Düsseldorf Das Hetjens reitet auf Erfolgswelle

Düsseldorf · Die Ausstellung von Gabriele Henkel zieht Besucher in das Keramikmuseum. Die neue Chefin möchte das Haus zukunftsfest machen.

 "Fisch auf Welle" von Hugo Meisel (1921). Die Arbeit ist derzeit in der Henkel-Ausstellung im Hetjens-Museum zu sehen.

"Fisch auf Welle" von Hugo Meisel (1921). Die Arbeit ist derzeit in der Henkel-Ausstellung im Hetjens-Museum zu sehen.

Foto: Horst Kolberg

Eben befand es sich noch am Abgrund, nun steht es besser da als zuvor. Das Hetjens-Museum ist nicht mehr länger bedroht von einer Zwangseinweisung unter das Dach eines anderen Düsseldorfer Museums, wie es die verantwortlichen Politiker eine Zeit lang vorgeschlagen hatten. Und es hat mit Daniela Antonin auch eine neue junge energische Leiterin erhalten, die die Belange des großartigen Keramikmuseums nach vorne treibt.

Mit seiner einzigartigen Spezialsammlung behauptet das im Palais Nesselrode untergebrachte, vielleicht unscheinbar anmutende Haus in der Schulstraße deutschlandweit, wenn nicht europaweit eine Alleinstellung. Keramik höchster Qualität aus 8000 Jahren Menschheitsgeschichte wurde exemplarisch zusammengetragen. Und dass es daran ungebrochenes Interesse gibt, beweisen die jüngsten Besuchererhebungen. Im Vergleich zum Vorjahr vermeldet die Museumsleitung einen Zuwachs von 50 Prozent.

Vor wenigen Wochen erst ist der von Gabriele Henkel eingerichtete Ausstellungsraum eröffnet worden, die Düsseldorfer Grande Dame konnte unglücklicherweise der Vernissage selbst nicht mehr beiwohnen. Am darauffolgenden Tag, dem 28. September, starb sie im Alter von 85 Jahren. So hinterließ sie mit der fein dekorierten langen Tafel und ihren erstmals öffentlich gezeigten Aquarellen, ihren Tagebuchskizzen und den sorgfältig ausgesuchten Porzellanen ihr Vermächtnis. Die Düsseldorfer strömen seitdem vermehrt ins Hetjens-Museum, das Henkel kurz vor ihrem Tod noch "das Herz des alten Düsseldorf" genannt hatte. Ein Gedenkplatz mit Kondolenzbuch, Foto und roter Rose steht bereit, in das sich jeder Bürger eintragen kann.

Auch der Freundeskreis, traditionell eine Bastion für die Geschehnisse im Hetjens-Museum, hat sich neu aufgestellt, verjüngt, wieder vergrößert und legt nun konzentrierte Ideen vor, wie das Museum in Zukunft noch moderner und attraktiver agieren kann. 670 Freunde sind registriert, denen ein gut vernetzter Vorstand und ein Kuratorium zur Seite stehen. Die nächsten fünf Jahre, darüber ist man sich einig, muss man die Weichen stellen. Schon lange wollte man weg von der Idee, einfach nur Vasen zu zeigen, die in Vitrinen stehen. Weg von toter Materie hin zu Durchleuchtung und Kommentierung dessen, was uralte Kulturtechniken heute noch bedeuten.

Gerade wird das Töpfern von vielen Menschen wieder als Hobby entdeckt, das kommt dem Museum zugute, dessen kleine Töpferwerkstatt sich bei allen Generationen großer Begeisterung erfreut. Doch noch viel mehr muss ein Museum heute anbieten, damit sich Besucher aller Generationen für das Thema erwärmen. Ein Café wäre wichtig, das hat Daniela Antonin schon vor ihrer Beförderung zur Chefin geäußert, vielleicht könnte einer der Nachbarn in der Altstadt die Gastronomie mit übernehmen.

Ebenso wichtig - auch als künftige Einnahme-Quelle - wäre ein größerer Museumsshop, schließlich bietet sich das Sujet des Hauses für vielfache Souvenirs und Gebrauchsgegenstände aus Ton, Porzellan und Keramik an. Ohne eine Eventisierung des Hauses einzuleiten, denkt man laut darüber nach, Gäste im Hetjens stilvoll zu empfangen. Warum sollte man nicht, wenn der Oberbürgermeister Staatsgäste aus fernen Ländern empfängt, die Tafel im dafür kompetentesten Haus der Stadt decken und gleichzeitig Kulturbotschaften versenden?

In anderen Städten werden in Zusammenarbeit mit den Standesämtern in schmucken Museen Hochzeiten abgehalten, Auch das könnte zusätzliche Einnahmen bringen und noch mehr Popularität. Denn das Hetjens-Museum krankt auch an seiner Unbekanntheit. Nicht einmal alle Düsseldorfer kennen das Haus und seine Schätze. Mit noch aufregenderen, publikumsnahen Ausstellungen, so träumt man derzeit, will man sich ins Gespräch bringen, mit echten Raketenteilen aus der Raumfahrt zum Beispiel oder mit Keramikausstellungen, die den Einsatz in Gebrauchsgütern und Medizin wissenschaftlich dokumentieren.

Tabus darf es nicht geben bei einer zeitgemäßen Revision und Zukunftsplanung - so diskutierte das Kuratorium kürzlich auch den Namen des Hauses, das bisher nur im Untertitel die Angabe Deutsches Keramikmuseum trägt. Was das Wort Hetjens bedeutet, werden wohl nur die allerwenigsten Menschen wissen. Dabei ist der Schatz in der Schulstraße maßgeblich Namensgeber Laurenz Heinrich Hetjens (1830 - 1906) zu danken, der als Universalerben für seine Sammlung seine Vaterstadt Düsseldorf einsetzte. Wegradieren darf und kann man also seinen Namen nicht, das ist testamentarisch so verfügt. Nur rheinisch-listig die Größenverhältnisse im Namenszug anpassen und das Deutsche Keramikmuseum nach oben heben.

(RP)
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