Oswald Georg Bauer 45 Jahre Bayreuth von innen

Düsseldorf · Er war Wolfgang Wagners "rechte Hand" und kennt Bayreuth wie kein Zweiter. Nun stellt er seine "Geschichte der Bayreuther Festspiele" im Theatermuseum vor (Mittwoch, 7. Dezember, 19 Uhr).

Wie verlief Ihr Bayreuther Weg?

Bauer Ich war für Wolfgang Wagner das, was man heute Dramaturg nennt. 1971 war ich zum ersten Mal in Bayreuth und dann kontinuierlich bis heute. Und ab 1973/74 habe ich mitgearbeitet, und später war ich freier Mitarbeiter. Im Sommer war ich immer in Bayreuth, und 1989 habe ich Wagner gefragt, was er davon hält, wenn ich die Geschichte der Festspiele schreibe. Und er hat mir dann den Auftrag gegeben.

Waren sie früh mit Wagner infiziert?

Bauer Überhaupt nicht! Ich habe in Wien Theaterwissenschaften studiert und viele Wagner-Inszenierungen gesehen, aber nie gedacht, dass es mein Lebensthema wird.

Was erfährt der Wagnerianer durch Ihr Buch, was er noch nicht wusste?

Bauer Ich habe versucht, den Kosmos Bayreuth zu erfassen: die Erfolge, die Niederlagen, alle Verrücktheiten, alle Missverständnisse und auch die komischen Seiten.

Welche Quellen hatten Sie?

Bauer Das Korrespondenzarchiv und das sehr gut geführte Presse-Archiv - allein 71 dicke Aktenordner! - , dann das Bildarchiv, das ich selbst mitbetreut habe, und viele Nachlässe.

Hätten Sie gedacht, dass es 27 Jahre dauert?

Bauer Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich sehr, sehr gezögert.

Ist Ihnen auf dem Weg nie die Lust abhanden gekommen?

bauer Nein. Aber die schlimmsten Entdeckungen waren die fatale ideologische Ausrichtung seit Cosima und die Lektüre der Tagebücher von Goebbels über Bayreuth. Dieser Ton, der da herrscht, ist unerträglich.

Und der Laie hat auch etwas von Ihrem Buch?

Bauer Natürlich, er kriegt auch schöne Anekdoten. Es ging mir eben um den ganzen Kosmos. Es ist wie ein Riesen-Bauwerk, wie das Taj Mahal.

(RP)
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