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Düsseldorf Die Heimkehr von Otto Dix nach Düsseldorf

Düsseldorf · Im Museum Kunstpalast wurde die Sammlung während der Nazi-Zeit zweimal geplündert. Die Spurensuche dauert an.

 Spurensuche im Museum Kunstpalast: Barbara Til (l.), die stellvertretende Leiterin der Sammlungen, und Kathrin DuBois vor einem Gemälde von Otto Dix.

Spurensuche im Museum Kunstpalast: Barbara Til (l.), die stellvertretende Leiterin der Sammlungen, und Kathrin DuBois vor einem Gemälde von Otto Dix.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Zwei Mal reiste die Kommission aus Berlin an, danach waren die Kunstsammlungen der Stadt (heute Museum Kunstpalast) geplündert: 1937 wurden 1062 Gemälde, Skulpturen und Grafiken als sogenannte "entartete Kunst" in Düsseldorf beschlagnahmt, darunter Bilder von Otto Dix, Franz Marc, Ernst Ludwig Kirchner. Und jenseits der großen Namen? Was verschwand von den Wänden des Hauses, und was ist über den Verbleib der Werke bekannt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Forschung bis heute — jüngste Ergebnisse präsentieren zwei Expertinnen des Hauses am 20. März in einem öffentlichen Vortrag.

Düsseldorf stand im Fokus. Nach Berlin, Dresden und Essen wurden nirgendwo sonst in Deutschland so viele Werke konfisziert. "Man hatte ein besonderes Auge auf Düsseldorf", meint Barbara Til, stellvertretende Leiterin der Sammlungen. Wohl deshalb, weil sich das Museum mit seiner "Galerie der Neuzeit", mit Exponaten des Expressionismus und des Jungen Rheinlands verdächtig gemacht hatte.

Bei einer ersten "Säuberungsaktion" am 6. Juli 1937 wurden neun Gemälde beschlagnahmt, die auf der Münchner Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt werden sollten, darunter auch das "Bildnis des Franz Radziwill" von Otto Dix. Einige Wochen später wurden auch die restlichen Bestände zeitgenössischer Kunst abtransportiert. "Man wollte durch den Verkauf der Werke ins Ausland Devisen für das Reich beschaffen", erläutert Kathrin DuBois, Kunsthistorikerin des Museum Kunstpalast. Insgesamt verschwanden 123 Gemälde, zehn Skulpturen und 928 Einzelblätter der grafischen Sammlung.

Im Auftrag der Forschungsstelle "Entartete Kunst" der Freien Universität Berlin untersuchte sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Katja Terlau auch die Vertriebswege dieser "Verwertungsaktion": So wurden drei Gemälde aus Düsseldorf 1938 bei einer Auktion in Luzern versteigert, andere von ausgewählten Kunsthändlern (unter anderem Hildebrand Gurlitt) verkauft. Der "unverwertbare Rest" ging ein Jahr später im Hof der Berliner Hauptfeuerwache in Flammen auf.

"Dabei existierten keine einheitlichen Richtlinien darüber, was als 'entartet' galt", berichtet DuBois. Selbst die Museumsdirektoren seien verunsichert gewesen, was sie ausstellen konnten. Sie zitiert aus einem Brief des damaligen Museumschefs Hans Wilhelm Hupp, der sich wundert, als ihm mitgeteilt wurde, er dürfe das Porträt von Dix "Selbstbildnis mit Nelke" ruhig hängen. Lange glaubte man von diesem Bild, es sei beschlagnahmt worden, die Forscherinnen aber haben herausgefunden, dass Hupp das Selbstbildnis nach Detroit verkaufte — ebenfalls mit Genehmigung.

Akribisch führte das NS-Beschlagnahmeinventar auf, dass 460 der eingezogenen Kunstwerke aus Düsseldorf zerstört wurden. Beinahe ebenso viele sind verschollen. Laut Datenbank der Berliner Forschungsstelle gehören 123 Grafiken heute dem Kulturhistorischen Museum in Rostock, die "Drei Badenden" von Kirchner einem Museum in Sydney, "Rote Abendsonne" von Nolde einer Schweizer Privatsammlung. Fazit: Auf 159 Orte rund um den Globus ist die Kunst aus Düsseldorf verteilt. Zurückgekehrt ist kaum etwas, aber das beschlagnahmte Radziwill-Porträt von Otto Dix wurde 1958 bei einer Auktion erneut ersteigert — und ist heute wieder im Kunstpalast ausgestellt.

(RP)
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