Düsseldorf Bert Gerresheims Blick auf Heine

Düsseldorf · In ihrem Buch erklärt Sabine Pohlandt die Heine-Denkmäler und gibt Einsicht in die Arbeitsweise des Düsseldorfer Künstlers.

Düsseldorf: Bert Gerresheims Blick auf Heine
Foto: Endermann, Andreas (end)

Ein unübersehbarer, halbierter Kopf mit einer gigantischen Nase, umringt von wild verteilten Gegenständen - das Heinrich-Heine-Denkmal am Schwanenmarkt ist seit seiner Fertigstellung 1981 umstritten. Den Künstler, Bert Gerresheim, machte die Plastik schlagartig bekannt. Für ihn begann eine produktive Phase mit Heine als wichtigem Bezugspunkt. Doch nicht jeder Düsseldorfer konnte dem "kaputten" Heine-Monument etwas abgewinnen. Auch Simone Pohlandt war zunächst irritiert. "Ich konnte damit gar nichts anfangen", sagt sie. Jetzt hat sie ein Buch veröffentlicht, das sich mit den Heinrich-Heine-Denkmälern von Bert Gerresheim beschäftigt. "Auseinandersetzung und Provokation" heißt das 230 Seiten starke Werk, das in sieben Kapiteln sowohl die schwierige Geschichte der Heine-Denkmäler als auch die Arbeitsweise des Künstlers beleuchtet.

Bereits 1887 wurden erste Anstrengungen unternommen, ein Denkmal für einen der bedeutendsten Dichter Deutschlands zu errichten. Doch es kam nicht dazu. Auch die folgenden Jahrzehnte, in denen immer wieder versucht wurde, Heine ein Denkmal zu setzen, brachten nichts Überzeugendes hervor. Schließlich hatte Gerresheim die Gelegenheit, eine große Plastik zu schaffen - sein Galerist machte ihm den Vorschlag, ein Heine-Denkmal zu kreieren. Pohlandt: "Was dann kam, hat die Erwartungen gesprengt. Alle wollten den schönen, jungen Heine - und dann kommt der Künstler und gibt den alten Heine, in Gestalt seiner zerstückelten und gespaltenen Totenmaske." Die Gesellschaft habe das nicht verstanden. Es hieß, die Kinder würden dem Dichter nun auf der Nase herumtanzen. Dabei wollte Gerresheim dass die Leute denken und sich intellektuell und emotional damit auseinandersetzen.

Doch wie genau entstand das Heine-Monument? Was waren die Intentionen des Künstlers, eine Vexierlandschaft zu schaffen? Pohlandt beantwortet diese Fragen in den Kapiteln zwei und drei, bevor sie im vierten Kapitel die Komposition des Heine-Monuments betrachtet und erklärt. Dabei wird immer wieder deutlich, wie sehr Literatur und Bildende Kunst in Gerresheims Arbeiten miteinander verknüpft sind.

Auch der Entstehungsprozess der beiden weiteren Heine-Denkmäler von Gerresheim wird thematisiert: der Heine-Büste in der Walhalla bei Regensburg, dem Ort, an dem herausragende Deutsche durch die Aufstellung einer Büste besonders geehrt werden, sowie des Buch-Denkmals an der Heinrich-Heine-Universität.

Pohlandt hat für ihr Buch eng mit Gerresheim zusammengearbeitet, war oft in seinem Atelier zu Besuch, hat seine Plastiken studiert und viel vom Künstler erfahren. "Bert Gerresheim ist ein unheimlich zugänglicher Mensch. Und er ist sehr offen für Leute, die an seinen Werken interessiert sind", sagt sie. So findet sich am Schluss des Buches auch ein Interview mit dem Künstler. An dieser Stelle gewährt er dem Leser Einblicke in die Beweggründe seines bildhauerischen Schaffens und beschreibt seine Auseinandersetzung mit Heinrich Heine. "Seine Methode bedeutet das Aufbrechen von Klischees, von Konventionen", sagt Pohlandt über die Arbeit des Künstlers, insbesondere das Denkmal von '81. "Es bricht völlig mit dem, was man sich als Denkmal vorstellt."

(RP)
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