Düsseldorf Der Pole, der sein Herz an Japan verlor

Düsseldorf · Das Polnische Institut zeigt die Ausstellung "Reisen nach Japan I" - eine Hommage an den polnischen Regisseur Andrzej Wajda.

 Andrzej Wajda zeichnete diese Onnagata, eine Figur des japanischen Kabuki-Theaters, im Jahr 1989 während einer Japanreise.

Andrzej Wajda zeichnete diese Onnagata, eine Figur des japanischen Kabuki-Theaters, im Jahr 1989 während einer Japanreise.

Foto: Polnisches Institut

Mit feinen Strichen wurde die Onnagata auf Papier gebracht, eine typische Figur des japanischen Kabuki-Theaters, das Männer auch in weibliche Rollen schlüpfen lässt. Koloriert ist sie in samtigen Blau- und Rottönen. Nur das Haar ist pechschwarz. Eine Zeichnung von 1989. Der Maler: Andrzej Wajda.

Filmkenner dürften nun stutzig werden. Denn verbunden wird der Name Wajda zuallererst mit Film und Theater. In Polen zählt er zu den bekanntesten Regisseuren, und in Deutschland hat er sich ebenfalls einen Namen gemacht. In den 1980er Jahren etwa inszenierte er "Schuld und Sühne" nach dem Roman von Fjodor Dostojewski an der Berliner Schaubühne.

Doch auch wenn es oft vergessen wird, Wajdas erste Leidenschaft war die Malerei. Er studierte zunächst drei Jahre lang Malerei an der Krakauer Akademie der Schönen Künste, bevor er in Lodz an die Filmhochschule ging. Der Hang zum Zeichnen ist geblieben. "Wajda hat schon immer alles gezeichnet, was seine Aufmerksamkeit erregte: Landschaften, Architektur, Menschen, Szenen aus dem japanischen Theater", erzählt Anna Król vom Manggha Museum in Krakau. Sie kuratiert die Ausstellung "Reise nach Japan I", die derzeit in der Galerie des Polnischen Institutes zu sehen ist. Rund 40 Zeichnungen des polnischen Regisseurs sind ausgestellt, die sich ausschließlich Japan widmen - dem Land, dem er sich verbunden fühlt. Wie der Name der Ausstellung verrät, stammen die Zeichnungen von seinen Reisen in das ostasiatische Land.

"Wajda nutzt die Malerei, um Eindrücke festzuhalten", sagt Król über die teilweise aufwendigen Zeichnungen in Farbe und die eher flüchtig entstandenen Werke. Sie dienen ihm zur Wirklichkeitsdokumentation und ersetzen in dieser Hinsicht den Fotoapparat. Durch gezielte, aber unruhige Strichführung bringt Wajda die Merkmale seiner Beobachtungen zu Papier. "Er denkt quasi in Bildern", sagt die Kuratorin. Auch für seine Arbeit als Regisseur sei die Malerei von großer Relevanz. "Er macht detaillierte Zeichnungen, um sie anschließend umzusetzen."

Seine Liebe zu Japan begann schon früh. Mit 18 Jahren entdeckte er in den Krakauer Tuchhallen die Werke des Kunstsammlers Feliks "Manggha" Jasienski. Rund 6500 japanische Kunstgegenstände umfasste die Sammlung. Wajda war begeistert, die andauernde Liebe zu Japan geboren. Als Wajda 1987 den Kyoto-Filmpreis der Inamori-Foundation erhielt, beschloss er, die Summe zur Errichtung eines Museums für japanische Kunst in Krakau zu stiften, um dort die Feliks-Jasienski-Sammlung ausstellen zu können. Mit zahlreichen Unterstützern aus Polen und Japan entstand das Manggha-Museum, das Heimat alter japanischer Kunst und zeitgenössischer Werke geworden ist.

Auch von Wajda befinden sich über 2000 Skizzen und Zeichnungen im Bestand. Zu Ehren seines 90. Geburtstages gibt es in Düsseldorf also nun eine Auswahl seiner Werke zu sehen. "Wir sind ihm sehr dankbar, ohne ihn gäbe es uns gar nicht", sagt Król. Eingerahmt werden Wajdas Arbeiten von Werken zweier weiterer Künstler: dem Japaner Hiroh Kikai, der Porträts exzentrischer Individuen fotografiert hat, sowie Ze'ev Aleksandrowicz, dessen Fotos ein vergangenes Japan zeigen. Król: "Wajdas Zeichnungen stellen die Verbindung zwischen den Welten von damals und heute her."

(RP)
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