Düsseldorf Die Königin singt in Düsseldorf

Düsseldorf · Queen Esther Marrow gastiert auf ihrer letzten Tournee mit den Harlem Gospel Singers in der Düsseldorfer Tonhalle.

Eine Majestät kommt zu Besuch. Nicht Elisabeth, sondern Esther Marrow. Sie kann zwar keine 60 Jahre auf dem englischen Thron vorweisen, dafür hat sie aber die Musikszene in mehr als 50 Jahren nachhaltig verändert.

Schon als junges Mädchen sang sie; die Musik begleitete sie durch ihre gesamte Kindheit und Jugend. Im Alter von 19 Jahren kam Marrow aus dem US-Bundesstaat Virginia in den New Yorker Stadtteil Harlem - dieser Ort sollte sie prägen und Namensgeber ihrer späteren Band sein. Mit 22 Jahren sang sie bei Duke Ellington, einem berühmten Komponisten und Pianisten, vor. Zum damaligen Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass sie einmal der Superstar des Gospels werden würde.

Die Harlem Gospel Singers kombinieren Gospel, R&B, Jazz und Soul. Mit dieser Mischung begeistern sie seit einem Vierteljahrhundert ihre Fans und füllen große Konzerthallen. Die Kunst des Ensembles rund um die Frontfrau, die bürgerlich tatsächlich Queen heißt, steckt jedoch neben der musikalischen Komponente im Inhalt der Lieder. Sie singen von ihrem Glauben an Gott, von Liebe und Freiheit. "Die Harlem Gospel Singers und ich glauben die Worte, die wir singen. Wir richten eine klare, ehrliche Botschaft an die Zuschauer", sagt Marrow.

Nach nunmehr 25 Jahren aber macht Queen Esther Schluss. Die 75-Jährige möchte ab dem kommenden Jahr kürzer treten. Bevor es so weit ist, sind sie und ihre Gospel Singers ein letztes Mal auf Europatour: Innerhalb von sechs Wochen treten sie in 30 Städten auf. Bis Anfang Februar führt sie die Tournee außerdem nach Luxemburg, Österreich und in die Schweiz. Auch in Düsseldorf werden sie drei Konzerte geben: in der Tonhalle am Ehrenhof. "Diese Tour ist sehr bewegend für mich. Das Publikum wird eine emotionale Reise durch die Musik erleben", sagt Queen Esther Marrow.

Durch ihre lange Karriere und zahlreiche Gastspiele rund um den Globus hat sie viele Kulturen erlebt. "Ich liebe das europäische Publikum. Es war großartig für so viele Jahre", sagt Marrow. "Ich habe eine Verbindung zu ihm, da ich meine Gefühle mit den Zuschauern teile. Live entsteht eine unglaubliche Verbindung, die die Atmosphäre im Raum magisch macht."

Queen Esther Marrow hat in ihren 75 Jahren nahezu alles gesehen. "Ich hatte viele aufregende Jahre. Es gab einige Höhepunkte in meiner Karriere", sagt sie. Marrow spielte unter anderem gemeinsame Auftritte mit Ray Charles, B. B. King und Bob Dylan. Außerdem sang sie vor Ronald Reagan, George Bush und Bill Clinton. "Das Treffen mit Papst Johannes Paul II. war ein unvergessliches Erlebnis", erzählt die Sängerin. Durch ihr Engagement für die Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen traf sie zur Zeit des Civil Rights Movement in den 50er- und 60er-Jahren Martin Luther King und sang gemeinsam mit ihrem früheren Vorbild Mahalia Jackson "We Shall Overcome".

Ungerechtigkeit und Rassismus begleiteten sie. " Als Schwarze kann ich sagen, dass wir unser ganzes Leben gekämpft haben. Ich nehme an, dass wir den Kampf für Gleichheit fortsetzen werden müssen - nicht nur für uns, sondern für alle."

Obwohl Barack Obama vor acht Jahren zum ersten schwarzen US-Präsidenten gewählt wurde, sieht die Sängerin das Problem bis heute. "Diskriminierung und Rassismus sind immer noch sehr präsent. Die Dinge, die ich bis zum heutigen Tag gesehen habe, beweisen, wie viel Arbeit noch zu tun ist", sagt sie.

Die Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten bestätigt Marrow in diesem Eindruck. "Ich teile nicht die Ansichten von Donald Trump. Er hat unser Land gespalten", sagt sie. "Wir müssen zusammen Dinge verändern. Ich habe die Hoffnung, dass wir einen Wandel hin zum Besseren schaffen."

Auf der Abschiedstournee spendet Queen Esther Marrow einen Dollar pro Ticket an "Ärzte ohne Grenzen". "Ich und die Harlem Gospel Singers vermitteln eine Botschaft von Zusammengehörigkeit, Liebe und Hoffnung. ,Ärzte ohne Grenzen' repräsentiert all diese Dinge", sagt sie.

Die Sängerin beendet ihre Karriere nach der Tournee allerdings nicht so ganz. "Ich orientiere mich stärker Richtung Zuhause", sagt sie. "Ich werde an anderen Projekten arbeiten, auf die ich mich sehr freue. Nach der Tour plane ich, ein Buch zu schreiben, Musik aufzunehmen und viele weitere Dinge zu tun. Gott hat mir ein Geschenk gegeben, das ich nicht müde bin, mit der Welt zu teilen."

(mba)
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