Bilanz der Düsseldorfer Polizei Weniger Straftaten, weniger Täter

Düsseldorf · Die Grenzkontrollen in Süddeutschland und -europa wirken sich für die Düsseldorfer Polizei positiv aus. Die Kriminalität ist im ersten Halbjahr deutlich zurückgegangen. Die Zahl der Einbrüche etwa sank um fast ein Drittel.

 Polizeipräsident Norbert Wesseler (r.) und Kripochef Markus Röhrl sehen die Ermittler der Landeshauptstadt auf einem guten Weg.

Polizeipräsident Norbert Wesseler (r.) und Kripochef Markus Röhrl sehen die Ermittler der Landeshauptstadt auf einem guten Weg.

Foto: Anne Orthen

Rund 35.000 Straftaten sind im ersten Halbjahr bei der Polizei angezeigt worden, nicht einmal halb so viele wie im gesamten vergangenen Jahr. Und vor allem die Delikte, die der Düsseldorfer Polizei besondere Sorgen gemacht haben, sind seltener geworden. "Zum ersten Mal seit langem haben wir in der ersten Jahreshälfte weniger als tausend Einbrüche", sagt Polizeipräsident Norbert Wesseler.

974 Wohnungseinbrüche wurden bislang registriert, im ersten Halbjahr 2016 waren es drei Mal so viele, und in knapp der Hälfte der aktuellen Fälle blieb es beim Versuch. Und obwohl im Frühjahr kurzzeitig Halskettenräuber serienmäßig alte Damen überfielen, sind auch beim Raub die Zahlen um 40 Prozent zurückgegangen. "Natürlich ist jede der 149 Taten zuviel", sagt Wesseler. "Aber offenbar sind wir auf einem guten Weg."

Autodiebstähle und -aufbrüche, Straßenkriminalität und sogar Taschendiebstahl - in allen Bereichen gingen die Fallzahlen zurück. Eine belegbare Erklärung hat Wesseler nicht. Möglich, dass die Bürger tatsächlich den Appellen der Polizei öfter folgen und auf ihre Wertsachen besser achten. Möglich auch, dass die konzertierten Schwerpunktaktionen der Polizei Früchte tragen und dass die beschleunigten Gerichtsverfahren mit der Möglichkeit, einen Festgenommenen bis zum Prozess eine Woche lang in Haft zu nehmen, Täter abschreckt. "Wahrscheinlich kommt alles zusammen", sagt Kripochef Markus Röhrl.

Einige Prozent beim Wohnungseinbruch gingen seiner Ansicht nach auch aufs Konto der Wissenschaft: Seit Jahresanfang testet die Polizei "predictive policing". Das "System zur Kriminalitätsanalyse und Lageantizipation", kurz: Skala, berechnet anhand aller möglichen polizeilichen Informationen zum Thema Wohnungseinbrüche in Frage kommende neue Tatorte. "Festnahmen auf frischer Tat kamen sehr oft durch Hinweise aus dieser Analyse zustande", sagt Röhrl. Die wissenschaftliche Auswertung von Skala soll aber erst nach einem Jahr erfolgen.

Für den Kripochef steht vor allem ein Grund für den Kriminalitätsrückgang fest: "Es sind weniger Straftäter unterwegs." Gerade bei allen Formen des Diebstahls etwa seien mehr als die Hälfte der Verdächtigen reisende Täter aus dem Ausland, die häufig über Südosteuropa einreisten. "Seit im Süden die Grenzen kontrolliert werden, gehen unsere Zahlen zurück", sagt Röhrl. Das gelte nicht nur für Düsseldorf, sondern werde auch in anderen deutschen Großstädten, in denen reisende Auto- und Taschendiebe die Statistiken in die Höhe trieben, ganz ähnlich registriert.

In einem anderen Deliktfeld zeichnet sich dagegen ein gegenteiliger Trend ab: Es gibt mehr Trickbetrüger in der Stadt. Die einen geben sich als Zivilpolizisten aus und nehmen vor allem ausländischen Touristen angebliches Falschgeld ab, andere stricken am Telefon aufwendige Legenden, um vor allem Senioren um ihr Erspartes zu bringen. Auch dahinter stecken meist gut organisierte und schwer zu fassende osteuropäische Banden, 187 Fälle gab es dieses Jahr schon, 2016 waren es gerade einmal 58.

(RP)
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