Nach Anschlag in Berlin Künstler wollen sich nicht kleinkriegen lassen

Düsseldorf · Namhafte Künstler wie Jörg Knör und Käthe Köstlich, Gregor Glanz und Jacques Tilly trotzen der Vergiftung der Gesellschaft durch Terrorakte wie in Berlin und versprechen eine starke Show.

 Kabarettist Jörg Knör trat mit seinem Programm "Das wars mit Stars" im Theater an der Kö auf.

Kabarettist Jörg Knör trat mit seinem Programm "Das wars mit Stars" im Theater an der Kö auf.

Foto: Christian Rating

Nach einem Terroranschlag wie in Berlin ist es besonders für Unterhaltungskünstler eine gewaltige Herausforderung, unbefangen vor ihr Publikum zu treten. Trotz Trauer, Wut und Entsetzen wollen sich die Kabarettisten Jörg Knör und Käthe Köstlich, der Sänger und Entertainer Gregor Glanz sowie Deutschlands bekanntester Karnevalswagenbau-Künstler Jacques Tilly nicht von Terror und Gewalt kleinkriegen lassen.

"Ich habe als Erstes meine Tochter Louisa in Berlin angerufen, weil ich in großer Sorge war", sagt Jörg Knör, der am Dienstagabend zum zweiten Mal in Folge mit seinem Programm "Das wars mit Stars" im Theater an der Kö auftrat. Ihr gehe es zum Glück gut. Er sei geschockt, denn über den Markt in Berlin sei er selber schon oft gegangen. Er wollte konzentriert seine Show präsentieren, kündigte Knör an. Rückzug sei angesichts der aktuellen Vorkommnisse "definitiv keine Antwort". Stattdessen wollte er "schöne Erlebnisse in die Waagschale werfen - mehr denn je". Parallel dazu mahnt Knör allerdings zu Vorsicht und Achtsamkeit. "Und ich werde ganz bewusst nicht auf einen Gang zum Weihnachtsmarkt verzichten."

Ihm falle es sehr schwer, nach dieser schrecklichen Tat heitere Stimmung zu verbreiten, sagt Gregor Glanz, der im Apollo- Varieté für gute Laune sorgt. "Das ist immer das Schwierigste, aber es ist unsere Aufgabe, zumindest für zwei Stunden in unserer Show die Gäste ein bisschen abzulenken von diesem grausamen Attentat in Berlin." Karnevals-Größe Jacques Tilly stieß bei der Internet-Recherche für einen neuen Motto-Wagen auf die erste Meldung vom Attentat. Es sei unfassbar perfide, diesen Terror in der Weihnachtszeit auszuüben, sagt er und analysiert: "Die Terroristen wollen die gesellschaftliche Stimmung vergiften. Auf diesen Psychokrieg lasse ich mich nicht ein." Er ergänzt entschlossen: "Und ich werde bis zum letzten Tag die Weihnachtsmärkte aufsuchen."

Der Travestie-Künstler Käthe Köstlich war zunächst "schwer besorgt um viele gute Freunde, die ich in Berlin habe", wie er erzählt. "Zum Glück waren die nicht auf dem Weihnachtsmarkt." Es sei entsetzlich, er habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Aber: "Ich habe diese Woche noch einiges vor." Unter anderem wird er das Flüchtlingsheim an der Roßstraße besuchen, um dort 50 Geschenke abzugeben. Da sei es seine Pflicht, etwas Positives auszustrahlen. "Und dafür reiße ich mich selbstverständlich zusammen und arbeite mich bewusst raus aus der Schockstarre."

(RP)
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