Düsseldorf Die neuen Opern-Scouts

Düsseldorf · Begeisterung fürs Musiktheater ist Voraussetzung für die Amateurkritiker, die nach jeder Premiere ihre Meinung in die Zeitung bringen.

 Die Opernscouts der neuen Spielzeit. Vordere Reihe von links: Jenny Ritter, Hilli Hassemer, Katrin Gehlen, Anna Schudt (rechts dahinter), Anja Spelsberg und Susanne Bunka. Obere Reihe (von rechts): Georg Hess und Roland Schüren. Daneben Opernpressesprecherin Tanja Brill und Opernintendant Christoph Meyer.

Die Opernscouts der neuen Spielzeit. Vordere Reihe von links: Jenny Ritter, Hilli Hassemer, Katrin Gehlen, Anna Schudt (rechts dahinter), Anja Spelsberg und Susanne Bunka. Obere Reihe (von rechts): Georg Hess und Roland Schüren. Daneben Opernpressesprecherin Tanja Brill und Opernintendant Christoph Meyer.

Foto: Andreas Endermann

Ein Herzensprojekt des Intendanten geht in die neunte Runde. Die neuen Opernscouts haben sich formiert und werden am Samstag bei Martin Schläpfers "b.29" ihren ersten Einsatz als "Pfadfinder des Musiktheaters" haben. Die Idee, interessierte Laien nach jeder Premiere zu Wort kommen zu lassen, wurde 2009 von der Oper am Rhein und der Rheinischen Post ins Leben gerufen. Christoph Meyer übernahm sie mit Begeisterung. "Eigene Meinungen und Menschen aus verschiedenen Bereichen sind uns wichtig", sagt er. Oft höre er, dass Kollegen die Oper am Rhein um ihre Scouts beneiden, aber noch immer sei das Projekt einzigartig.

"Sie werden sehen, dass es schon auch eine Herausforderung bedeutet", gab er der Gruppe beim Treffen mit Pressesprecherin Tanja Brill mit auf den Weg. "Sie müssen sich anders als sonst konzentrieren, um das Erlebte sofort zu reflektieren." Neben ihrer Kurzkritik in der RP verpflichten sich die Scouts, Beiträge für einen Blog zu liefern, den Helen Bornholdt betreut - sie leistet ihr freiwilliges soziales Jahr in der Oper ab.

Die neuen Mitglieder sind hoch motiviert. "Ich hatte das Glück, als Kind an Oper und Klassik herangeführt zu werden", sagt Susanne Bunka. Die gelernte Kinderkrankenschwester erfüllte sich vor drei Jahren den Traum von der Selbständigkeit. Mit Tochter Katharina betreibt sie das familienfreundliche "Angercafé" in Urdenbach, hält dort auch Lesungen und kleine Konzerte ab und gründete eine eigene Gesangsgruppe. Jenny Ritter besucht regelmäßig das Ballett und freut sich darauf, künftig ihre Meinung einbringen und aufschreiben zu können. Mit "Rheingold" machte die Lehrerin für Thai Chi Chuan ihre erste Wagner-Erfahrung, "und es war schöner, als ich dachte." Die Sozialpädagogin Anja Spelsberg arbeitet an sozialen Brennpunkten, ist in der ambulanten Familienhilfe und im SOS-Kinderdorf Urdenbach tätig. Sie begleitete mehrmals eine Kollegin, die als Scout in der Oper war. "Jetzt brenne ich darauf, selber aktiv zu werden", sagt sie. "Meine Oma hat mich für die klassische Musik begeistert, ich werde sie sicher manchmal mitnehmen." Hilli Hassemer ist als freischaffende Malerin seit 20 Jahren in Düsseldorf heimisch. "Die Stadt blieb mir lange fremd, ich fand keinen Bezug zu ihr", erinnert sie sich. "Bis mich ein befreundeter Hardcore-Wagner-Fan in die Oper mitnahm. Das half mir damals, Düsseldorf zu mögen." Genaues Sehen sei Teil ihres Berufes, es schriftlich festzuhalten, eine neue reizvolle Erfahrung, glaubt Hilli Hassemer. Darauf ist auch Katrin Gehlen gespannt. "Ich interessiere mich für alles, was schön ist", sagt die selbständige Modedesignerin, die sich in ihrem Atelier auf Maßanfertigungen spezialisiert hat. "Ich hatte zuletzt nur selten Gelegenheit, in die Oper zu gehen. Deshalb bin ich sehr angetan, auf diese Weise wieder reinzukommen."

Blieb ihr Zeit für Kulturgenüsse, zog Schauspielerin Anna Schudt bisher meist das Theater vor. Weil es ihr am nächsten lag und auch ihr Mann dort oft zu sehen ist: In Moritz Führmann verliebte sie sich als "Anna Karenina" auf der Bühne des Schauspielhauses. "Ich finde es großartig, dass ich jetzt mehr Opern erleben werde", sagt Schudt, die im Fernsehen als Dortmunder "Tatort"-Kommissarin unterwegs ist. Drei bisherige Scouts sind weiterhin dabei: Maren Jackwerth, Rechtsanwältin und Vorsitzende des Rheinischen Stifterforums. Der Notarfachreferent Georg Hess, der zuvor keinerlei Opern-Kenntnisse hatte, sich dann besonders von "Otello" und dem Ballett begeistern ließ. Und Bäckermeister Roland Schüren: "Auch ich hatte vorher null Opern-Erfahrung und finde es total klasse, dabei zu sein. Am meisten gespannt bin ich auf die Fortsetzung des ,Ring'."

(RP)
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