Düsseldorf Das blonde Gift muss weg

Düsseldorf · In der Komödie feierte jetzt das turbulente Stück "Ein Traum von Hochzeit" eine umjubelte Premiere.

 Ein Eklat kurz vor der Hochzeit droht; Szene mit Armin Riahi, Verena Wüstkamp, Christiane Hecker, Stefan Bockelmann und Raphaela Kiczka (v.l.).

Ein Eklat kurz vor der Hochzeit droht; Szene mit Armin Riahi, Verena Wüstkamp, Christiane Hecker, Stefan Bockelmann und Raphaela Kiczka (v.l.).

Foto: Peter Bocklage

Liegt ein nackter Mann im Bett. Was klingt wie der Beginn eines Witzes, leitet in der "Komödie" das turbulente Lustspiel "Ein Traum von Hochzeit" ein. Der Schläfer schreckt auf, sieht sich um, entdeckt unter der Decke neben sich eine ihm unbekannte Schöne. "Wer sind Sie?" fragt er verstört. "Sind Sie die ganze Nacht hier gewesen?" Umgehend gerät er in Panik, packt sich an den Brummschädel und stöhnt: "Oh mein Gott!" Denn heute ist der Tag, an dem er Rachel heiraten soll. Und das ist definitiv nicht die Frau, die bei ihm liegt.

Das böse Erwachen ereilt den Bräutigam in der Hochzeitssuite eines Hotels. Alles ist adrett hergerichtet: an der Wand eine Kirschblüten-Tapete, über der Tür flattern symbolhafte Turteltäubchen. Der verwirrte Bill mit seinem Filmriss nach dem Junggesellen-Abschied weiß nur eins sehr genau: Die Blondine muss weg. Und zwar sofort. Ein Zusammentreffen mit der nahenden Braut wäre eine Katastrophe.

Rolf Berg hat die Komödie von Robin Hawden mit viel Gespür für Pointen inszeniert. Er verordnet seinen Schauspielern von der ersten Szene an ein flottes Tempo. Und alle ziehen munter mit, was den Dialogen prächtig bekommt. "Ein Traum von Hochzeit" ist mit einer ordentlichen Menge Klamauk ausgestattet, der das Geschehen aber nie dominiert. Hier steht der Wortwitz im Vordergrund, so absurd die Handlung auch sein mag. Der Regisseur ist klug genug, keine platte Klamotte daraus zu machen, nur um noch ein paar Lacher mehr zu kriegen. Die kommen auch so. Das Premieren-Publikum lässt sich mit großer Begeisterung in die Hochzeits-Hürden auf der Bühne verwickeln. Weil es gar zu aberwitzig ist, wie Bill seinen Kopf retten will. Stefan Bockelmann spielt ihn durch und durch glaubwürdig. Man spürt seinen Druck und seine Verzweiflung, in eine solch prekäre Lage geraten zu sein.

Da kommt ihm sein Freund und Trauzeuge Tom gerade recht - er soll für ihn die Kastanien aus dem Feuer holen. Armin Riahi ist ihm ein ebenbürtiger Partner. Er will ja helfen, aber auch nicht zum Sündenbock werden. Und so versucht er, die Unbekannte aus dem Bad zu lotsen, bevor es zu einer verhängnisvollen Begegnung kommt. Was natürlich nicht klappt. Denn schon donnert Rachel in die Suite, eine Braut mit äußerst herbem Charme und dem resoluten Auftreten eines Feldwebels. Verena Wüstkamp zieht ihre deftige Rolle bravourös durch. Sie ist es, die sich hartnäckig um Aufklärung der rätselhaften Geschehnisse bemüht. Zwar kommt sie dem Kern recht nahe, wird aber durch ein kesses Zimmermädchen immer wieder ausgebremst.

July, von den beiden Freunden eingeweiht und eigentlich zur Beruhigung der Braut abkommandiert, streut mit diebischer Freude Sand ins Getriebe. Eine Paraderolle für Raphaela Kiczka, von zierlicher Gestalt, aber mit hoher Bühnenpräsenz. Welche Bedeutung die Bettgenossin tatsächlich hat, erhellt sich erst im Laufe der Handlung. Kerstin Bruhn steht als Judy zwischen zwei Männern und gerät in einen Gewissenskonflikt, auch sie macht ihre Sache richtig gut. Und dann wäre da noch die herrlich aufgedrehte Brautmutter (Christiane Hecker), die wie ein Wirbelwind durchs Gemach fegt und sich mächtig auf die Trauung freut. Bis ihr schwant, dass hier etwas gründlich schiefläuft. "Was wird nur aus unserer Traumhochzeit?" jammert sie. Das fragen sich alle.

Und bis zum Happyend ist es ein weiter Weg. Er ist gespickt mit Boulevard-Klischees: Türen klappen in abgezirkelter Rasanz auf und wieder zu, Menschen hetzen durch die Räume, schlüpfen unter Kissen und hinters Sofa, müssten sich sehen und tun es doch nicht. All das macht uneingeschränkt Spaß. Und selbst eine übertriebene Messerattacke ist noch immer irgendwie lustig. Wer gerne lacht und sich an aberwitzigen Verwicklungen ergötzen kann, ist bei diesem glänzend gespielten Stück gut aufgehoben. Jubel.

(RP)
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