Düsseldorf Akustische Fußabdrücke im Weltkunstzimmer
Düsseldorf · Die Nachtigallen in Tschernobyl zwitschern laut und schön. Sie haben sich den Raum zurückerobert, den unwirtlichen Ort in der Ukraine, an dem 1986 ein Reaktor explodierte. Der britische Künstler Peter Cusack hat das Vogelgezwitscher in einem verlassenen Garten nahe des Unfallorts aufgespürt und mit dem Mikrofon festgehalten. Zu hören ist es nun im Weltkunstzimmer.
"Daily Sounds All Around" heißt eine Ausstellung, die noch bis zum 27. September in den Ausstellungsräumen des Weltkunstzimmers zu sehen und zu hören ist. Geboten werden Arbeiten von elf Künstlern, die sich in der Welt umgehört haben. Geräusche aus Sibirien, Vietnam und der Düsseldorfer Altstadt haben sie zu einer Schau zusammengetragen. "Es geht um die akustischen Fußabdrücke, die Menschen hinterlassen", sagt Kuratorin Janine Blöß.
Peter C. Simon zeigt im ersten Stock des Weltkunstzimmers "Man-in-the-middle", eine vollständig eingerichtete Abhörstation. Mit leeren Kaffeebechern zur linken, einem immerzu ratterndem Drucker zur rechten und einem Paar Kopfhörer in der Mitte. Bei schlechtem Schreibtischlampenlicht betrachtet der Besucher zunächst das Szenario und kann anschließend selbst zum Abhörenden werden. Über die Kopfhörer lässt Künstler Simon Schritte und Getuschel abspielen. Die Sounds hat er bei Freunden abgehört, erzählt er.
Gemein ist allen Arbeiten, dass sie auf "Field Recordings" zurückgreifen, also auf Umgebungsgeräusche. "Die Sounds sind direkt aus der Welt genommen", sagt Kuratorin Blöß. Künstler Jens Schmidt hat Düsseldorf in einem Wohnzimmer verortet. Per Sensor lösen unterschiedliche Geräusche aus. Nähert man sich einem Telefon, wird der Raum von Gesprächsfetzen erfüllt. An einem Sessel spielt die Anlage Sounds, die Schmidt in einer Toilette in Flingern aufgenommen hat. Er habe nach dem Klangbild der Stadt gesucht, sagt Schmidt. Diese Suche stellt er nun in "ReCherche" zur Schau.
Dem Auditiven ausschließlich hat sich Hanna Hartman verschrieben. "Die Schrauben, die die Welt zusammenhalten" ist eine Arbeit, die den Takt von Industrialisierungsprozessen hörbar macht. Hartman hat unter anderem in einer Schraubenfabrik mitgeschnitten und die Sounds zur Dauerschleife verdichtet. Im Loop entsteht Maschinen-Musik.
INFO "Daily Sounds All Around - Spuren akustischer Lebenswelten", Weltkunstzimmer, donnerstags bis sonntags, 14 bis 18 Uhr, bis 27. September