Schwerpunkt Oberbilk Künstler brauchen ein Netzwerk

Düsseldorf · Unabhängig voneinander und von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen arbeiten in Oberbilk viele kreative Köpfe. Malerin Andrea Lorenz fand zum Beispiel an der Kirchstraße ein optimales Wohn-Atelier mit Garten.

 Andrea Lorenz hat ein Wohn-Atelier in Oberbilk. Sie ist eine der wenigen Kreativen, die ihre Bilder in einem Schaufenster ausstellt.

Andrea Lorenz hat ein Wohn-Atelier in Oberbilk. Sie ist eine der wenigen Kreativen, die ihre Bilder in einem Schaufenster ausstellt.

Foto: Andreas Endermann

Vor fünf Jahren entschloss sich die Malerin Andrea Lorenz nach Oberbilk zu ziehen. An der Kirchstraße fand sie ein optimales Wohn-Atelier mit Garten. "In anderen Stadtteilen wären solche Räume wohl unbezahlbar", sagt Lorenz. Anfangs befürchtete sie, am Rande von Oberbilk abseits des kulturellen Stadtlebens zu sein. Denn von anderen Malern, Bildhauern oder Fotografen sah sie erst nicht viel. "Ich dachte zuerst, ich sei die einzige Künstlerin im Stadtteil", sagt sie. Aber mit der Zeit merkte sie, dass sich in Oberbilk sehr wohl Kreative angesiedelt haben. Anders als in Flingern jedoch seien sie weniger sichtbar. Kaum einer ihrer Kollegen, so hat Lorenz beobachtet, zeige seine Aktivitäten, beispielsweise durch Schaufenster oder offene Besuchstage seines Ateliers.

Andrea Lorenz vermutet, viele Kunstschaffende wohnen und arbeiten aus dem gleichen Grund wie sie in Oberbilk – nämlich wegen der noch verhältnismäßig niedrigen Mieten. Ein direkter und sichtbarer Kontakt zum Stadtteil sei für Künstler nicht zwingend erforderlich, weil deren Kunden von weit herkämen.

Ähnlich sieht das Andreas Ziegler. Er betreibt mit Günter Herke die Firma Slowboy an der Oberbilker Allee. Eine Druckerei produziert dort Poster und Plattencover, im Verkauf stehen zudem 30 000 Vinyl-Schallplatten. Den vorderen Raum nutzt das Slowboy-Team als Ausstellungsraum für Kunst. "Wir haben 300 günstige Quadratmeter zur Verfügung und sind gut etabliert", sagt Ziegler. Seine Kunden kommen aus Düsseldorfs Nachbarstädten sowie aus dem nahen Ausland. Auch aus New York seien schon Besucher bei Slowboy gewesen, sagt Ziegler. Laufkundschaft während der Öffnungszeiten sei nicht zwingend, fügt er hinzu. Ziegler und Herke sind jedoch künstlerisch aktiv. Zu Vernissagen laden sie regelmäßig ein, und sie organisieren Konzerte – allerdings oft außerhalb Oberbilks, zum Beispiel in der Filmwerkstatt Flingern oder auf dem Gelände der Hans-Peter-Zimmer-Stiftung an der Ronsdorfer Straße.

Marion Schiffer hingegen möchte ihre unmittelbare Nachbarschaft erreichen. Die Malerin arbeitet in ihrer Wohnung an der Mindener Straße und sagt: "Künstler sollten die Menschen da treffen, wo sie sind." Daher habe sie vor kurzem ihre Malerei auf der Straße ausgestellt. "Ich wollte so vielen Menschen wie möglich begegnen und habe gemerkt, dass großes Interesse an Kunst besteht." Schiffer vermisst im Stadtteil Oberbilk Aktionen wie die ihre und vermutet, eine bessere Vernetzung untereinander könne helfen, Maler, Bildhauer und andere Kreative im Stadtteil besser zu integrieren. Damit trifft sie bei Andrea Lorenz auf offene Ohren. Auch sie wünscht sich mehr Kontakt untereinander, räumt aber ein, dass sie selbst noch nicht aktiv geworden ist. "Jeder wartet wohl auf die Initiative des anderen." Aus Oberbilk müsse ja nicht gleich ein zweites Flingern werden, denn sogenannte "In-Viertel" würden auch Gefahren bergen. "Erst kommen die Künstler, es folgen die Galerien, dann steigen die Mieten", sagt sie.

Mit ihrem Atelier aber sucht auch Lorenz den Kontakt zu Nachbarn und Anwohnern. Jeden Mittwoch öffnet sie die Türen und freut sich über Besuch.

(lod)
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