Düsseldorf Beelitz beruft neue Dramaturgen

Düsseldorf · Barbara Noth aus Neuss und Oliver Held aus Wuppertal bilden die neue Dramaturgie-Spitze am Schauspielhaus. Beide kommen zur nächsten Spielzeit zu Intendant Günther Beelitz, der sein Team für zwei Jahre aufstellt.

 Die 46-jährige Barbara Noth gehört zum neuen Dramaturgenteam am Düsseldorfer Schauspielhaus.

Die 46-jährige Barbara Noth gehört zum neuen Dramaturgenteam am Düsseldorfer Schauspielhaus.

Foto: Björn Hickmann

Günther Beelitz hat eine weitere Personalfrage geklärt. Laut einer Mitteilung des Schauspielhauses holt der für zwei Jahre berufene Intendant mit Beginn der nächsten Spielzeit Barbara Noth, seit fünf Jahren Chefdramaturgin des Rheinischen Landestheaters Neuss (RLT), und Oliver Held, derzeit noch Schauspieldramaturg an den Wuppertaler Bühnen, als Gespann in sein Team. Einen direkten Nachfolger für Chefdramaturgin Eva-Maria Voigtländer, die Beelitz' Vorgänger Manfred Weber noch geholt hatte, wird es nicht geben. Voigtländer hatte um Auflösung ihres Vertrags gebeten, weil sie mit den Spielplanänderungen des neuen Intendanten nicht einverstanden war.

Oliver Held war schon einmal am Schauspielhaus, 2006 kam er mit der damaligen Intendantin Amélie Niermeyer, verließ deren Team aber bereits ein Jahr später wieder, ging zunächst nach Ingolstadt, dann nach Wuppertal. Gerne komme er nach Düsseldorf zurück, sagte Held gestern. "Ich freue mich auf die Stadt und das Theater."

Barbara Noth gestaltet in Düsseldorf zum zweiten Mal den Neustart einer Bühne nach einem Intendantenwechsel mit. 2009 war sie nach Neuss geholt worden, übernahm damit zum ersten Mal eine Leitungsfunktion, war auch Stellvertreterin der Intendantin in künstlerischen Fragen. Die heute 46-Jährige hatte zuvor am Schauspiel Leipzig gearbeitet, war dort Dramaturgin unter Wolfgang Engel, aber wurde von dessen Nachfolger Sebastian Hartmann nicht übernommen.

Zwischen der RLT-Intendantin Bettina Jahnke und Barbara Noth konnten auch schon mal die Fetzen fliegen, aber ihre Spielpläne gestalteten sie immer unter einem gemeinsamem Motto (aktuell: "spielen!") und mit der Kardinalfrage: "Wie bezieht man alle Gruppierungen in der Stadt ein?" Damit meint die studierte Germanistin und Politikwissenschaftlerin nicht nur die Spielplangestaltung, sondern auch die Zusatzprogramme. In Leipzig mit seinen sozialen Problemen schuf sie die "Notaufnahme", in Neuss mit seinem eher bürgerlichen Publikum etablierte sie literarische und musikalische Reihen.

Erst im Studium in Freiburg und Berlin kam Noth mit der Bühne in Berührung, hat dann theaterwissenschaftliche Hospitanzen gemacht und dabei die Dramaturgie kennen und schätzen gelernt. Noth weiß, dass ihr Job der richtige für sie ist. Ihre Stärke liege in der "Phantasie beim Schreiben", sagt sie und versteht sich als "Textarbeiterin am Theater, als erste Zuschauerin eines Produkts". In Neuss steht sie einer Dramaturgie mit zwei weiteren Kolleginnen vor. Dass sich das künstlerische Team des RLT komplett aus Frauen zusammensetzt, mag - wie dort gerne betont wird - Zufall sein. Aber bei der Vergabe von Regieaufträgen wurde bisher bewusst auf Frauen gesetzt. "Wir unterstützen gerne den weiblichen Regie-Nachwuchs, denn an Theatern kauft man sich sonst gerne die aufstrebenden jungen Männer ein", sagt Noth, die es zudem nicht richtig findet, dass "Frauen Studio-Stücke machen dürfen und Männer auf der großen Bühne den Shakespeare". Als Dramaturgin hat die 46-Jährige in Neuss große wie kleine Produktionen begleitet - "Wie im Himmel" nach dem gleichnamigen Film, Schillers "Kabale und Liebe", Hebbels "Nibelungen" , "Hiob" nach Joseph Roth oder Musicals wie "Cabaret", Goethes "Divan" oder die Collage "Väter und Söhne" im Studio.

Auch das Kinder- und Jugendtheater ist Noth nicht fremd. Beim RLT hat dieses schon seit vielen Jahren jenen Stellenwert, den Staffan Holm ihm in seiner kurzen Intendanz in Düsseldorf zugestanden hat: Es wird von einem Ensemble gespielt. Günther Beelitz wird die beiden Bereiche wieder trennen.

So fruchtbar die bisherige Zusammenarbeit von Barbara Noth mit der Neusser Intendantin auch war - eine schwere Niederlage musste die Chefdramaturgin auch hinnehmen. In der Auseinandersetzung über das Pro und Contra einer Aufführung der Produktion "Noch ist Polen nicht verloren" in der Regie von Katka Schroth im November vergangenen Jahres konnte Noth ihre Chefin nicht überzeugen: Jahnke setzte das Stück aus künstlerischen Gründen gegen Noths Willen zwei Tage vor der Premiere ab.

(RP)
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