Düsseldorf Adam und Eva des Tanzes

Düsseldorf · José Montalvo zeigt sein Ballett-Programm "Y Olé" beim "Düsseldorf Festival".

Es ist ein leidenschaftlich-feuriges Frühlingsopfer, das der französische Choreograf José Montalvo mit seinen Tänzern im Herbst auf dem Düsseldorfer Burgplatz bringt - eher ein Fest des Lebens mit unterschiedlichen Tanzstilen, untermalt von der Musik Strawinskys ("Sacre du Printemps"). Doch Montalvo überschreitet beim "Düsseldorf Festival" mit seinem Stück "Y Olé" die Grenzen: Die Tänzer umwerben einander sowohl mit graziösen Arabesken als auch mit den klappernden Schritten des Flamencos und unter komplettem Körpereinsatz wie beim Breakdance am Boden.

Das Ganze beginnt mit den Bewegungen eines Paars, dessen Schattenriss auch auf der Leinwand am Bühnenhintergrund erscheint. Sie treten quasi wie " Adam und Eva des Tanzes" auf, von ihnen gehen Impulse aus, ihr filmischer Schattentanz lässt Wurzeln, ja sogar einen kompletten (auf dem Kopf stehenden) Baum wachsen. Derweil entfaltet die farbig gekleidete Truppe Montalvos ein kraftvolles Treiben, bei dem die Beziehung zwischen Mann und Frau in allen Höhen und Tiefen im Mittelpunkt steht. In Paaren kommt die Truppe nur kurz zueinander, man umarmt sich, nur um wieder loszulassen. Männer und Frauen umkreisen sich gegenseitig, versuchen sich zu belauern, einander zu beherrschen oder einfach nur anzunähern - intime Szenen, in denen sich die Köpfe berühren, wechseln sich mit heftigen Flamencoeinlagen ab. Das Publikum ist gebannt, wie selbstverständlich die Tanzstile ineinanderfließen.

Irritierend und wie abgespalten wirkt hingegen der zweite Teil des Abends: Die Musik wechselt zu Songs der 1930er Jahre, in denen es ums Träumen und die Vorstellung einer wunderbaren Welt geht - während die Tänzer sich sowohl filmisch auf der Leinwand im Hintergrund als schließlich auch tatsächlich auf der Bühne in einem gestrandeten Kahn bewegen. Assoziationen zur Situation von Flüchtlingen sind überdeutlich, und der erhobene Zeigefinger scheint mahnend zu suggerieren: Wir sitzen alle in einem Boot. Ovationen im Stehen gab es dennoch.

(RP)
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