Düsseldorf Das Märchen vom geschenkten "Portrait Schmela"

Düsseldorf · Ein nicht im Buchhandel erhältlicher Band erzählt von einem Bild Gerhard Richters. RP-Leser können ihn dennoch erwerben.

Diese Geschichte war schon märchenhaft, als sie noch gar nicht aufgeschrieben war: Robert Rademacher, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Kunstsammlung NRW, lernt durch Vermittlung des Berliner Rechtsanwalts Peter Raue nach der Trauerfeier für Gotthard Graubner in Düsseldorf die Kunsthistorikerin und Fernsehjournalistin Viktoria von Flemming kennen. Es ist ihr ausdrücklicher Wunsch, mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft in Kontakt zu kommen, denn sie hat ein ungewöhnliches Anliegen. Sie möchte den "Freunden der Kunstsammlung" ein Bild schenken, auf dass die es dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellen.

Das Bild ist nicht irgendein Bild, sondern ein Porträt des legendären Düsseldorfer Galeristen Alfred Schmela (1918-1980), 1964 im Stil einer unscharfen Schwarzweiß-Fotografie gemalt von Gerhard Richter. Ein Millionenwert also, noch dazu ein Bild, das 100 Meter von Schmelas einstiger Wirkungsstätte entfernt seinen idealen Standort fände. Einzige Bedingung: Die bisherige Besitzerin bekommt als "Ersatzbild" ein Gemälde von Gotthard Graubner.

Happy End also, doch es bahnt sich ein zweites Glück an: Einige Wochen später trifft Rademacher auf der Straße vor der Kunstsammlung zufällig Gerhard Richter. Der weiß bereits von Viktoria von Flemmings Schenkung - und schenkt der Gesellschaft der Freunde gleich noch die Reproduktionsrechte dazu.

Unter dem Titel "Eine märchenhafte Geschichte" hat Rademacher seine Erlebnisse nun in einem Beitrag zu einem Büchlein zusammengefasst, das die Gesellschaft der Freunde für ihre Mitglieder aufgelegt hat. Abgedruckt ist darin auch jener handschriftlich verfasste Brief, in dem Gerhard Richter seine Freude über die Schenkung äußert und hinzufügt: "Die Bildrechte erteile ich Ihnen hiermit sehr gern."

Marion Ackermann, Direktorin der Kunstsammlung NRW, rühmt und würdigt in einem Beitrag "Das wunderbare ,Portrait Schmela'" und erklärt nebenbei, dass Richter dieses 110 mal 97 Zentimeter messende Gemälde aus einer größeren Komposition herausgeschnitten habe, in deren zweiter Hälfte Günther Uecker zu sehen war. Ackermann: "Durch den besonderen Schmelz der Farben und den gewählten Bildausschnitt gelang Richter eine wirkungsvollere Darstellung gegenüber der fotografischen Vorlage: Der Galerist tritt als besonders imposante und lebendige Persönlichkeit hervor - so wie sein Wesen auch von seinen Zeitgenossen wahrgenommen wurde."

In einem dritten Beitrag erzählt die Stifterin davon, was sie zu ihrer Großzügigkeit veranlasst hat: die Dankbarkeit gegenüber drei Persönlichkeiten, denen sie in den 70er Jahren im Rheinland begegnete. Es sind Alfred Schmela selbst, der Gründungsdirektor der Kunstsammlung NRW, Werner Schmalenbach, und Gerhard Richter. Viktoria von Flemming gibt auch preis, wie sie das Schmela-Bild erwarb. Sie erblickte es auf dem Kölner Kunstmarkt am Stand der Galerie Rudolf Zwirner und fand es unwiderstehlich. Allerdings: "Richter selbst hat mich immer beschimpft, ich wäre wohl völlig übergeschnappt, für ein Gemälde so viel Geld auszugeben."

Das Buch spricht eigentlich ausschließlich Mitglieder der Gesellschaft der Freunde an, doch für RP-Leser macht Rademacher eine Ausnahme: Wer den bibliophil angelegten Band erwerben möchte, kann sich wenden an: Gesellschaft der Freunde der Kunstsammlung NRW, Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf; Mail: gesellschaft-der-freunde@kunstsammlung.de. Das Buch wird dann, solange der Vorrat reicht, gegen eine Schutzgebühr von 18 Euro zugesandt. Auch diese Ausnahme hat etwas Märchenhaftes.

(B.M.)
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