Düsseldorf Deutsch lernen beim Hip-Hop

Düsseldorf · Tänzer und Sprachlehrer haben gemeinsam ein Projekt entwickelt, um jungen Flüchtlingen Deutsch leichter zu vermitteln.

Hip-Hop ist mehr als eine Musikrichtung. Hip-Hop ist eine Lebensweise. Er vermittelt Fairness, lässt Freundschaften entstehen und stärkt das Miteinander. Davon ist Takao Baba, Choreograph und Initiator des "Refugees-Welcome-Jams" überzeugt. Die Veranstaltung im Tanzhaus NRW war der Auftakt des Projekts "Hip-Hop-Sprechen-Rap-Friendship", bei dem junge Flüchtlinge durch die Verbindung von Tanz und Sprache Deutsch lernen können.

Mehr als 80 junge Menschen aus den Erstunterkünften rund um Düsseldorf waren gekommen, um sich anzuschauen, was die Tänzer des Tanzhauses zu bieten haben. Von Flic-Flacs über Breakdance, bis zu Choreographien, die von einem Beatboxer begleitet wurden, zeigten die Körperkünstler ihr Können. Stillstehen mussten die Jugendlichen aus Afghanistan, Syrien und anderen Ländern aber nicht lange. "Welcome to Düsseldorf", rief Takao Babo und forderte zu einem Freestyle auf. Einige zögerten zunächst, trauten sich nicht ganz, sich zu den Hip-Hop-Beats zu bewegen. Doch nach und nach wurden alle warm und der Saal war eine einzige Tanzparty.

Für viele der jungen Flüchtlinge war die Hip-Hop-Veranstaltung eine ganz neue Erfahrung. "Ich habe so etwas noch nie erlebt", übersetzt ein Dolmetscher die Worte des 17-jährigen Mahmood aus Afghanistan, der seit einem Monat in Deutschland ist. "In meiner Heimat gibt es so etwas nicht, aber es hat großen Spaß gemacht, ich würde gerne wieder mitmachen." Ähnlich begeistert ist auch eine Gruppe 14- bis 16-jähriger Jungen, die aus Syrien und dem Irak kommen. "Das ist ein sehr gutes Projekt, da es ablenkt. Es hilft, Probleme zu vergessen", übersetzt der Dolmetscher die Aussagen der Jugendlichen. "In vielen arabischen Ländern ist Tanzen in dieser Form verboten", sagt Bertram Müller, Mitentwickler des Projekts und ehemaliger Intendant des Tanzhauses NRW. "Daher kennen die jungen Menschen so etwas nicht." Einer der beteiligten Tanzlehrer hat das Hip-Hop-Verbot einst am eigenen Leib erfahren. Die Konsequenz: Er hat seine Heimat, den Iran, verlassen um seiner Leidenschaft nun in Deutschland nachgehen zu können.

Zwischen 60 und 70 Flüchtlinge haben sich nach der Auftaktveranstaltung für die Kombination aus Tanz und Spracherwerb angemeldet. Über drei Wochen sollen diese nun in Kleingruppen in den Räumlichkeiten des Tanzhauses NRW sowie der Heinrich-Heine-Universität, die das Projekt unterstützt, unterrichtet werden. Erste Versuche während des Jams zeigen: Die Umsetzung ist simpel. Jedem Wort wird eine Bewegung zugeordnet. Ein Satz, bestehend aus mehreren Worten, wird so zu einer Bewegungsfolge, einer Choreographie also.

Doch nicht nur Tanz, auch Rap-Texte sollen in den Deutschunterricht einbezogen werden. Umgesetzt wird das vom Düsseldorfer Rapper Blumio. "Es ist eine Herausforderung für mich, die Texte auf einem so reduzierten Level zu schreiben", sagt er. "Es wird dabei wohl vor allem auf die Rhythmik ankommen, so kann man sich die Texte am besten einprägen." Ob er damit Recht hat, werde er aber erst in der Praxis herausfinden können.

(RP)
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