Düsseldorf Kritik: Stadtsparkasse ist zu risikoscheu

Düsseldorf · Wenn OB Thomas Geisel Vorsitzender des Sparkassen-Verwaltungsrates wird, findet er eine schwierige Lage vor: Nach turbulenten Jahren wurde es ruhig um das Kreditinstitut. Zu ruhig, meinen manche Politiker und Unternehmer.

 Arndt M. Hallmann ist seit zwei Jahren Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Düsseldorfer. Seine Vorsicht wird im Rathaus kritisch diskutiert.

Arndt M. Hallmann ist seit zwei Jahren Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Düsseldorfer. Seine Vorsicht wird im Rathaus kritisch diskutiert.

Foto: Bretz

Eine der Folgen der großen Bankenkrise war die verschärfte Aufsicht der Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) über das Gebaren der Banken und Sparkassen. Bei der Stadtsparkasse Düsseldorf, so heißt es in der Politik, ist man bei der Einhaltung dieser Vorschriften allerdings besonders gründlich. "Wir erfüllen heute schon Voraussetzungen, die erst in zwei oder drei Jahren ziehen," sagt ein Finanzpolitiker. Er lobt zwar die Gründlichkeit der hiesigen Geld-Experten, sieht aber auf der anderen Seite die Gefahr, dass man bei allzu großer Scheu vor Risiken schnell Kunden an andere Geldinstitute verliert. "Da müssen wir aufpassen. Die Sparkasse steht gut da, auch im Vergleich zu anderen. Aber es gibt im Sparkassenverbund andere Häuser, die bei vergleichbaren Zahlen bessere Erträge haben."

Aus der Wirtschaft, vor allem aus kleinen und mittleren Unternehmen, kommen häufig Klagen über das Kreditgebaren der Düsseldorfer Stadtsparkasse. Das hat informierten Kreisen zufolge auch eine Befragung zur Kundenzufriedenheit bestätigt. Treue, alte Kunden fühlen sich wie Bittsteller behandelt. Die Folge: Sie suchen nach Alternativen. "Die kommen nur noch zur Stadtsparkasse, wenn sie keine finden", heißt es. Und Alternativen gibt es reichlich, Volksbanken, aber auch Commerzbank oder Deutsche Bank, die "kleine" Kunden noch vor Jahren wenig zuvorkommend behandelt hatten, haben sie jetzt neu entdeckt. Sie helfen gerne aus, wenn die Sparkasse zu gründlich prüft, keine verlässlichen Aussagen macht oder den Kredit am Ende ablehnt. Für die Sparkasse ist das schwierig, weil in ihren Statuten als kommunales Kreditinstitut der Auftrag steht, die regionale Wirtschaft zu unterstützen. Das scheint sie derzeit nicht in dem Umfang zu tun, den man erwartet.

Dieses Geschäftsverhalten wird eindeutig dem seit zwei Jahren als Vorstandsvorsitzenden tätigen Arndt M. Hallmann zugerechnet. Der hat auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die Versuche seiner Vorgänger, um jeden Preis zu wachsen und dafür auch höhere Risiken einzugehen, nicht teilt. Nach Meinung nicht weniger tendiert er jedoch zum anderen Extrem. Hallmann scheue nicht nur das Risiko, sondern meide Entscheidungen insgesamt. Mitarbeiter seien frustriert, weil sie nichts bewegen könnten. Auch in den Zahlen schlägt sich das nieder: Die Bilanzsumme soll um mehr als fünf Prozent gesunken sein (von 12,5 im Jahr 2012 auf 11,8 Milliarden Euro), auch die Kurve der vergebenen Kredite zeigt deutlich nach unten.

Nun ruhen die Hoffnungen auf dem neuen Verwaltungsrat, der sich nach der Ratswahl im Mai neu konstituiert, vor allem aber auf dem bald neuen Vorsitzenden, dem gewählten OB Thomas Geisel.

Hallmann ist allerdings selbstbewusst genug, selbst den Wünschen des Rates zu widerstehen: Statt der im Stadthaushalt eingeplanten neun Millionen Ausschüttung wurden nur 500 000 Euro überwiesen. Dem Verwaltungsrat wurde signalisiert, dass die Stadtsparkasse am liebsten bis 2018 kein Geld abführen möchte.

(RP)
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