Düsseldorf Der neue Chef ist der alte

Düsseldorf · Stefan Fischer-Fels ist zurück. Als künstlerischer Leiter will er das Junge Schauspiel an der Münsterstraße internationaler aufstellen. Sich selbst sieht der 52-Jährige in einer besonderen Rolle: der des "Ermöglichers".

 Stefan Fischer-Fels stürzt sich in Düsseldorf in neue Aufgaben.

Stefan Fischer-Fels stürzt sich in Düsseldorf in neue Aufgaben.

Foto: Thomas Rabsch

Ist es nicht seltsam, an den Ort zurückzukehren, den man vor fünf Jahren Richtung Berlin verlassen hatte, um dort das "Grips"-Theater zu leiten? Nicht seltsam, sondern schön und herausfordernd findet diese Rückkehr Stefan Fischer-Fels, den der Düsseldorfer Intendant Wilfried Schulz zum künstlerischen Leiter des Jungen Schauspielhauses und zum Mitglied der Intendanz berufen hat. Fischer-Fels musste nicht lange zögern, er fühlte sich geehrt, als Schulz ihn fragte. Denn er ist davon überzeugt, dass Schulz' künstlerische Impulse und Inputs Düsseldorf wieder als Theaterstadt profilieren. "Er denkt sich Theater für ein Publikum aus, will die Menschen mitnehmen und hat trotzdem einen hohen Anspruch", sagt Fischer-Fels.

Ist er jetzt, mit seinen 52 Jahren, nicht vielleicht zu alt für die Leitung eines Jungen Hauses? Das habe er sich auch ernsthaft gefragt. Die Antwort aber sei nein. "Ich habe in der Berliner Zeit meinen Blickwinkel geändert, den Kopf und das Herz geweitet." Fischer-Fels, der genau wie der Intendant nie selbst inszeniert, sieht sich in der Rolle des Ermöglichers. Er will nicht sein Ding durchziehen, sondern junge Leute fördern und internationale Autoren nach Düsseldorf holen. "Wir müssen uns als globales Dorf begreifen, die Gesamtwelt auf unserer Bühne verhandeln, die Krisen in altersgemäßen Stoffen darbieten, die Reflexion und Positionierung erlauben."

Im sogenannten D'Haus von Wilfried Schulz wird dem Jungen Schauspiel eine wichtige Funktion als integraler Bestandteil des Gesamttheaters zugewiesen. "Wir spielen heute kein Kindertheater mehr, so wie wir es in den 1970er Jahren taten", sagt Fischer-Fels. "Das Junge Schauspiel ist erwachsener geworden, bedient sich fast derselben Mittel wie das Theater allgemein, wenn es auch eine komplett andere Sprache verinnerlicht."

Zum Stammpublikum ("Wir sind die Niedrigschwelligen") gehören Kinder ab zwei Jahre, Besucher mit ausländischen Wurzeln sowie Menschen aller Altersklassen - dass gerade die Älteren kommen, liegt vielleicht an dem besonderen Reiz der Inszenierungen. Kindertheater ist traditionell stärker körperbetont, nie überlang, meist gut verständlich. "Aber es ist auch immer als Labor für neue Formen gedacht", sagt Fischer-Fels, der davon träumt, dass jedes Düsseldorfer Kind zwei Theaterbesuche im Jahr absolviert - "dann bräuchte man sich weniger Zukunftssorgen zu machen". Die Zusammenarbeit mit Schulen soll intensiviert werden, zwei neue Theaterpädagogen, kümmern sich vor allem um interkulturelle Öffnung. Das Modell "Theater auf Krankenschein", das er in seinen acht Düsseldorfer Jahren mit HNO-Arzt Michael Strahl bei den Krankenkassen durchgesetzt hatte, soll neu belebt werden wie auch das Programm "Theaterfieber", bei dem sich Schulen zum Theaterbesuch verpflichten - bedürftigen Kindern wird das Ticket erstattet.

Und welche Option gibt es, wenn doch alles gut läuft? Zuletzt hatte das Junge Haus mit Leiter Christof Seeger-Zurmühlen Riesenerfolg. Das unter Beelitz gegründete Kindertheater wird in diesem Jahr 40 Jahre alt. Das Jubiläum sei eine Verpflichtung, so Fischer-Fels. "Wir zeigen, was man in den Köpfen bewegen kann. Welche Macht und Faszination Theater gerade auf junge Menschen ausüben kann."

(RP)
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