Streit bei Düsseldorfer Karnevalisten Krise in der CC-Spitze: Wird Kleinehr der neue Präsident?

Düsseldorf · Die Jecken sind vom Rücktritt Josef Hinkels überrascht. Es überwiegt das Bedauern für diesen Schritt. Vom Streit im CC-Vorstand wussten die meisten.

 Stefan Kleinehr moderiert die TV-Sitzung.

Stefan Kleinehr moderiert die TV-Sitzung.

Foto: Christoph Goettert

Die weitaus meisten Düsseldorfer Narren sind vom Rücktritt der CC-Spitze völlig überrascht worden. Wie die RP berichtete, kündigten CC-Präsident Josef Hinkel und Geschäftsführer Christoph Joußen aus privaten Gründen ihren Rücktritt an, auch Schatzmeister Markus Plank wird wohl nicht weitermachen. Jochen Scharf, Präsident der Benrather Schlossnarren: "Ich war entsetzt, als ich diese Neuigkeiten erfuhr. Da beide ja von den Mitgliedern gewählt worden sind, spreche ich mich für eine Vertrauensabstimmung in der nächsten Mitgliederversammlung aus."

Michael Schweers, Ex-Prinz und Präsident der Prinzengarde Blau-Weiss, sagt: "Sehr schade, die beiden waren ein sehr gutes Gespann und hatten großen Erfolg." Schweers zeigte sich völlig überrascht, obwohl ihm bekannt war, dass es im Vorstand des Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) nicht immer rund lief. Gemeint sind Streitereien zwischen Hinkel und Joußen auf der einen und Stefan Kleinehr (Literat) und Dino Conti Mica (Organisation, Sicherheit) auf der anderen Seite.

 Viele sind vom Rücktritt Josef Hinkels überrascht worden.

Viele sind vom Rücktritt Josef Hinkels überrascht worden.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Auch andere führende Narren bedauern den Schritt, zeigten in Teilen aber auch Verständnis Pantomime Nemo forderte bei Facebook "Rücktritt vom Rücktritt!" von Hinkel. Wagenbauer Jacques Tilly, der vor allen anderen sehr eng mit dem Führungsduo zusammenarbeitete, wunderte sich angesichts des Erfolges der beiden über den Schritt und drückte sein tiefes Bedauern aus. Er betonte aber auch seine Loyalität zum CC als Ganzes und erklärte, er werde natürlich auch mit der neuen Führungs-Crew zusammen arbeiten. Tilly: "Vor allem der Geschäftsführer muss wissen, dass das besonders während der Session ein Fulltime-Job ist!"

Durchweg bekannt sind die Zwistigkeiten innerhalb des 15-köpfigen Vorstandes. In diesem Streit wird von den meisten auch der wahre Grund für Hinkels Rücktritt gesehen. Man glaubt, dass der erfolgreiche Bäckermeister schlicht keine Lust mehr hat, seine Energie auf Stimmungsfragen statt auf die Sache zu verwenden.

Im Zentrum des Konflikts (und als einzigen möglichen Nachfolger Hinkels) sehen viele Stefan Kleinehr - Präsident des AVDK, Moderator der TV-Sitzung und Inhaber einer Agentur, die am Karneval Geld verdient. Kleinehr hat zahlreiche Künstler unter Vertrag, über seine Kölner Verbindungen auch Musiker und Büttenredner aus Köln, die er auch in Düsseldorf auf die Bühne bringt. Das räumt er zwar offen ein und macht kein Geheimnis aus dieser Verknüpfung seines Engagements im Karneval mit privaten Interessen, aber er betont auch weiter, alles sei stets transparent und in Absprache mit den anderen gelaufen. Als er sich selbstständig gemacht hat, sprach Kleinehr dies im CC an und versprach, an Veranstaltungen des Comitees keinen Cent zu verdienen. Tatsächlich sind wohl alle Rechnungen und der Zahlverkehr über den Künstlerdienst (Arbeitsamt Köln) gelaufen.

Zudem werfen einige Kleinehr Ämterhäufung vor und Ausnutzung seines jecken Engagements für persönliche Vorteile. Kleinehr ist direkt und wirtschaftlich u.a. beteiligt an den Swinging Funfares und der Band BOB (Band ohne Bart), die im Düsseldorfer Karneval häufig auftreten. Er sieht sich, auch wegen seiner Funktion als Präsident des AVDK und der guten Beziehungen zu vielen Vereinen, in einer starken Machtposition und hat, so kritisiert man es in der Umgebung von Hinkel und Joußen, im Rahmen seiner Tätigkeit als CC-Vorstand häufig unabgesprochen mit der CC-Spitze agiert, teilweise sogar gegen sie, sagt ein Vereins-Präsident. So soll er, behaupten einige im CC, die ursprünglich klein geplante Übergabe der Versicherungspolice für den Rosenmontagszug durch die Provinzial zu einer großen, teuren Veranstaltung umgeplant haben - das Geld dafür war eigentlich für einen Wagen im Zoch geplant. Kleinehr fühlt sich in diesem Punkt zu Unrecht angegriffen und widerspricht, er sei "ganz normal" von der Provinzial mit der Ausrichtung der Veranstaltung beauftragt und dafür mit einem Budget ausgestattet worden.

Conti Mica dagegen sah sich nach dem Ausscheiden des vorherigen CC-Geschäftsführers Jürgen Rieck schon als dessen Nachfolger und wurde auch so aufgebaut, bekam dann aber nicht die Zustimmung von CC-Präsident Josef Hinkel, der Joußen für den besseren Mann hielt. Um Conti Mica aber die Möglichkeit zu geben, sich zu bewähren, kam er in den erweiterten CC-Vorstand und kümmerte sich um Organisations- und Sicherheitsfragen. Murrend nahm er an.

Seinen Job jedoch, so heißt es, erledigte er nicht zur Zufriedenheit des Vorstandes. Sowohl Feuerwehr wie auch Polizei hätten die Konzepte Conti Micas als mangelhaft kritisiert, Nachbesserungen seien nötig gewesen. Die Folge: Dem ehrgeizigen Mann aus der Niederkasseler Tonnenbauergarde wurde vor wenigen Tagen signalisiert, dass es nach der Versammlung am 6. Mai für ihn keinen Platz im CC-Vorstand mehr geben werde. Daraufhin sei es bei einer Vorstandssitzung zu tumultartigen Szenen zwischen Conti Mica und seinen Kritikern gekommen, berichten Teilnehmer der Sitzung. Sowohl Kleinehr wie Conti Mica wirft man Illoyalität und eigenmächtiges, mit dem restlichen Vorstand nicht abgestimmtes Handeln vor. Auch der Pressesprecher des CC, Hans-Peter Suchand, soll mit seiner Arbeit nicht immer konform zum Vorstand gestanden haben. Suchand, so heißt es, habe häufiger Streit mit der Vorstandsspitze gehabt, weil er ohne Absprache Mitteilungen an die Medien gab. Kleinehr wiederum kritisiert Hinkel und Joußen, weil Conti Mica nicht die Gelegenheit bekommen haben soll, überhaupt Stellung zu beziehen.

Wie es nun weitergeht, ist offen. Aber wer nach einem möglichen Nachfolger für Hinkel fragt, hört nur einen Namen: Stefan Kleinehr. Nur ihm traut man zu, den Job ausfüllen zu können. Ob er es will, wird er derzeit prüfen - mehrfach hatte er in Gesprächen gesagt, er könne sich das vorstellen, aber noch nicht jetzt, sondern erst in einigen Jahren. Vom Schritt Hinkels war Kleinehr gestern, so eine erste Stellungnahme, völlig überrascht worden. Er sieht in gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten keinen Grund zu einem solchen Schritt. Weiter wollte er zuletzt nichts sagen. Kleinehr: "Ich bin ja eh schon der Buhmann!"

Unter Zeitdruck steht das CC übrigens nicht, obwohl die nächste Vorstandssitzung am 6. Mai stattfindet. Bis zur nächsten Jahreshauptversammlung im Herbst könnte einer der beiden Vizepräsidenten - Rolf Herpens oder Michael Laumen - das CC führen. Falls die beiden nicht auch noch die Brocken hinwerfen.

(ho-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort