin landete. Auf der Besucherterrasse und auch auf dem Vorfeld lagen sich die Mitarbeiter der insolventen Airline in den Armen. Doch in Wahrheit dürfte zu diesem Zeitpunkt das Fell des Bären bereits verteilt gewesen sein. Denn Air Berlins Konkurrenten hatten sich die Filetstücke, also namentlich viele Slots und lukrative Langstreckenflüge bereits gesichert. Aber eine so große Lücke, wie sie Air Berlin hinterlässt, hat es in Düsseldorf noch nie gegeben. Air Berlin war mit Abstand die wichtigste Airline für den internationalen Flughafen. "Die Air Berlin war ein langjähriger, wichtiger Partner. Zuletzt hat sie ein Drittel des Verkehrs in Düsseldorf abgewickelt und etwa 40 Prozent der Langstrecken", sagt Flughafensprecher Christian Hinkel.

Die Umstellung großer Teile des Air-Berlin-Verkehrs auf Eurowings laufe aktuell geordnet ab. Einige Maschinen der Air Berlin haben Düsseldorf in den vergangenen Wochen verlassen, andere nehmen nach einer kurzen Unterbrechung den Betrieb im Namen der Eurowings sukzessive wieder auf. Seit dem 1. November starten Eurowings-Propeller-Maschinen (unter anderen frühere Dash 8-Flieger der Air Berlin) zu Verbindungen nach Nürnberg, Newcastle, Birmingham, Lions und Basel. Seit dem 2. November folgten Mailand, Dresden, Göteborg. Am 3. November Manchester und Genf. Später kamen Paris, London, Salzburg, Zagreb, Hamburg, Glasgow, Krakau, Zürich, Berlin, Breslau, Leipzig, Marseille, Prag und Stockholm dazu. Wieder andere führen den Verkehr der früheren Air-Berlin-Tochter Niki - wenn teilweise auch auf leicht abgeschwächtem Niveau - weiter durch.

Flybe, Europas größte regionale Fluggesellschaft mit Sitz in Exeter (Großbritannien), fliegt seit Oktober gemäß ihres neuen Winterflugplans mit insgesamt 240 wöchentlichen Flügen auf 13 Strecken ab und nach Deutschland. Neu im Flugplan ist die Verbindung zwischen Düsseldorf und Leeds-Bradford. Seit 30. Oktober verbindet die Air-France-Tochter Hop Düsseldorf dreimal pro Woche mit Bordeaux.

Bei den Langstrecken hat es bereits einen regelrechten Run gegeben. Der erste Eurowings-Langstreckenflug ab Düsseldorf ist vergangenen Mittwoch gestartet. Das Ziel Punta Cana in der Dominikanischen Republik wird mit vier Flügen pro Woche angeflogen, jeweils am Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag. Flug EW1140 startet um 13.40 Uhr in Düsseldorf und landet um 19.25 Uhr Ortszeit in Punta Cana. Der Rückflug EW1141 hebt um 20.55 Uhr karibischer Ortszeit ab und landet am nächsten Morgen um 11.25 Uhr in Düsseldorf. Nach Punta Cana folgen Varadero in Kuba (erstmals am 16. Dezember) und Puerto Plata in der Dominikanischen Republik (ab 14. Dezember) als Langstreckenziele ab Düsseldorf. Varadero wird samstags angeflogen, Puerto Plata jeden Donnerstag. Das Quartett wird durch Cancun in Mexiko vervollständigt, das Eurowings ab 18. Dezember immer montags bedienen will.

Auch die Fluggesellschaft Condor wird für den Winter 2017/18 Karibik-Strecken ab Düsseldorf anbieten. Mit einem Airbus A330 startet die Airline zu den Zielen Punta Cana, Santo Domingo und La Romana in der Dominikanischen Republik, Cancun in Mexiko, Montego Bay auf Jamaika sowie zum Inselstaat Barbados.

Nachdem die insolvente Air Berlin die Verbindung nach Miami zum 16. Oktober beendet hat, hat Lufthansa die Wiederaufnahme dieser Route bereits zum Winter angekündigt. Mit der Verbindung Düsseldorf - Miami komme Lufthansa den zahlreichen Nachfragen der Fluggäste aus Nordrhein-Westfalen nach, heißt es vom Airport. Die Kranich-Airline kündigte an, dass die Miami-Verbindung im Sommerflugplan 2018 an die Lufthansa-Tochter Eurowings übertragen wird.

Singapore Airlines wird ab März 2018 eine vierte Verbindung auf der bestehenden Strecke Düsseldorf-Singapur anbieten. Der neue Flug startet jeweils mittwochs, erstmals am 28. März 2018 mit der Flugnummer SQ 337.

Dennoch ist der Flugverkehr noch nicht wieder auf dem Level, auf dem er in Düsseldorf vor der Insolvenz der Air Berlin war. Grund ist, dass noch unklar ist, wer welche Start- und Landerechte, Slots genannt, von der Fluggesellschaft übernehmen darf.

"Bis zu einer Entscheidung verbleiben die Slots im Besitz der Air Berlin - abzüglich der von Niki und Luftverkehrsgesellschaft Walter genutzten Zeitfenster für Starts und Landungen", sagt Flughafensprecher Christian Hinkel. Es wird erwartet, dass die kartellrechtlichen Prüfungen der EU-Wettbewerbsbehörde zur Genehmigung der Übernahmen bis zu zwei Monate dauern werden. "Erst danach kann es zu Slot-Transfers außerhalb des Air Berlin Konzerns kommen", sagt Hinkel.

Unklar ist zum jetzigen Zeitpunkt auch noch die Verteilung der Terminals unter den Airlines. Flugsteig C werde vermutlich Langstrecken- beziehungsweise Non-Schengen-Flugsteig bleiben, so der Sprecher. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens sei davon auszugehen, dass Eurowings künftig an allen Flugsteigen vertreten sein wird. Die Air-Berlin-Lounge im Flugsteig C plant der Flughafen selbst zu betreiben. Mit welchem Dienstleister steht aber auch noch nicht fest.

(tb.)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort