Düsseldorf Als sich Cees Nooteboom im "Garten der Lüste" verirrte

Düsseldorf · Der Schriftsteller las im Heine-Haus aus seinem Lese- und Bilderbuch zu Ehren des Renaissancemalers Hieronymus Bosch.

 Der Schriftsteller Cees Nooteboom bei seiner Lesung im Heine-Haus.

Der Schriftsteller Cees Nooteboom bei seiner Lesung im Heine-Haus.

Foto: Endermann

Der Renaissancemaler Hieronymus Bosch starb vor 500 Jahren in seiner Heimatstadt 's-Hertogenbosch in den Niederlanden. Zum Jubiläumsjahr 2016 erschien von Cees Nooteboom ein Lese- und Bilderbuch, das er jetzt vor ausverkauftem Saal im Heine-Haus vorstellte. Zwar kam der 82-Jährige just von der "lit.Cologne", doch die Lesung in seiner Lieblingsbuchhandlung wollte er lieber als Premiere bezeichnen. Zumal draußen auf der Bolkerstraße im nachgeholten Karneval der Bär tanzte.

"Es sieht draußen schon aus wie bei Bosch, aber nicht so schön wie beim Meister selbst", amüsierte sich der bekannte Reiseschriftsteller, der mit seiner Frau Simone Sassen bei Müller & Böhm zu Gast war. Sein Buch "Eine düstere Vorahnung. Reisen zu Hieronymus Bosch" verbindet 67 Detailaufnahmen aus Boschs überbordenden Gemälden mit einem Essay. Er schildert darin seine erste Begegnung mit dem Maler und dessen "Heuwagen" als 21-Jähriger im Madrider Pradomuseum. Ausgehend von der inzwischen vergangenen Zeit stellt er sich die Frage, was man sieht, wenn man ein Bild sieht: "Kann ich, ein reichliches halbes Jahrhundert später, noch mit denselben Augen schauen, die in der Zwischenzeit so viele andere Dinge gesehen haben? Oder sehe ich, weil sich meine Art zu schauen verändert hat, jetzt ein anderes Bild? Und falls das für mich gilt, was bedeutet das dann für meine Zeitgenossen? Sehen sie dasselbe Gemälde, das Hieronymus Bosch in seiner Werkstatt sah, nachdem er beschlossen hatte, es sei fertig? Was hat ein Schriftsteller aus dem 21. Jahrhundert mit einem Maler aus der Zeit um 1500 gemein?"

Das Pradomuseum wird die derzeit noch in 's-Hertogenbosch zu sehende Ausstellung "Visionen eines Genies" ab Ende Mai übernehmen. Hierfür hatte es Nooteboom als Landsmann des Malers gebeten, an einem Dokumentarfilm mitzuwirken. Beim Betrachten des berühmten Triptychons "Der Garten der Lüste" verlor er sich dann immer mehr in Boschs Fabelwelt und fragte sich, wie schon so viele vorher, was dessen Zeitgenossen dabei wohl gedacht haben.

Als seine Bewunderung grenzenlos zu werden droht, schaute sich Nooteboom beim Restaurator Infrarotaufnahmen einiger Bilder an: "Und da konnte ich sehen, wie der große Meister mit nervösen Strichen seine Arbeit wieder und wieder verändert hat."

(RP)
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