Düsseldorf Bürger spenden sechs Millionen fürs Theater

Düsseldorf · Die Kampagne "Schauspielhaus 2020" hat ihr Spendenziel erreicht. Das Geld ist ausschließlich für die Innensanierung gedacht.

 Spender mit ihren Fotoarbeiten von Thomas Ruff aus der Sonderedition für das Schauspielhaus. Oben Unternehmer Patrick Schwarz-Schütte: "Thomas Ruff hat mit seinem Fotogramm eine wunderbare Arbeit geschaffen, die einerseits konkrete Bezüge zum Düsseldorfer Schauspielhaus zeigt und andererseits eine ganz eigene abstrakte Kraft hat."

Spender mit ihren Fotoarbeiten von Thomas Ruff aus der Sonderedition für das Schauspielhaus. Oben Unternehmer Patrick Schwarz-Schütte: "Thomas Ruff hat mit seinem Fotogramm eine wunderbare Arbeit geschaffen, die einerseits konkrete Bezüge zum Düsseldorfer Schauspielhaus zeigt und andererseits eine ganz eigene abstrakte Kraft hat."

Foto: Krebs Andreas

Es brummt und dröhnt im Schauspielhaus - der Baulärm von der Fassade lässt das Haus vibrieren. Handwerker in blauen Schutzanzügen nehmen draußen die weißen Paneele ab - Vorarbeiten für die geplante Außensanierung des Hauses.

 Chefredakteur der Rheinischen Post, Michael Bröcker: "Düsseldorf ist für seine Fotokünstler in der ganzen Welt bekannt. Ich freue mich, jetzt endlich auch einen echten Ruff zu besitzen."

Chefredakteur der Rheinischen Post, Michael Bröcker: "Düsseldorf ist für seine Fotokünstler in der ganzen Welt bekannt. Ich freue mich, jetzt endlich auch einen echten Ruff zu besitzen."

Foto: Andreas Krebs

Doch an diesem Vormittag soll es erst einmal um das Innenleben des Bernhard-Pfau-Baus gehen. Die Vertreter der Spendenkampagne "Schauspielhaus 2020" haben an den Gründgens-Platz eingeladen, sie sind fast am Ziel: 5.964.983 Euro haben sie in den vergangenen Monaten gesammelt. Geld, das für die Sanierung der öffentlichen Bereiche im Inneren gedacht ist. So sollen etwa Foyer, Sanitäranlagen, Eingangsbereich und der Durchgang zum Hofgarten modernisiert und einladender gestaltet werden. Wenn das Theater 2020 sein 50-jähriges Bestehen feiert, soll es in alter Würde am neu gestalteten Platz ein Ort für Kunst und Begegnung sein.

 Kunstsammler Gil Bronner: "Die Schauspielhaus-Arbeit ist nicht nur ästhetisch sehr schön, sondern auch für mich als Düsseldorfer besonders wertvoll. Außerdem hatte ich noch keine Arbeit aus der Postkarten Serie."

Kunstsammler Gil Bronner: "Die Schauspielhaus-Arbeit ist nicht nur ästhetisch sehr schön, sondern auch für mich als Düsseldorfer besonders wertvoll. Außerdem hatte ich noch keine Arbeit aus der Postkarten Serie."

Foto: Krebs Andreas

Im September hatten namhafte Bürger der Stadt für die Kampagne ein Kuratorium gegründet und mit vielen Aktionen um Spenden geworben. So drehte Sönke Wortmann mit der Agentur BBDO Kurzfilme, in denen der Sanierungsbedarf satirisch in Szene gesetzt wird. Schauspielhaus und Rheinische Post luden zu einem mitreißenden Shakespeare-Spektakel ins Theaterzelt. Schauspieler des Ensembles waren bei einem Private Banking Dinner in der Sparkasse Düsseldorf zu Gast, folgten Einladungen von Industrie Club, Rotariern, der Privatbank HSBC Trinkhaus und traten bei einigen Privatveranstaltungen zu Gunsten des Theaters auf. "Durch die Kampagne haben wir die Stadt noch einmal anders kennengelernt", sagte Intendant Wilfried Schulz. Wenn Schauspieler vor Bankern Brecht-Songs singen, komme es zu spannenden Gesprächen. "Es ist schön, wenn Welten aufeinandertreffen", so Schulz, "das wischt gesellschaftliche Konflikte nicht fort, zeigt aber, dass es Brücken gibt." Der Intendant dankte dem Kuratorium für seinen Einsatz, hob die Sprecherin, Bettina Siempelkamp, hervor, die als Initiatorin die "Heldin der Kampagne" geworden sei. Und er dankte den Spendern für Zuspruch und Rückhalt. "Wir haben die Großzügigkeit dieser Stadt kennengelernt und die Sehnsucht nach Identität", sagte Schulz, "wir sind nicht nur auf offene Portemonnaies gestoßen, sondern auch auf offene Herzen und Köpfe."

Sechs Millionen Euro zusammenzubekommen, hatte sich das Kuratorium im September zum Ziel gesetzt - die Hälfte der mit rund zwölf Millionen veranschlagten Kosten für die Neugestaltung der öffentlichen Bereiche im Theater. Stadt und Land hatten zugesagt, dann die andere Hälfte der Kosten zu übernehmen. "Wir haben die öffentliche Hand also nicht aus ihren Pflichten entlassen", sagte Anwalt und Kuratoriumsmitglied Michael Hoffmann-Becking, "im Gegenteil: Unsere Initiative sollte den Trägern des Schauspielhauses Ansporn sein, mehr für das Theater zu geben."

Hoffmann-Becking erinnerte daran, dass die Kampagne in einer Zeit begann, als die Politik mit der Entscheidung rang, ob das Schauspielhaus überhaupt wieder bespielbar gemacht werden solle. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hatte damals mit Überlegungen über eine alternative Nutzung viel Kritik ausgelöst. Nun dankte auch er Kuratorium und Spendern. "Der Zuspruch zeigt, wie groß der Wunsch in der Stadt ist, das Schauspielhaus 2020 wieder im alten Glanz erscheinen zu lassen", sagte Geisel. Darum sei er dankbar, dass sich die Politik für die Sanierung entschieden habe, obwohl man nie wissen könne, was passiere, wenn man ein altes Haus anfasse. Damit spielte Geisel auf die anstehenden Sanierungsarbeiten an der Fassade an, für die allein die Stadt aufkommen muss und deren wahres Ausmaß noch ungewiss ist.

Für die Arbeiten im Inneren haben knapp 500 Bürger gespendet, darunter 34 Großspender, die mehr als 5000 Euro beigesteuert haben. Zu den Großspendern gehören Unternehmen wie HSBC Deutschland, Stiftungen wie die Ilsedore-Luckow-Stiftung oder die Stiftung van Meeteren. Hinzu kommen große Beträge von Privatpersonen wie der Familie Droege, Familie Heidi und Jochen Schily sowie Familie Katharina und Patrick Schwarz-Schütte.

Einen großen Beitrag zur erreichten Spendensumme hat auch Fotograf und Kuratoriumsmitglied Thomas Ruff geleistet. Er entwickelte zwei Fotomotive als Sonderedition für das Schauspielhaus. Dazu bearbeitete er ein Pressefoto von Ulrich Horn aus dem Archiv der Rheinischen Post, auf dem das Theater im Jahr 1970 zu sehen ist. Für das zweite Motive verwandelte er technische Zeichnungen des Gebäudes in ein großformatives, farbiges Fotogramm. Der komplette Erlös der limitierten Auflage von jeweils 20 Stück kommt der Sanierung des Theaters zu Gute. 35 Fotos sind inzwischen verkauft.

Bis Juli setzt das Kuratorium seine Arbeit noch fort, bis dahin will man auch die Sechs-Millionen-Marke noch knacken. Vielleicht hilft dabei die jüngste Spendenaktion: die Konditorei Heinemann hat eine Sonderedition ihrer Champagnertrüffel herausgebracht. Ein Euro pro Pralinenschachtel geht an das Theater. Spenden mit Genuss.

(dok)
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