Stadtsparkasse Kostet Pooth-Affäre 25 Millionen?

Düsseldorf · Die Stadtsparkasse will einen Schlussstrich unter das größte Finanzdesaster ihres Bestehens ziehen. In der kommenden Woche soll der Verwaltungsrat die Zahlung von 1,2 Millionen Euro an Ex-Vorstand Heinz-Martin Humme bewilligen. Ein internes Papier belegt den Gesamtschaden.

 Franjo Pooth hat mit seiner Maxfield-Pleite den Skandal ausgelöst. Er hatte die Nähe zu den Verantwortlichen der Sparkasse gesucht.

Franjo Pooth hat mit seiner Maxfield-Pleite den Skandal ausgelöst. Er hatte die Nähe zu den Verantwortlichen der Sparkasse gesucht.

Foto: ddp, ddp

Die Zustimmung des Verwaltungsrats der Stadtsparkasse ist nur eine Formsache: Er wird in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag zustimmen, dass Ex-Vorstandschef Heinz-Martin Humme 1,2 Millionen Euro erhalten wird. Damit will die Bank einen Schlussstrich unter die Pooth-Affäre aus dem Jahr 2008 ziehen. In deren Folge mussten Humme, sein Stellvertreter Karl-Heinz Stiegemann und weitere hochrangige Banker ihren Hut nehmen.

Vor der Sitzung kursiert in der Sparkassen-Hauptstelle an der Berliner Allee ein Papier, das die Kosten für die Bank aus dem Pooth-Abenteuer auflistet. Unter dem Strich steht ein Betrag von rund 25 Millionen Euro. Offenbar will Humme-Nachfolger Peter Fröhlich vorbereitet sein, wenn es aus den Reihen der Verwaltungsratsmitglieder Fragen zu diesem Komplex geben sollte.

"Das hätte man schneller und billiger haben können"

Besonders die Kosten für die externe Rechtsberatung dürften nach RP-Recherchen von Interesse sein. Mehrere Mitglieder des Kontrollgremiums hatten die Verhandlungsführung vor allem in den Fällen Humme und Christoph Flohr kritisiert. Zwei Jahre nach Flohrs Entlassung wegen eines umstrittenen 20-Millionen-Euro-Kredits hat die Sparkasse ihm zugesichert, 1,1 Millionen Euro zu zahlen. In der Auseinandersetzung mit Humme sind mittlerweile zweieinhalb Jahre ins Land gezogen.

"Das hätte man schneller und billiger haben können", sagt ein Mitglied des Verwaltungsrats. Sparkassenvorstand Fröhlich und Verwaltungsratschef Dirk Elbers hätten den Aussagen der externen Anwälte vertraut. "Uns ist immer gesagt worden, dass die Chancen vor Gericht gut sind." Rund vier Millionen Euro hat die Sparkasse laut dem internen Papier an externe Anwälte gezahlt; 1,5 Millionen in den Fällen Flohr und Humme, den Rest im Zusammenhang mit Arbeitsgerichtsverfahren, die durch die Entlassungen im Zusammenhang mit der Pooth-Affäre geführt worden sind.

Die weiteren Kosten:

Über 9,3 Millionen Euro beliefen sich die Kredite, die die Sparkasse Franjo Pooth für seine Firma "Maxfield" gewährt hatte. Als das Unternehmen insolvent wurde, ließ der damalige OB und Verwaltungsratschef Joachim Erwin (CDU) die Sparkasse komplett auf den Kopf stellen. Eine Sonderuntersuchung durch die Wirtschaftsprüfer KPMG soll 1,1 Millionen Euro gekostet haben. Sie hatten den Auftrag, die Kreditvergabe an Maxfield, aber auch die Abrechnungen einer Reihe von Mitarbeitern, vor allem der Vorstände unter die Lupe zu nehmen. Dabei ging es auch um einen so genannten Dispo-Fonds, den der Vorstand sich genehmigt hatte. Dessen Umfang lag nach Informationen der Rheinischen Post im sechsstelligen Bereich.

Für Humme und Stiegemann musste Ersatz gefunden werden. Die Headhunter von Homberg & Nesse stellten der Sparkasse 600 000 Euro in Rechnung.

3,8 Millionen Euro ließ sich der neue Vorstand um Peter Fröhlich die externe Hilfe bei der Suche nach einer neuen strategischen Ausrichtung kosten. Es sollte eine Abkehr vollzogen werden von Hummes Hinwendung zu großen Firmenkunden und risikobehafteten und deshalb ertragreichen Geschäften. Die Papiere für die gesamte Neuausrichtung haben laut internem Papier 1,5 Millionen Euro gekostet, dieselbe Summe ging an ein anderes Unternehmen für die Entwicklung einer neuen Firmen-Kunden-Strategie. Noch 800 000 Euro blieben für die Privatkunden-Strategie.

Gekündigt worden war neben Humme, Stiegemann und Flohr auch drei Bereichsleitern und einem Abteilungsleiter. Die Sparkasse zahlte insgesamt 1,2 Millionen Euro Abfindung.

Kleines Trostpflaster: Von dem 9,3-Millionen-Euro-Kredit, der in den Sand gesetzt worden ist, zahlen Versicherungen rund drei Millionen zurück.

(RP)
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