Düsseldorf Augen zu und durch

Düsseldorf · Der Kabarettist und Musiker Konrad Beikircher spielt im "Kom(m)ödchen" und im Savoy-Theater innerhalb weniger Tage unterschiedliche Programme. Und im November geht er auf Tournee. Er habe noch viel vor, sagt der 70-Jährige.

 Die Lieder des italienischen Musikers Adriano Celentano sang Konrad Beikircher schon als 14-Jähriger. Das italienische Lebensgefühl bringt der gebürtige Südtiroler am 31. August im "Kom(m)ödchen" auf die Bühne.

Die Lieder des italienischen Musikers Adriano Celentano sang Konrad Beikircher schon als 14-Jähriger. Das italienische Lebensgefühl bringt der gebürtige Südtiroler am 31. August im "Kom(m)ödchen" auf die Bühne.

Foto: Tomas Rodriguez

Er kommt gern nach Düsseldorf, schon immer. Aber selten war Konrad Beikircher in so rascher Folge mit zwei unterschiedlichen Programmen da. Ins "Kom(m)ödchen" bringt er am 31. August bei "Una Notte Italiana" seine geliebten italienischen Gassenhauer mit. Die Lieder von Adriano Celentano sang er schon als 14-Jähriger. "Da zog ich mit der Gitarre um den Hals durch die Gasthäuser und röhrte unbekümmert drauflos", erzählt der Kabarettist und Musiker. "Für mich bedeuten die Lieder ein Stück Jugend, wie auch die Balladen von Paolo Conte, dem ich mich sehr nahe fühle. Es gibt keine Sprache, die schöner und inbrünstiger zu singen ist als die italienische. Zum Glück beherrsche ich sie."

Konrad Beikirchers ursprüngliche Heimat ist Südtirol. Doch seit Jahrzehnten hat der Kabarettist und Musiker im Rheinland Wurzeln geschlagen. Er lebt mit seiner Frau Anne Beikircher-Siering, einer bildenden Künstlerin, auf dem historischen Katharinenhof bei Bad Godesberg. Mit unverhohlenem Vergnügen und einer ordentlichen Portion Ironie seziert der studierte Psychologe die Wesensart der Rheinländer. Lustvoll nimmt er dabei auch die konkurrierenden Metropolen aufs Korn. "Köln ist Großstadt, Düsseldorf Weltstadt. Die Kölner ruhen in sich und genügen sich selbst, die brauchen sonst nichts", sagt Beikircher. "Die Düsseldorfer sind offener, sie haben einen Nerv für das lässige italienische Lebensgefühl und die Leichtfüßigkeit dieser Musik. Prosecco im Herzen, Vino bianco im Glas, so soll es sein."

"Rockin' My Life Away", am 10. September im Savoy-Theater, ist eine musikalische Reise zu prägenden Stationen seines Lebens. Ein Abend, den er zu seinem 70. Geburtstag im Dezember 2015 aus der Taufe hob. "Es hat damit zu tun, was bei mir unterm Zwerchfell brodelt", sagt er. "Das waren von Anfang an Rock, Blues und schwarze Musik. Immer die Stones, nie die Beatles." Die Mixtur seiner Favoriten, angereichert mit Anekdoten, enthält "brutal sentimentale Sachen" wie den Schmachtfetzen "I Wish I Was Eighteen Again". Und ja, auch er denke gern daran zurück, wie das damals war mit den Mädels.

Dabei sei doch der Wunsch, noch einmal 18 Jahre sein zu wollen, der blödeste überhaupt. Er hadere kein bisschen mit seinem Alter, beteuert Beikircher, der fünf erwachsene Kinder hat. "Es geht mir wunderbar. Natürlich weiß ich, dass ich auf der Zielgeraden bin, ich sehe da vorn schon das Bändchen flattern." Das bremst ihn allerdings nicht aus, im Gegenteil. "Auf den letzten Metern habe ich noch viel vor", kündigt er an. "Wenn man fest daran glaubt, eine Zukunft zu haben, ist das Zurückschauen herrlich. Hey, alles ist doch noch da! Das spüre ich, und deshalb bin ich sehr gerne 70 Jahre alt." Bei Beikircher läuft vieles über Kreuz. Auch mit seinem aktuellen Kabarett-Programm "Konrad Beikircher - bin völlig meiner Meinung" ist er gerade auf Tournee. Am 17. November gastiert er damit im Forum Wasserturm in Meerbusch, im Frühjahr 2017 in Düsseldorf.

Kaum angekündigt, sind seine Abende, ob musikalisch oder literarisch, in aller Regel schnell ausverkauft. "Man sollte es trotzdem versuchen", sagt er, "am Ende gibt es dann doch ein paar freie Plätze."

Die Fülle seiner Aktivitäten und Abstecher deutet auf einen immens fleißigen Künstler hin. Auf einen mitteilsamen Menschen, der sich in vielen Genres zu Hause fühlt. Oder ist es eher sein rastloses Gemüt, das ihn antreibt? Da widerspricht er. "In meinem Dasein gibt es immer noch reichlich Platz für Muße. Ich bin ein Meister des absoluten Nichtstuns." Er erklärt, wie das geht. "Ich kann stundenlang am Meer sitzen und vor mich hingucken. Oder auf einem Platz wortlos die Leute beobachten, wie im Theater. Für meine Frau ist das manchmal unbegreiflich. Ich lache dann und erinnere sie an das mürrische Ehepaar in dem klassischen Sketch von Loriot: Er will einfach nur still herumhocken, was sie nicht erträgt."

Doch während er sich scheinbar planlos treiben lasse, sei sein Unterbewusstsein hellwach, das stellt Konrad Beikircher zufrieden fest: "Ich überdenke dabei mein gesamtes Leben und bekomme neue Inspiration."

(RP)
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