Düsseldorf Campino plaudert bei der Lit.Cologne aus dem Nähkästchen

Düsseldorf · Der Sänger der Toten Hosen gibt im Millowitsch-Theater Auskunft über seine Biografie und seine Pläne. Derzeit befindet er sich in einer Schreibkrise.

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Foto: Hans-Juergen Bauer

Campino ist bei der Lit.Cologne aufgetreten, er hat im Millowitsch-Theater über das Dichten gesprochen, und die 450 Tickets für das Auswärtsspiel waren innerhalb von fünf Minuten ausverkauft. Er erzählte, wie das früher lief, als sie noch die hässlichen selbstgenähten Klamotten trugen und sich in der Wohnung von Trini Trimpop trafen, um auf dem Boden liegend Texte zu schreiben: "Wenn wir uns gefragt haben, ob es der oder das Opel-Gang heißt, haben wir einfach bei Jochen Hülder angerufen. Dessen Freundin war Deutschlehrerin."

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Foto: dpa, Ronald Wittek

Der Schriftsteller und 1Live-Erfinder Jochen Rausch moderierte den charmanten Abend, und er hat das gut gemacht: Er spielte Songs an, und dann redete Campino über deren Entstehung und ihre Zeit, ruhig und mild, und mit ihm reisten die Zuschauer zurück in die Vergangenheit, hinein in diese Biografie, für die Campino inzwischen ebenso verehrt wird wie für sein Werk. Singen gelernt habe er bei der DEG an der Brehmstraße, sagte er, und lange habe er gar nicht gewusst, dass es auch anders gehe als zu schreien.

Ein bisschen Folklore brachte Campino in den Abend, indem er sich ein Laptop aufstellen ließ, über das er die Fußball-Partien Dortmund gegen Tottenham und Liverpool gegen ManUnited sehen konnte. Vor allem am Anfang sorgte das für heitere Momente, weil Campino Tor um Tor ansagte - als eine Art menschlicher Teletext. Später wurde Campino nachdenklicher. Er berichtete vom Tod seines Vaters, von der stillen Verabschiedung, bevor die Seele den Toten verließ. "Nur zu Besuch", das Lied über seine Mutter, bezeichnete der 53-Jährige als einen Höhepunkt seiner Karriere. Solch ein Lied falle einem zu, daran habe er nur 15 Minuten geschrieben, und es sei ihm wichtiger als "Tage wie diese". Zurzeit texte er wieder, die Hosen arbeiten bekanntlich am neuen Album, aber er leide an akuter Schreibblockade: "Es wird von Tag zu Tag trüber."

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Foto: dpa, Britta Pedersen

Campino erzählte, wie er einst als Klassensprecher abgesetzt wurde, weil er mit dem Geld vom Sommerfest die Schule schwarz streichen wollte. Er glaubt, dass wir in Sachen deutsche Popkultur in der besten aller Zeiten leben. Und das perfekte Liebeslied ist in seinen Augen das von Sinead O'Connor gesungene "Nothing Compares 2 U". Neidisch? Geht so, denn: "Mein bestes Lied habe ich noch nicht geschrieben."

(hols)
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