Serie Save Food Kuchen retten per App

Düsseldorf · Speisen aus Restaurants und Cafés vor der Mülltonne bewahren und dabei sparen: Das bietet ein finnisches Unternehmen seit einer Woche auch für Düsseldorf. Wir haben das Angebot getestet.

 Damo Papotto reicht im Café "Einfach Damos" an der Derendorfer Straße das Kuchenpaket über die Theke.

Damo Papotto reicht im Café "Einfach Damos" an der Derendorfer Straße das Kuchenpaket über die Theke.

Foto: Andreas Endermann

Das Prinzip ist altbewährt - Wochenmarktbesucher kennen es: "Die Erdbeeren jetzt zum halben Preis!" heißt es eine halbe Stunde, bevor der Obsthändler abbaut. Ehe die Ware verkommt, wird sie mit Rabatt unters Volk gebracht. Die Kunden müssen nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und genauso soll die ResQ-App funktionieren. Restaurants, Cafés und Bäckereien bieten vergünstigt an, was am Abend übrig bleibt. Kunden holen die Speisen vor Ort ab.

Wir machen den Test. Nach dem Installieren der App (iOS/Android) kann man sich mit E-Mail-Adresse und Passwort registrieren. "Für die beste Erfahrung" empfiehlt die App, GPS-Ortung zu aktivieren - das ist aber erfreulicherweise optional. Auf einer Karte sieht man, welche Gastronomen teilnehmen - und welche aktuell Speisen anbieten. Von "rund 30 Partnern in Düsseldorf" spricht ResQ, und nennt beispielsweise die Kaffeehaus-Kette Woyton, die Kölsch-Schänke Eigelstein und das Hotel De Medici.

In den Tagen der Probierphase waren allerdings nur Angebote des mexikanischen Franchises "Chidonkey", der Pempelforter Bäckerei Behmer und des Cafés "Einfach Damos" zu sehen. Burrito oder Backwaren also - für den Test fällt die Wahl auf die "Trio-Kuchenüberraschung" bei "Einfach Damos". Auch, weil die Burrito-Bowl des "Chidonkey" (drei Euro in der App) zwischen 20 Uhr und 20.15 Uhr abgeholt werden muss - ein enges und relativ spätes Zeitfenster, zumal die gerettete Mahlzeit auch noch nach Hause transportiert werden muss.

4,50 Euro soll das Kuchenpaket kosten, das vor 17 Uhr in der Derendorfer Straße abgeholt werden muss. Wie groß die Ersparnis ist, bleibt ein Geheimnis. ResQ schreibt den Gastronomen nicht vor, zu welchem Preis sie ihre Mahlzeiten anbieten. "Wir sagen ihnen aber, dass sie eher Kunden finden, wenn der Preis attraktiv ist", sagt Timo Beck, der ResQ in Deutschland vertritt.

Bezahlt wird in der App. Dazu hat der Kunde die Wahl: Entweder er vertraut ResQ seine Kreditkarten- oder Kontodaten an. Oder er kauft Guthaben, etwa mit PayPal. Dann mindestens 10 Euro - was direkt für mehrere ResQ-Käufe reichen würde. Der Kauf klappt problemlos. Von 4,50 Euro gehen 25 Prozent an ResQ und 75 Prozent an die Gastronomen. "Das ist eine tolle Sache für sie", glaubt Beck. "Schließlich ist das ein Umsatz, den sie sonst nicht gemacht hätten."

Aber woher wissen Gastronomen, dass abends genau drei Burrito-Bowls oder drei Stück Kuchen übrig sein werden? "Bei 'Chidonkey' beispielsweise müssen immer frisch zubereitete Gerichte in den Auslagen stehen", sagt Beck. "Das ist systematischer Überschuss." Wie er betont, werden nicht Reste verkauft, sondern Mahlzeiten, "die noch vor ein paar Minuten zum Normalpreis verkauft worden wären". ResQ gehe es um Nachhaltigkeit.

Damo Papotto jedenfalls ist hocherfreut, als es bei "Einfach Damos" ans Abholen der "Kuchenüberraschung" geht. Er packt Rhabarber-Käsekuchen, Erdbeertorte und Zitronensahne ein und freut sich: "Genau die richtigen Sorten bei dem schönen Wetter, oder?"

6,70 Euro hätte der Kuchen normalerweise gekostet. Jetzt verdient er noch 3,38 Euro daran. Dies ist sein erster ResQ-Verkauf und er hofft, dass das System in Düsseldorf viele Kunden findet. "Ich bin sehr für Nachhaltigkeit!" Lecker ist der Testkuchen. Und das nicht nur, aber auch, weil die Testerin ihn mit sehr gutem Gewissen verputzen kann.

(hpaw)
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