Düsseldorf Küster aus Leidenschaft

Düsseldorf · Seit zehn Jahren arbeitet Hubert Esser ehrenamtlich in Lohausen. Ohne seine Hilfe hätte die Gemeinde ein Problem.

 In der Kirche St. Mariä Himmelfahrt faltet Hubert Esser (71) ein Messgewand. "Nur ein frommes Gesicht zu machen, reicht bei meiner Aufgabe nicht", sagt der Küster augenzwinkernd.

In der Kirche St. Mariä Himmelfahrt faltet Hubert Esser (71) ein Messgewand. "Nur ein frommes Gesicht zu machen, reicht bei meiner Aufgabe nicht", sagt der Küster augenzwinkernd.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Kerzen entzünden, Messgewänder bereitlegen, Bücher aufschlagen, Kelche bereitstellen: Wenn der sonntägliche Gottesdienstbesucher die Kirche betritt, ist Hubert Esser meist schon eine ganze Weile da. Denn so eine Messe bedarf einiger Vorbereitung, vor allem hinter den Kulissen. Schließlich ist das ja auch sein Job, könnte man da sagen. Doch genau der ist es bei Hubert Esser nicht. Seit fast zehn Jahren ist der 71-Jährige ehrenamtlich als Küster in der katholischen Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Lohausen im Einsatz - und betont: "Für mich ist das keine Arbeit, sondern ein Dienst, den ich aus Überzeugung tue."

Auch wenn Esser mit Spaß bei der Sache ist: Mit der Messe am Sonntag, Schulgottesdiensten, Hochzeiten, Taufen und Festtagen kommt doch einiges zusammen. "Für eine solche Aufgabe braucht man eine Familie, die hinter einem steht und zur Not auch mal mit anpackt", sagt Esser. Denn trotz Ehrenamt sieht er den Küsterdienst als Verpflichtung, die er mit hundertprozentiger Verlässlichkeit erfüllen will. Angefangen hat alles vor zehn Jahren, als er gefragt wurde, ob er nicht mal als Küster aushelfen wolle. Esser, der schon früher in einer anderen Gemeinde hin und wieder eingesprungen und somit "vorbelastet" war, wie er sagt, musste da nicht lange überlegen. "Ich habe gar nicht unbedingt nach einer Aufgabe gesucht, das Ganze ist mir einfach zugefallen", sagt er rückblickend. Als im Jahr 2007 im Rahmen von "Zukunft heute", der weitgreifenden Umstrukturierung des Erzbistums Köln, auch die Küsterstunden zusammengekürzt wurden und in St. Mariä Himmelfahrt kein Geld mehr für einen hauptamtlichen Kirchenbetreuer übrig war, bot Esser an, den Job ganz zu übernehmen. Ein Jahr lang stemmte er den Küsterdienst sogar parallel zu seiner Stelle bei den Stadtwerken: "Ich bin dann eben etwas früher aufgestanden, habe vor der Arbeit noch schnell alles zurechtgelegt, die Kerzen angezündet und war dann pünktlich um sieben im Betrieb", berichtet der Rentner heute.

Im Frühjahr 2008 begann dann der Ruhestand, seitdem widmet sich Esser in Vollzeit seinem Küsterdienst. Zwar werden die Messen, für die Esser zuständig ist, in Zeiten des Priestermangels immer weniger, doch als Küster ist er in St. Mariä Himmelfahrt oft auch "Mädchen für alles". "Natürlich gehört es dazu, dass ich die Kirche in Ordnung halte, mal Staub wische, die ein oder andere Glühbirne auswechsele. Nur ein frommes Gesicht machen, reicht da nicht", lacht Esser. Auch im Pfarrzentrum sieht er nach dem Rechten und hat immer ein offenes Ohr für die Kirchenbesucher. "Beim Staubwischen habe ich schon die ein oder andere Lebensgeschichte gehört", sagt der 71-Jährige.

In solchen Momenten merkt man, was Esser meint, wenn er sagt, er mache den Dienst aus Überzeugung. Viel Liebe steckt der Rentner in diese Aufgabe, stellt zur Rorate-Messe in der Adventszeit unzählige Kerzen auf, wartet geduldig, bis jeder Kirchenbesucher nach der Messe in Ruhe nach Hause gegangen ist. "Auch wenn ich nicht geweiht bin, sehe ich es doch als meine Aufgabe, eine Atmosphäre zu schaffen, die den Menschen vermittelt, dass sie hier willkommen sind."

Wie lange er den Küsterdienst noch machen will? "Jedenfalls so lange, bis ich von der Leiter falle", antwortet er.

(RP)
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