Düsseldorf Das Geheimnis der Frauenversteherin

Düsseldorf · Es war der letzte Abend ihrer Lesereise, bevor Kerstin Gier endlich zu Mann und Kind nach Bergisch-Gladbach zurückkehren konnte. In der Düsseldorfer Zentralbibliothek trat sie noch einmal mit "Silber. Das dritte Buch der Träume" vor ein begeistertes Publikum.

 Populär: Kerstin Gier.

Populär: Kerstin Gier.

Foto: dpa

Zwei Wochen lang, so hörte man, im ganzen Land der gleiche Ablauf: ausverkaufte Säle, Altersgruppen von Pubertät bis romantisch-verträumtem Mittelalter, männlicher Anteil unter fünf Prozent.

Nur fünf Euro kostet auch der Eintritt ins Reich der Träume. Aus Aachen sind sie gekommen, aus Kleve und sonst überall vom Niederrhein. "Schön, dass ihr morgen keine Klassenarbeiten schreiben müsst", rief die 49-Jährige ihren jüngsten Gästen zu. Um dann Barbies männlichen Partner Ken mit einem Liegestuhl auf dem Pult zu platzieren. "Mein kleiner Freund trinkt Chardonnay, ich aber nur Wasser", das amüsierte alle. So wie die lockeren Erzähl-Einschübe in eine Lesung, die eigentlich keine war.

Nach über vierzig Büchern für Mädchen und Frauen, meist super gut verkauft, manche in andere Sprachen übersetzt und sogar verfilmt, weiß die Bestsellerautorin genau, was ihre Leserinnen erwarten. Nach schüchternen Anfängen in Kleinverlagen wurde gleich ihr erster Roman "Männer und andere Katastrophen" mit Heike Makatsch in der Titelrolle verfilmt. Zehn Jahre später fügte sie ihrem Talent als Frauenversteherin noch ein weiteres hinzu. Mit der dreibändigen Reihe über die Abenteuer von Gwendolyn und Gideon in London (Rubinrot, Saphirblau und Smaragdgrün) verfasste sie erstmals einen Jugend- und Fantasyroman. Mit schier unglaublichem Erfolg.

Auch jetzt, am Bertha-von-Suttner-Platz, sitzen die 21-jährige Tabea und ihre Freundin Marie-Sophie gespannt auf Hochstühlen in der letzten Reihe. Die eine von Beiden geht auch sonst zu Lesungen, war sogar bei Lutz Seiler. "Aber das hier, Kerstin Gier, ist etwas ganz anderes. Die Edelstein-Trilogie hat mich süchtig gemacht." Man pilgert zu einer Weltenschöpferin, neugierig auf mysteriöses Hintergrundwissen zu den verschlungenen Handlungspfaden oder den überbordenden Konstellationen von Personen, und natürlich auf Pläne für weitere schöne Bücher. Das alles liefert Kerstin Gier in vergnügtestem Plauderton, ohne Rücksicht auf Zeit oder Ablaufregie.

Auch Rezepte für eine "Spontanlüge", oder wie "luzides Träumen" funktioniert. Dazu eine Prise Lebenshilfe: "Das ist das Gute an Jungs, die kann man schnell verlassen". Welches an häufigem Liebesschmerz leidende Mädchen wollte da nicht getröstet zustimmen? Also jubelnder Applaus. Wie aber kann man den wenigen Unglücklichen helfen, die die ersten beiden Bände der "Silber"-Trilogie nicht gelesen haben? "Das wird heute Abend schwer für euch. Da müsst ihr dringend nachkaufen".

Guter Tipp, zumal der Büchertisch bereitsteht und es beim Signieren einen silbernen Traumschlüssel (siehe "das zweite Buch der Träume") und Pfefferminzdragees in Silberdöschen gibt. Schnell eins lutschen, dann traut man sich vielleicht, der umschwärmten Autorin ein Küsschen zu geben.

(RP)
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