Düsseldorf Die "African Angels" aus Kapstadt rocken die Tonhalle

Düsseldorf · Wenn Sie mal nach Kapstadt kommen, gehen Sie unbedingt in die Oper. Allein schon des Cape Town Opera Chorus wegen dürfte sich ein Besuch in Afrikas südlichem Zipfel lohnen.

 Die "African Angels" in froher Aktion.

Die "African Angels" in froher Aktion.

Foto: Lucienne van der Mi

Das jedenfalls werden Ihnen die Besucher des Konzerts der "African Angels" in der Tonhalle mit Sicherheit und Begeisterung weitererzählen, denn sie durften 18 Sängerinnen und Sänger dieses Ensembles bei der frohen Arbeit erleben: Stimmen, Musik und Tanz - alles mur zum Schwärmen.

Es ist, bei aller vokalen Kunstfertigkeit, vor allem eine mit Händen zu greifende Energie, die die besondere Qualität der "African Angels" ausmacht. Wenn schon die Tatsache erstaunt, dass schwarze Stimmen Verdi überaus italienisch singen können, so ist die Bühnenpräsenz dieser eher folkloristisch anmutenden Gesangstruppe frappierend.

Sie stellen sich nicht einfach hin und singen den Gefangenenchor von Nabucco in aufreizend langsamem Tempo. Nein, die Regie tönt die mit Papp-Agaven dekorierte Bühne in drückende Düsternis, in der der Ruf nach Freiheit umso intensiver wirkt, je leiser die Musik erklingt.

Jede Rückung, jedes Anschwellen verstärken die Sänger durch minimale Bewegungen, steigern die Spannung bis zum verzweifelten Recken der Faust. Das hat was.

Doch die Schwarzen Engel haben viel mehr drauf als bloß die Hits der Klassik, die allzu leicht ein freundlich geneigtes Publikum suchen. Das in allen Stimmen ausgezeichnet besetzte Ensemble der "African Angels" verwandelt beispielsweise Szenen aus Gershwins "Porgy and Bess" in eine wahre Bühnenschlacht.

In der gewollt bunten Programmfolge motivieren die auch solistisch begeisternden Sänger das Publikum in frech arrangierten Spirituals zu wahren Begeisterungsstürmen, zaubern in rituellen Stammesgesängen mühelos den Geist Afrikas an den Rhein.

Nun hat so ein Auftritt der "African Angels" auch skurrile Seiten. "O Tannenbaum" - gesungen am 2. Januar - provoziert natürlich Kichern im Saal. Und im Foyer werben Safari-Veranstalter für Afrika-Reisen mit Gummibärchen in Flugzeug-Form; der Chor erscheint als weiteres touristisches Werbemittel. Der kann aus solchen Brüchen aber auch künstlerische Funken schlagen - das Champagnerlied aus der "Fledermaus" im Dialekt der Xhosa ist ein einziges von Klack- und Schmatzlauten strotzendes Prickeln.

Standing Ovations.

(RP)
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