Düsseldorf Kreatives Zentrum in alten Fabrikhallen

Düsseldorf · Das Boui Boui Bilk - vor einem Jahr in der ehemaligen Schraubenfabrik Max Mothes eröffnet - hat sich etabliert. Die Mischung aus Flohmärkten, Künstlerateliers, Büros, Firmenfeiern und Modeschauen macht den Erfolg aus.

 Florian Liss hat aus dem alten Fabrikgelände einen bunten Marktplatz gemacht, der für viele Veranstaltungen genutzt wird.

Florian Liss hat aus dem alten Fabrikgelände einen bunten Marktplatz gemacht, der für viele Veranstaltungen genutzt wird.

Foto: Andreas Bretz

"Unser Konzept setzt auf Vielfältigkeit", sagt Florian Liss. "Wir suchen multidisziplinäre Orte für Ausstellungen und Veranstaltungen im Bereich Design, Kunst, Mode für Jung und Alt, für Groß und Klein, die es so nirgendwo sonst gibt", erläutert der 32-Jährige sein inzwischen bundesweit erfolgreiches Geschäftsmodell.

Zusammen mit seinem Partner Stefan Schmidl (34) hat er vor fünf Jahren in München die Firma "0049 events" gegründet. Seitdem verwandeln die beiden Jungunternehmer das ehemalige Pfanni-Gelände am Münchner Ostbahnhof, eine brachliegende Halle in Würzburg oder ein altes Kartoffellager am Kölner Güterbahnhof und eben das Schraubenlager in Düsseldorf in kreative und bunte Marktplätze - jeweils auf Zeit, solange der Vermieter keine andere Nutzung im Sinn hat.

Wobei das Gelände in Bilk an der Suitbertusstraße, aus dem die Firma Max Mothes 2011 ausgezogen und nach Neuss umgesiedelt ist, mit Abstand das größte ist. 5000 Quadratmeter ehemaliger Industriecharme - "das ist bislang einmalig", sagt Liss.

Offenbar hat er mit seinem Geschäftsmodell den Nerv der Zeit getroffen. Denn nicht nur Künstler und Kulturschaffende wollten dort in den Ateliers und Büros vorübergehend fest einziehen, sondern vor allem die Nachfrage nach Großveranstaltungen wie Trödeln, Feilschen, Flanieren auf Nachtflohmärkten, Konzerte, Partys und Kunstausstellungen steige stetig.

Die Hallen werden, "wenn es in unser Konzept passt" für alle möglichen Zwecke vermietet: für Aufführungen eines Improvisations-Theaters oder als Showroom für ein Modeprojekt von Schülern. Die Fachhochschule ließ im Boui Boui sogar mehr als 400 Prüflinge ihre Klausuren schreiben, weil es ihr wegen Umbaus an Raum mangelte.

"Wir haben schon jetzt acht Buchungen im Dezember für Firmenfeste mit jeweils 300 Gästen vorliegen. Dann wird hier gekocht und gefeiert." Von München reist dann auch immer einer der Chefs an. "Wir vermieten nicht nur, sondern betreuen die Veranstaltungen auch." Das Gelände sei so groß, die Stromversorgung kompliziert, und allein 46 Türen und Tore müssten auf- und zugeschlossen werden.

Der erste Nachtflohmarkt wurde von den beiden gebürtigen Schwaben ("wir sind als Kinder gemeinsam zur Schule gegangen) 2007 in München auf den Weg gebracht. Die Aktion entstand damals aus einem gemeinsamen Projekt der Universität, des Bayrischen Verbandes für Wirtschaft und der örtlichen Sparkassen. Unter dem Motto "Fünf-Euro-Business" sollten Studenten damals innerhalb von sechs Wochen mit besagt kleinem Startkapital ein Unternehmen gründen. Der damalige Psychologie- und Soziologie-Student Liss kam dabei auf die Idee der "Nachtflohmärkte". Diese Idee hat sich augenscheinlich auch nach Abschluss des Uni-Projektes als sehr erfolgreich erwiesen. Inzwischen beschäftigt das Duo sechs feste Mitarbeiter, 40 freie in Düsseldorf und weitere 30 in München.

"Ich wollte immer was Eigenes machen und vor allem nichts Gewöhnliches", erklärt Florian Liss. Die Arbeit sei sein Hobby und so vielfältig wie das Konzept von "0049 events". Kein Tag ist demnach wie der andere - mal ist er Buchhalter, mal entwickelt er Veranstaltungskonzepte, leitet Trödelmärkte oder bringt die alten Gemäuer auf Vordermann und kümmert sich um neue Schließsysteme, Fenster und Heizungen.

Gestern jedenfalls stand Florian Liss auf dem großen Innenhof und regelte die An- und Abfahrten von 16 Lastwagen. Die waren alle voll geladen mit Stühlen, Spiegeln, Schweinwerfern, Kleiderständern und Unmengen an Paletten, auf denen sich Verpflegung und mehrere Dutzend Hektoliter Getränke stapelten.

All das wird ab heute bis Sonntag gebraucht. Denn zum zweiten Mal feiert dort auf der Plattform Fashion zum Auftakt der Ordertage die Mode für den nächsten Sommer ihre Premiere. Florian Liss und Stefan Schmidl werden dann bei all den Modenschauen am Catwalk sitzen und ein Auge darauf haben, dass im Boui Boui alles glatt läuft.

(RP)
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