Drogenkonsum in Düsseldorf Kripo warnt vor Cannabis-Legalisierung

Düsseldorf · Der Chef des Düsseldorfer Rauschgiftkommissariats sieht in der Freigabe ein falsches Signal. Zwei Drittel der Rauschgiftdelikte in der Stadt haben mit Cannabis zu tun. Die Zahl der schwerst Drogenabhängigen geht leicht zurück.

An den U-Bahnhöfen zwischen Hauptbahnhof und Heinrich-Heine-Allee verabreden sich häufig Dealer und Süchtige zum Drogengeschäft.

An den U-Bahnhöfen zwischen Hauptbahnhof und Heinrich-Heine-Allee verabreden sich häufig Dealer und Süchtige zum Drogengeschäft.

Foto: Andreas bretz

Den Anwohnern ist er ein Dorn im Auge, für den Leiter des Rauschgiftkommissariats der Polizei dagegen ist der Drogenkonsumraum an der Erkrather Straße die Lösung vieler Probleme. Der Drogenkonsum finde deutlich seltener in der Öffentlichkeit statt als früher, und nicht zuletzt, weil im Konsumraum auch medizinische Hilfe schnell möglich ist, sei die Zahl der Drogentoten in Düsseldorf rückläufig, sagt Eric Schmidt.

Genug zu tun hat sein Kommissariat dennoch. 2500 schwerst drogenabhängige Menschen gibt es Schätzungen zufolge in der Stadt, das sind deutlich weniger als noch vor fünf Jahren. Aber es sind Menschen, die mit ihrer täglichen Dosis Rauschgift versorgt werden - und diese Versorgung ist illegal. Entsprechend sind die Ermittler aufgestellt, rund um den Hauptbahnhof, wo traditionell der Drogenhandel auch schon blühte, als es die Fixerstube noch nicht gab. Dabei geht es den Polizisten in erster Linie darum, die Dealer und ihre Hintermänner zu fassen, nicht um die Verfolgung der Süchtigen - auch wenn die beim Drogenkauf natürlich auch angezeigt werden.

Seit einigen Jahren steht die Friedrich-Ebert-Straße im Fokus, wo sich viele Süchtige aufhalten, um ihren Dealer zu treffen. Die Verkäufer fahren mit der U-Bahn hin und her, verabreden sich telefonisch zur schnellen Übergabe mit ihren Kunden auf der Straße oder im U-Bahnhof. "Wir haben die Lage ganz gut im Griff", sagt Schmidt, spricht aber auch von einem "Schwebezustand. Wenn wir uns zurückziehen, sind die Händler sofort wieder da." Gegen die offene Szene, die in den späten 1990er Jahren den Konrad-Adenauer-Platz belagerte, hatten die Ordnungsbehörden seinerzeit mit sofort vollstreckbaren Aufenthaltsverboten ein wirkungsvolles Instrument gehabt. Doch das Ordnungsamt darf die Verbote nach einer Gesetzesänderung nicht mehr aussprechen - und die Polizei darf sie nicht vollstrecken.

Dabei sind Heroin und Kokain nicht einmal das Hauptproblem der Düsseldorfer Drogenszene. Zwei Drittel der Rauschgiftdelikte in der Stadt haben mit Cannabis zu tun, und der Joint, der um zehn Euro kostet, sei schon lange nicht mehr mit dem vermeintlich harmlosen Woodstock-Gras vergleichbar. Das hatte einen Wirkstoffgehalt von höchstens sechs Prozent. Vor zehn Jahren war schon doppelt so viel Tetrahydrocannabinol (THC) im Canabis enthalten. "Heute sind wir bei 20 bis 30 Prozent", sagt Schmidt. "Der Stoff hat ein hohes Suchtpotenzial." Dazu komme, dass Cannabis-Produkte heutzutage nicht mehr geraucht, sondern über Wasserpfeifen, sogenannten Bongs oder im Vaporisator verdampft werden, was die Wirkung noch erhöhe.

Deshalb warnt die Kripo auch vor der Legalisierung von Cannabis, die in Düsseldorf diskutiert wird. "Es ist das falsche Signal", sagt Schmidt, wenn mit der Freigabe der Cannabis-Konsum verharmlost würde. "Und eine Altersfreigabe ab 18 nutzt genauso wenig wie beim Alkohol." Auch das Entkriminalisierungsargument der Befürworter kann Schmidt nicht nachvollziehen. "Gerade die jugendlichen Konsumenten kaufen nicht beim schwerbewaffneten Großdealer, sondern versorgen sich im Freundeskreis." Mag sein, sagt Schmidt, dass Verbote den Konsum nicht verhindern. "Aber mit einer Freigabe wird das auch nicht erreicht."

(RP)
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