Kompromiss Kreuz bleibt im Gerichtsgebäude

Düsseldorf · Kompromiss beim Treffen zwischen Kirchen- und Justizvertretern. In den Verhandlungssälen werden zwar keine Kreuze mehr aufgehängt. Das christliche Symbol erhält aber einen angemessenen Platz im neuen Gebäude. Diese Lösung stößt auf Zustimmung.

 Im Kreuz-Streit hat es eine Einigung gegeben.

Im Kreuz-Streit hat es eine Einigung gegeben.

Foto: Bretz

Das Kreuz als christliches Symbol wird nicht vollständig aus dem neuen Land- und Amtsgericht am Oberbilker Markt verbannt. Zwar wird in die neuen Verhandlungssäle kein Kruzifix mehr gehängt, aber das große Kreuz aus dem Schwurgerichtssaal des alten Landgerichts wird an angemessener Stelle im Neubau einen Platz finden. Das ist das Ergebnis des gestrigen Gesprächs, zu dem die Präsidentin des Oberlandesgerichts, Anne-José Paulsen, Landgerichtspräsident Heiner Blaesing und Amtsgerichtspräsident Ingolf Dick sowie die Spitzen der evangelischen und katholischen Kirche, Superintendent Ulrich Lilie und Stadtdechant Rolf Steinhäuser, eingeladen hatte.

"In dem konstruktiven Gespräch gab es eine hohe Übereinstimmung in grundlegenden Fragen", erklärte Paulsen im Anschluss. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass das Christentum von zentraler Bedeutung für unsere Gesellschaft sei, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. "Die Neutralitätspflicht des Staates wurde in dem von hoher gegenseitiger Wertschätzung geprägten Gespräch von keinem in Frage gestellt", berichtete Lilie.

Allerdings wurden unterschiedliche Schlüsse gezogen. "Die Präsidenten sehen die Verpflichtung zur Neutralität am besten dadurch verwirklicht, dass keine religiösen Symbole in Sitzungssälen aufgehängt werden", so Paulsen. "Ein Kreuz ist kein Verstoß gegen die Neutralität, es zeigt vielmehr die Verbundenheit mit dem Menschenbild des Grundgesetzes, das sich auch auf Gott bezieht", beschreibt Steinhäuser die Position der Kirchen. Aber diese unterschiedlichen Haltungen müssten toleriert werden, "man ist deswegen kein schlechterer Christ, wenn man zu dem Schluss kommt, kein Kreuz aufzuhängen".

Die Verbundenheit mit den christlichen Werten soll sich auch bei der offiziellen Eröffnung des Gerichtes Ende April zeigen: "Es wurde ein ökumenischer Gottesdienst zur Eröffnung ausdrücklich gewünscht, er wird in der benachbarten Christuskirche gehalten", erklärte Lilie. Auch für die restlichen Kreuze aus den alten Gerichtssälen werde eine angemessene Verwendung gesucht.

Das Ergebnis des Gesprächs wurde allgemein begrüßt. "Ich habe mit Genugtuung zur Kenntnis genommen, dass das Kreuz im neuen Gericht zumindest präsent bleibt", sagte NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter unserer Zeitung. Sie sei erfreut, dass die Unterredung konstruktiv gewesen sei.

"Mit diesem Kompromiss hat sich immerhin etwas bewegt. Der Einsatz und die Diskussionen haben sich gelohnt", sagte der Düsseldorfer CDU-Vorsitzende Klaus-Heiner Lehne. Und SPD-Chefin Karin Kortmann ist erfreut über diese "guten Kompromiss. Er zeigt, dass auch unter unterschiedlichen Sichtweisen eine tragbare Lösung gefunden werden kann".

(RP)
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