Düsseldorf Die dunkle Seite der Stadt

Düsseldorf · Karl-Heinz Keldungs, ehemaliger Richter am Oberlandesgericht, beschreibt in seinem neuen Buch aufsehenerregende Strafprozesse in Düsseldorf.

Eine ganze Familie auszulöschen, indem der Täter die Eltern mit ihren zwei Kindern ersticht - unvorstellbar. Und das für 20 Deutsche Mark. Trotzdem hat sich dieser Fall tatsächlich so ereignet.

Mord und Totschlag sind Stoff unzähliger Bücher, Serien und Filme. Verbrechen ereignen sich jedoch öfter in der Nachbarschaft, als man denkt. Auch in Düsseldorf passieren grausame Taten: vom Raub über Gewalttaten bis hin zu Mord und Terror.

"Es ist so viel in dieser Stadt passiert, und niemand schreibt darüber", dachte sich Karl-Heinz Keldungs und nahm sich dieses Phänomens an. "Große Strafprozesse vor Düsseldorfer Gerichten" lautet der neue Buchtitel des ehemaligen Richters am Oberlandesgericht Düsseldorf.

Das Werk handelt von den aufsehenerregendsten Strafprozesse, die an den verschiedenen Düsseldorfer Gerichten geführt wurden. Dazu hat der Autor die spannendsten Fälle der vergangenen 60 Jahre ausgewählt und für ein breites Publikum aufbereitet.

Sein Augenmerk liegt darauf, den Tathergang sowie das Urteil darzustellen. Dabei lässt er juristische Details außen vor, um Menschen unabhängig von juristischer Expertise anzusprechen. "Mir ging es darum zu schildern, was genau in den Fällen passiert ist", erklärt Keldungs. "Ich möchte die Menschen an den Geschichten teilhaben lassen, so dass sie sich in die Situation hineinversetzen können." Er spekuliert jedoch nicht, sondern greift lediglich auf die gesicherten Fakten aus den Dokumenten zurück. Keldungs ist gebürtiger Düsseldorfer, daher war ihm das Werk über seine Heimatstadt ein Anliegen. Vor allem die eigene Erinnerung und der lokale Bezug zu einigen Fällen waren dabei entscheidend für den Autor.

Krahestraße, Greifweg, Tußmannstraße - das sind Straßennamen, die auch heute noch auf Düsseldorfer Stadtplänen auftauchen. Diese drei Orte verbinden jedoch die Verbrechen, die dort geschehen sind: von einer geplanten Explosion über einen Mord bis zum Massaker.

"Ich hatte schon lange die Idee für das Buch, doch mir fehlte die Zeit", sagt Keldungs. "Als ich pensioniert wurde, habe ich das Projekt direkt in Angriff genommen." Drei Jahre arbeitete er daran; zu jedem der 31 Fälle musste er hunderte Seiten Gerichtsdokumente lesen. "Teilweise hatten die Akten bis zu 700 Seiten. Daraus das Wichtigste herauszufiltern, hat gedauert", erklärt Keldungs. Doch nicht nur die Masse an Akten erschwerte die Aufarbeitung: "Mir ist es schwergefallen, über den Mörder Peter Kürten zu schreiben, da seine Brutalität kaum zu ertragen ist. Der Leser wird mit irren Personen konfrontiert."

Düsseldorf kommt im Vergleich mit anderen Städten eine exponierte Rolle zu. "So viele weitreichende Urteile gab es sonst nur noch in Hamburg und München", sagt Keldungs. In seinem Werk stellt er außerdem Prozesse größerer Reichweite vor, darunter die NS-Prozesse, Spionageprozesse, Prozesse gegen RAF- sowie gegen IS-Täter.

Info Karl-Heinz Keldungs: "Große Strafprozesse vor Düsseldorfer Gerichten", Edition Virgines, 304 Seiten, 29 Euro

(RP)
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