Gastrotipp Brauhaus auf mediterrane Art

Düsseldorf · Zwei Portugiesen haben das Em Krön'che wieder eröffnet. Die Speisekarte bietet rheinländische Spezialitäten und mediterrane Speisen.

Gastrotipp: Brauhaus auf mediterrane Art
Foto: Endermann Andreas

Brauhäuser und Brauereiausschänke geben der Gastronomie im Rheinland einen einzigartigen Charme. Wegen der rustikalen Speisen, des kräftigen Altbiers und der flinken Servicemitarbeiter sind sie bei Touristen beliebt und bei Düsseldorfern sowieso. Es scheint das schier unveränderliche Traditionelle zu sein, das die Lokale erfolgreich macht. Kulinarische Experimente oder überhöhte Preise haben geringe Chancen. Das wissen auch Manuel Da Silva und Antonio de Jesus. Die Gastronomen haben das einst geschlossene Em Krön'che neu eröffnet. Bei der Renovierung waren sie vorsichtig, um den Charme eines Brauhauses zu erhalten. Die Wände sind nun hell, die Möbel noch immer im dunklen Holz. Das Gastro-Duo wagt aber auch eine Kombination des Traditionellen mit moderner, mediterraner Küche - und hat Erfolg.

Gastfreundschaft und Direktheit sind wichtig im Em Krön'che. "Ist dieser Platz in Ordnung für euch? Wirklich? Ich sage Bescheid, wenn der Tisch am Fenster frei wird", sagt die Kellnerin zu den angekommenen Gästen, obwohl diese ganz zufrieden scheinen mit dem Zweiertisch in der Mitte des Raumes. Die Fachfrau lässt nicht locker und begleitet die Besucher an den Nachbartisch. Nun ist die Servicekraft zufrieden und nimmt rasch die Bestellung auf. Diese Herzlichkeit scheint ehrlich und freundschaftlich - ganz rheinländisch also.

Es gibt Speisen, die in einem Düsseldorfer Brauereiausschank nur wenig zu erwarten sind. Die mit Feta umwickelten Auberginenröllchen sind würzig (6,50 Euro), die Kürbiscremesuppe (4,90 Euro) wunderbar sämig und fruchtig, der Flammkuchen mit Tomate und Mozzarella (9,90 Euro) schmeckt wie Pizza, aber eben mit einer besonders knusprigen Note. Auch die anderen Gerichte auf der Karte sind irgendwie unerwartet in der urigen Gaststube. Da steht ein Pulled-Pork-Burger mit Apfel red Coleslaw-Kürbis-Chutney zur Wahl (14,90 Euro) - der Gast am Nebentisch mampft ihn weg und lässt auch nichts von der üppigen Portion Steak-House-Pommes übrig. Seine Frau genießt einen Rucola-Salat mit Himbeerdressing und gegrillten Ziegenkäse im Speckmantel mit Thymian-Honig. Als ihr Gatte seine Gabel nach ihrem Teller ausstreckt, um ein Stück Käse zu stibitzen, wehrt die Frau seinen Angriff lachend ab.

Ein Hauptgericht ist auch das Zanderfilet auf die Haut gebraten mit Rosmarin-Kartoffeln und Rahmspinat (17,90 Euro). Das Gericht sieht auf dem großen Teller fantastisch aus, scheint aber ein wenig lustlos gewürzt. "Alles in Ordnung? Schmeckt's?", fragt die Kellnerin erneut. Jeder nickt. Niemand würde diese Herzlichkeit enttäuschen - fehlende Gewürze hin oder her. Eine große Männergruppe tritt in den Gastraum und setzt sich an den großen Tisch. Schon ist sie da, die Stimmung, die so typisch ist für Brauhäuser in Düsseldorf. Die Herren sind gut gelaunt, eine Spur zu laut und bestellen, was eigentlich üblich ist: Düsseldorfer Senfrostbraten (19,90 Euro), Rumpsteak mit Pfeffersoße (19,90 Euro), Schnitzel mit Pommes (12,50 Euro) und jede Menge Altbier. Kaum hat die Kellnerin alles angeschleppt, fragt sie schon: "Schmeckt es Euch, Jungs? Noch ein Alt?"

Das Konzept der neuen Em-Krön'che-Inhaber ist aufgegangen. "Deutsche Küche und mediterrane Speisen passen sehr gut zusammen", sagt Manuel Da Silva. Er kommt aus Portugal und hat in den vergangenen 20 Jahren in verschiedenen Restaurants in Düsseldorf gearbeitet. Als das Em Krön'che frei wurde, hat er zugriffen. "Die Zeit war gekommen, etwas für mich zu machen." Das Speise-Angebot nennt er "Multi Cuisine". Rheinische Brauhaus-Traditionen können wohl doch verändert werden.

(RP)
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