Düsseldorf Das Duo Zugezogen Maskulin bringt Protest-Rap auf die Bühne

Düsseldorf · Vor knapp 75 Jahren setzte sich eine Gruppe Jugendlicher gegen den Nationalsozialismus ein, und sie machte das Edelweiß zum Symbol für politischen Widerstand. Ihr Motto lautete: "Ihr könnt mich nicht, wenn ich nicht will!" Diesen Widerstandskämpfern zu Ehren veranstaltet das Zakk seit elf Jahren das Edelweißpiraten-Festival, und auch bei der aktuellen Ausgabe wird deutlich: Hier geht es nicht nur ums Feiern, sondern darum, ein politisches Zeichen zu setzen. Zusätzlich zu den Konzerten bietet das Haus Workshops an, in denen eigene Möglichkeiten erforscht werden sollen, wie man sich konkret einbringt. Die Frage lautet: Wie gestaltet man Protest heute?

Zeitgenössischen und zeitgemäßen Protest praktizieren auch Zugezogen Maskulin. Das HipHop-Duo beginnt seinen Auftritt auf der Bühne des Zakk etwas holprig, aber spätestens, als die ersten Takte des sarkastischen Stücks "Endlich wieder Krieg" ertönen, entwickelt sich zwischen dem Publikum und den beiden Jungs auf der Bühne eine spürbare Chemie. Dass der Bass immer mal wieder die Textzeilen übertönt, ist völlig egal: Die Zuschauer sind textsicher und feierwütig. Dabei beweisen vor allem die Verse, dass sich das Edelweißpiraten-Festival mit Zugezogen Maskulin wahrscheinlich keinen besseren Act hätte engagieren können. Gnadenlos rechnet die Gruppe mit der Gesellschaft ab, prangert Gentrifizierung, Rassismus und die Flüchtlingspolitik an und unterlegt das Ganze mit massiven Beats, jeder Menge Ironie und viel Wut im Bauch. Mit humorfernem, pseudo-kritischem "Polit-Rap" hat das wenig zu tun. Die beiden sind sich der Klischees, die sie erfüllen, bewusst. Und sie spielen gekonnt damit.

Schampusflaschen werden geköpft, Tänzer dirigiert. Der aktuelle Hit "Was für eine Zeit" wird gleich zweimal gespielt, einfach weil es so viel Spaß macht. Nach der Zugabe sind die Fans nassgeschwitzt, glücklich und um ein mitreißendes Konzerterlebnis reicher. Am 20. Oktober erscheint das neue Album der Band, bis dahin kann man mindestens von diesem Auftritt zehren.

Auch für das Festival selbst steht ein weiterer Punkt auf dem Programm. Am 1. Oktober findet im Caffé Enuma in Bilk eine Lesung mit Slam-Poeten und Songwritern statt. Das Thema: natürlich die Edelweißpiraten, politischer Widerstand und die Frage "Wofür protestieren junge Menschen heute?"

(RP)
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