Düsseldorf Die Entdeckung der Langsamkeit

Düsseldorf · Wer die Räume der Akademie Galerie am Burgplatz betritt, taucht in eine andere Welt ein. In der Welt der Video- und Performancekünstlerin Nan Hoover (1931 - 2008) geht es langsam zu. In der Videoprojektion "Flora" scheint die Zeit sogar stillzustehen. Dem Betrachter fallen die subtilen Änderungen des Bilds nur auf, wenn er den Blick abwendet. Beim nächsten Hinschauen hat sich die Blume gewandelt. Schon immer war die aus New York stammende Künstlerin am Verhältnis von Körper, Raum und Zeit interessiert und daran, wie sich subtiler Wandel manifestiert. In der Zwei-Kanal-Videoprojektion "Doors" sieht man das, Türen mit Griffen, eine Hand streckt sich danach aus, es bleibt das beunruhigende Gefühl, als sei gerade etwas passiert oder würde passieren.

 Bei den Videoprojektionen von Nan Hoover geht es langsam zu.

Bei den Videoprojektionen von Nan Hoover geht es langsam zu.

Foto: Hye-Mi Kim

Ungewöhnlich ist der Lebensweg Hoovers. Nachdem sie sich zunächst der abstrakten Malerei widmete, brach sie mit Anfang 30 aus ihrem Umfeld aus, verließ ihre Familie und zog nach Amsterdam, wo sie Video- und Performancekunst entwickelte. Von 1986 bis 1996 war sie Professorin an der Kunstakademie in Düsseldorf. Kontakt zu ihrer Familie hatte sie nicht, ihre drei Kinder wurden nach ihrem Tod davon überrascht, dass sie Karriere als Videokünstlerin gemacht hatte.

Wenn man in ihr Werk eintaucht, stellt man fest, wie sich die Welt verändert hat. Die ersten Arbeiten entstehen unter Bedingungen, die man heute fast als primitiv bezeichnen würde. Videokunst galt lange als unverkäuflich, bezahlt wurden oft nur Performances, bei denen Künstler und Installation eine Einheit bildeten. Bei "Black and White" wird der Besucher zum Performer. Mit Kameras wird er aufgenommen, wenn er die Lichtmelder im Raum kreuzt, seine Beine und Füße erscheinen auf Schwarz-weiß-Bildschirmen, wo sie eine irritierende Wirkung entfalten. Prorektor Robert Fleck weiß um die Fragilität der Kunstwerke: "Es ist sehr schwer, diese älteren Installationen zu reproduzieren, in diesem Fall spezielle Schwarz-weiß-Fernseher, und natürlich keine Flachbildschirme."

Die Studierenden zeigen sich verblüfft von der Einfachheit der frühen Mittel. Zwar hat Nan Hoover später auch digital gearbeitet. Aber vor allem zeigt diese Retrospektive, zu der auch Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen gehören, eine sensible Künstlerin, die sich dem grellen Schein verweigert und den Dingen auf den Grund geht. Die Installation ist bis zum 17. Januar 2016 zu sehen.

(RP)
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