Düsseldorf Die Heiterkeit ließ frösteln

Düsseldorf · "Die Kälte kommt in Strömen, in Flüssen und in Seen / Da wo ich wohne, ist es immer kalt: hier kommt die Kälte", heißt es in einem Lied der Hamburger Band "Die Heiterkeit". Sie hätte wohl keinen passenderen Titel wählen können, um ihr Konzert im Stahlwerk zu eröffnen. Es wirkt, als wäre die Beheizung im Konzertsaal ausgefallen. Die Zuschauer stehen eingepackt in Jacke und Schal vor der Bühne. Und auf der Bühne trägt man graue Wollpullover.

Es herrscht ein allgemeines Frösteln im Raum, das sich auch auf die Stimmung zwischen Band und Publikum überträgt. Man steht sich unschlüssig gegenüber, zwischen Bühne und erster Reihe sind gut zwei Armlängen Platz. Eine richtige Verbindung will nicht aufkommen. Wärmende Momente: Fehlanzeige. Zu diesem Gefühl mag auch der betont kühle, abgeklärte und zuweilen fast gelangweilt wirkende Gestus beitragen, mit dem Frontfrau Stella Sommer ihre Texte vorträgt. Mit ihrer markanten, dunklen Stimme singt sie über Zwiespalt, Dunkelheit und Weltschmerz. Begleitet von schrammeligen Gitarren und sakral arrangierten Synthesizer-Sounds.

Versteinerung in den Gesichtsausdrücken der drei Musikerinnen; nur auf dem Gesicht des Schlagzeugers flackert ab und zu eine Gefühlsregung auf. Natürlich gehört diese inszenierte Lustlosigkeit zum Konzept der Popband aus der Hansestadt. Und natürlich ist auch die musikalische Qualität an diesem Abend keine schlechte - in den meisten Momenten ist sie sogar sehr gut - trotzdem fehlt diesem Konzert die Farbe, das Leben, kurz: der Live-Moment, an dem Publikum und Band eine Fusion eingehen und den Abend gemeinsam bestreiten.

Es mag sein, dass das kühle Charisma von "Die Heiterkeit" live seinen Charme haben kann - im Stahlwerk bringt es die Betriebstemperatur des Ganzen, gepaart mit der Kühlschrank-Atmosphäre der Location, leider um einige Grad zu tief unter Null.

(RP)
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