Fluggesellschaft aus Düsseldorf Krise bei Air Berlin hält an

Düsseldorf · Air Berlin hat einen großen Verlust verkündet. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Trotzdem bleibt Düsseldorf das wichtigste Drehkreuz.

 Eine Bombardier Dash Q 8 von Air Berlin. Düsseldorf ist Air Berlins wichtigstes Drehkreuz - und umgekehrt die Fluggesellschaft mit 7,1 von insgesamt 22 Millionen Passagieren die wichtigste Airline für Düsseldorf.

Eine Bombardier Dash Q 8 von Air Berlin. Düsseldorf ist Air Berlins wichtigstes Drehkreuz - und umgekehrt die Fluggesellschaft mit 7,1 von insgesamt 22 Millionen Passagieren die wichtigste Airline für Düsseldorf.

Foto: Andreas Endermann

Air Berlin bleibt das Sorgenkind unter den Airlines, die den Flughafen Düsseldorf anfliegen. Im Januar 2015 gab der damals noch neue Air Berlin-Chef Stefan Pichler unserer Redaktion ein Interview. "Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, wieder profitabel zu werden. Das wird uns gelingen", sagte Pichler damals beim Gespräch in der Flughafenzentrale in Lohausen. Diese Woche musste er einen Betriebsverlust im ersten Halbjahr von 234 Millionen Euro verkünden, ein Drittel mehr als in den sechs Monaten zuvor. Damals sprach Pichler davon, die Fluggesellschaft habe ein negatives Eigenkapital von 560 Millionen Euro. Jetzt liegt das negative Eigenkapital bereits bei 987 Millionen Euro oder drastischer ausgedrückt bei fast einer Milliarde. Auf dem Papier ist die Firma damit überschuldet, theoretisch ein Insolvenzgrund.

Diese wird aber dadurch abgewendet, dass das Management regelmäßig eine so genannte Fortführungsprognose aufstellt. Dazu muss vor allem die Liquidität gesichert sein. Und dazu dürfte angesichts der Erlöse vor allem der reiche Minderheitsaktionär Etihad, die Fluggesellschaft des Emirates Abu Dhabi, beitragen. Für das Management der Airline ist der Flug mit dem negativen Eigenkapital ein Vabanquespiel. "Haftungsrisiken wegen Insolvenzverschleppung hängen in solchen Krisen wie ein Damoklesschwert über dem Management", sagte Uwe Goetker, Insolvenzexperte der Kanzlei McDermott Will & Emery der Zeitung "Handelsblatt".

Im Mai 2015 hatte Pichler im RP-Interview noch auf die Frage nach den ständigen Sparprogrammen seiner Vorgänger noch geantwortet: "... das ist doch keine Strategie." Tatsächlich aber ist dem Air Berlin-Chef bislang nichts anderes gelungen. Den Personalaufwand hat er im ersten Halbjahr von 283 auf 264 Millionen Euro gedrückt. Den Materialaufwand konnte er von 1,4 auf 1,3 Milliarden Euro senken. Selbst für eine schwarze Null hat das aber nicht gereicht, die Erlöse fehlen. Die Sanierung geht weiter. Damals gehörten der Air Berlin noch elf der von ihr genutzten Flugzeuge, heute keines mehr. Alle Jets werden nun geleast.

Für Düsseldorfs Airport ist die Schieflage von Air Berlin besonders heikel, denn keine Airline ist annähernd so bedeutend wie Air Berlin. 7,1 Millionen Passagiere beförderte die Fluggesellschaft ab der NRW-Landeshauptstadt, das ist jeder dritte Fluggast, der Düsseldorfs Airport nutzt. Die Lufthansa brachte Düsseldorf 1,4 Millionen Passagiere, ihre Töchter Germanwings und Eurowings nochmal 4,5 Millionen - zusammen nicht so viel wie Air Berlin.

Daher ist es ein gutes Signal für Düsseldorf, dass Pichler jetzt noch einmal wiederholt hat, auf eine Drehkreuzstruktur zu setzen. Und eines der beiden Drehkreuze ist neben (oder besser vor) Berlin-Tegel eben Düsseldorf. Das heißt auch, dass sich Air Berlin von anderen kleineren Drehkreuzen beziehungsweise Strecken zurückziehen könnte. Gespräche über einen Verkauf entsprechender Strecken an die Lufthansa laufen. Das schadet Düsseldorf nicht, sagen Experten.

Ungeachtet der Sparmaßnahmen hieß es von einer Air Berlin-Sprecherin Freitag: "Wir werden Düsseldorf als Drehkreuz ausbauen." So wurde gerade ein Direktflug in die USA nach Orlando aufgenommen. New York (JFK) wird jetzt teilweise sogar mehrmals täglich angeflogen. Die Verbindungen nach San Francisco werden häufiger geflogen.

Mehr Direktverbindungen vom Rhein sind zweifelsfrei gut für den Standort Düsseldorf. Es ist aber fraglich, ob sie so gut sind für Air Berlin, wie von Stefan Pichler erhofft. Denn auf den Trans-Atlantik-Routen gibt es Überkapazitäten aller Airlines. Auch Lufthansa verdiente weniger. Es ist ungewiss, ob überhaupt eine Airline auf der Strecke wirklich Geld verdient. Den 2300 Düsseldorfer Air Berlin-Mitarbeitern wäre es zu wünschen.

(tb.)
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