Ausstellung zum Schauspielhaus Als Düsseldorf gegen sein Theater protestierte

Düsseldorf · Eine Ausstellung im Theatermuseum erzählt die Geschichte des Düsseldorfer Schauspiels. Erkenntnis: Mitunter ging es hoch her.

 Demonstrationen bei der Eröffnung des Schauspielhauses am 16. Januar 1970.

Demonstrationen bei der Eröffnung des Schauspielhauses am 16. Januar 1970.

Foto: Stadtarchiv

Weder Jahrestag noch Jubiläum bedurfte es für die Ausstellung "Der Kampf ums Düsseldorfer Schauspiel: wie eine Architekturikone entstand" im Theatermuseum. Beflügelt wurde sie durch die Tagesaktualität. Verblüfft steht man vor einem grünen Plakat, das 1951 an Düsseldorfer Litfaßsäulen klebte: "Wenn Ihr nicht wollt, dass man sich draußen über euch lustig macht und für engstirnig hält, dann sorgt in allerletzter Minute dafür, dass die Stadtväter unser ausgezeichnetes Theater nicht verlorengehen lassen."

Dieser Appell der Freunde des Schauspielhauses zeigte Wirkung. Die Düsseldorfer sprangen ihrem damaligen Intendanten Gustaf Gründgens zur Seite, der nur zu bleiben bereit war, wenn die Sparte Schauspiel aus dem Verband der Städtischen Bühnen losgelöst und in eine "Neue Schauspiel GmbH" umgewandelt würde. Was dann auch geschah. Seinem Nachfolger Karl-Heinz Stroux legte Gründgens 1955 ans Herz, sich für einen repräsentativen Neubau stark zu machen. Das einstige Gebäude an der Jahnstraße platzte aus allen Nähten.

Als eine der besten deutschen Bühnen hatte Düsseldorf enormen Zulauf, den man mit mehr Kapazität auch finanziell nutzen wollte. Es dauerte allerdings noch 15 Jahre bis zur Eröffnung des späteren Schauspielhauses. Stroux, dessen Nachlass vom Theatermuseum verwaltet wird, sammelte zahlreiche Dokumente aus dieser Zeit der Planung und Umsetzung. Aus diesem Bestand konzipierten Museumsleiter Michael Matzigkeit und Theaterpädagogin Anne Blankenberg die Ausstellung, die vom kommenden Freitag an bis zum 4. Juni zu sehen ist.

1959 wurde ein bundesweiter Wettbewerb für einen reinen Theaterbau ohne Werkstätten und Magazine ausgeschrieben, an dem sich so renommierte Architekten wie Mies van der Rohe und Walter Gropius beteiligten. Von 70 präsentierten Entwürfen blieben drei übrig: von Ernst F. Brockmann, Richard Neutra und Bernhard Pfau, der schließlich mit der ungewöhnlichsten Idee überzeugte.

Sein Entwurf war spektakulär, wirkte hochmodern und fügte sich harmonisch in das sich verändernde Stadtbild ein. Die Jury hob in ihrer Begründung die "großformatige, plastische Form von origineller Selbständigkeit" hervor. Ebenfalls gefiel die "vertikale Gliederung der Massen in drei, zum Teil vier scheibenartige Gebilde." Drei Änderungen nahm Bernhard Pfau noch vor: Das Gebäude wurde um die Nord-Süd-Achse gespiegelt, Café und Foyer öffneten sich zum Hofgarten, und die unter dem Theater geplante Tiefgarage verlegte man aus Kostengründen unter den Vorplatz.

Nach der Grundsteinlegung 1965 kam der Bau bald ins Stocken, die Statik musste neu berechnet werden. Die für 1968 geplante Einweihung wurde verschoben. Auch die mit 31,5 Millionen Mark kalkulierte Bausumme ließ sich nicht halten und kletterte auf 40 Millionen. Eine Bilderserie der Theaterfotografin Lore Bermbach zeigt anschaulich, wie der Bau in die Höhe wuchs. Luftaufnahmen verdeutlichen seine Struktur mit Großem und Kleinem Haus. Die kleine Studiobühne hatte sich Karl-Heinz Stroux als Spielfläche für experimentelles Theater gewünscht.

So lief der Aufbau des Theaterzeltes
15 Bilder

So lief der Aufbau des Theaterzeltes

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Foto: Thomas Rabsch

Um die Eröffnung am 16. Januar 1970 gab es einen Eklat, weil die Düsseldorfer Bürger ausgesperrt blieben. Störaktionen und ein starkes Polizeiaufgebot begleiteten die Premiere von "Dantons Tod", zu der nur Ehrengäste geladen waren. "Es war eine laute Eröffnung" titelte die "Rheinische Post". Die Unruhe hielt an, Studenten rebellierten gegen die bürgerliche Hochkultur und mischten die öffentlichen Generalproben auf, so dass Peter Weiss sich genötigt sah, die Arbeit an "Trotzki im Exil" abzubrechen. Ein Foto der Ausstellung zeigt ihn mit dem jungen Günther Beelitz und dem Schauspieler Peter Kuiper.

Die formschöne Architektur des schneeweißen Schauspielhauses aber wurde von Anfang an weltweit bewundert.

(RP)
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