Düsseldorf Abrüstung im "Trauermarsch"

Düsseldorf · Ádám Fischer dirigierte im Menschenrechtskonzert Ludwig van Beethovens "Eroica" / Tonhalle wird künftig als gGmbH geführt.

George Soros ist eine schillernde Figur: Der amerikanische Geschäftsmann, der sein Vermögen von geschätzt 23 Milliarden Dollar als Hedgefond-Manager verdiente, mischt sich politisch gerne ein. Er gilt als linksliberaler Philanthrop und großzügiger Mäzen von Projekten und Organisationen, die sich für Freiheit und Demokratie einsetzen. Allein 18 Milliarden spendete er an die Open Society Foundations, Soros' Stiftung ist damit nach der Bill- Gates-Stiftung die zweitgrößte in den USA.

Kritiker stilisieren Soros zum gerissenen Strippenzieher und brandmarken seine Devisen-Spekulationen wie etwa 1992 die Wette auf den Fall des britischen Pfundes als moralisch verwerflich. Erst kürzlich meldete sich der 87-Jährige am Rande des Davos-Gipfels zu Wort, warnte vor der Macht der Internetkonzerne und kritisierte den Rechts-Drift der CSU. Soros ist unbequem.

Dennoch oder gerade deshalb hat Principal Conductor Adam Fischer den Amerikaner ungarischer Herkunft als diesjährigen Empfänger des Menschrechtspreises der Tonhalle bestimmt und sich damit kritischen Fragen ausgesetzt. Fischer verantwortet allein die Auswahl des mit 10.000 Euro dotierten und von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Tonhalle gestifteten Preises, der sich seiner Initiative verdankt. Soros ist nach der Organisation Ärzte ohne Grenzen und dem Flüchtlingscamp Kara Tepe auf der Insel Lesbos nun der dritte Preisträger und dankte per Videobotschaft.

In seiner wohltuend knappen Laudatio betonte Adam Fischer, Soros tue mit seinem Geld viel Gutes, und ehrte ihn als Kämpfer für eine offene, multikulturelle Gesellschaft; den Preis nahm stellvertretend der Dirigent Leon Botstein entgegen.

Und dann kam Beethovens "Eroica", die Fischer ganz leicht und transparent erklingen ließ, selbst den berüchtigten Trauermarsch rüstete Fischer bewusst ab, ohne ihm den tiefen Ernst zu nehmen. Die Düsseldorfer Symphoniker präsentierten sich in Bestform, schlank und erfreulich sparsam mit dem Vibrato-Einsatz die Streicher, angeführt vom famosen Konzertmeister Dragos Manza, hinreißend musikantisch und klangschön die Holzbläser, makellos die Hörner. Großer Applaus.

Unterdessen beschloss der Rat der Stadt auch die Umwandlung der Tonhalle in eine gemeinnützige GmbH. Damit kann die Tonhalle mehr Eigenverantwortung übernehmen und auf Augenhöhe mit den Philharmonien in Köln und Essen operieren.

(RP)
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