Düsseldorf Der Tod mitten im jungen Leben

Düsseldorf · Die Theatergruppe "Only ask Valery!" spielte "2 Uhr 14" in der Kammerspielen.

 Szene aus Michael Stielekes Inszenierung am FFT.

Szene aus Michael Stielekes Inszenierung am FFT.

Foto: Hoffmann

Eigentlich müsste diese Uhrzeitangabe ins Deutsche übersetzt werden. "2 Uhr 14" heißt das Stück von David Paquet. Die Zeitangabe ist am Zwölf-Stunden-Rhythmus orientiert, wie das in der kanadischen Heimat des Autors üblich ist. Bei uns wäre es 14.14 Uhr, als das geschieht, was der Titel andeutet: Der Amoklauf an einer Schule löscht in Sekundenschnelle das Leben junger Menschen aus.

Um dieses Leben geht es in dem Drama, das in der Inszenierung von Michael Stieleke jetzt in den FFT-Kammerspielen eine umjubelte Premiere feierte. Die Handlung zoomt in ihr Innenleben als Heranwachsende. Es geht um ihre Sehnsucht nach dem Glück, nach Intensität und gleichzeitig nach dem Normalsein. Alle wollen das Sonderbare in sich selbst entdecken und lernen, es auszuleben. Gesucht wird ein Platz in der Welt der Erwachsenen, aber unbedingt ganz individuell. Das große Motto lautet daher: nur ja nicht in der Masse aufgehen.

François verliebt sich in eine alte Frau, Berthier kann Mädchen nur als Blinder verkleidet nahekommen, für Denis schmeckt alles nach Sand. Und während Jade versucht, mit Bandwürmern abzunehmen, bekämpft Katrina ihre Aggressionen durch ein Tattoo auf ihrem Bauch.

Alle Figuren haben ein Double, eine Art Marionette, die gedankliche Experimente probehalber durchführt und so das Risiko begrenzt. Alles hätte so weitergehen können an dem bestimmten Tag um viertel nach zwei, aber vorher kam der Tod. Was wir auf der Bühne sehen, ist daher das Vorspiel als Nachspiel. Es ist die Erinnerung der Mutter des Attentäters an alle Opfer einschließlich ihres Sohnes. Sie versammelt am Ende alle Opfer zum gemeinsamen Line Dance.

Die junge Theatergruppe "Only ask Valery!" setzt sich unter Stielekes Leitung mit Theatertexten auseinander, die ihre Lebenswirklichkeit spiegeln. "2 Uhr 14" ist ihre dritte Bühnenarbeit. Die vielfältige Szenenfolge dauert 60 Minuten und ist in der Tat eine beeindruckende Leistung spielfreudiger Amateure.

(RP)
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